Mo., 28.01.19 | 04:50 Uhr
Das Erste
Ruanda: Einmal im Monat ist Kehrtag
In Ruandas Hauptstadt Kigali ist selten so richtig viel Verkehr, aber einmal im Monat sind die Straßen sogar komplett leer. Dann ist "Umuganda" – Kehrtag, am letzte Samstag im Monat. Kurz vor 8 Uhr morgens huschen noch ein paar Menschen über die Straßen. Die Geschäfte sind verrammelt. Nach 8 Uhr geht nichts mehr – sonst droht ein Knöllchen.
Der "gemeinschaftliche Kehrtag" ist für alle Ruander im ganzen Land staatlich verordnet. Alt und Jung schippen, hacken und säubern – zum Beispiel werden Mückennestern im hohen Gras vernichtet. Dies ist eine Maßnahme gegen Malaria.
Ruandas Vision 2050
"Umuganda ist ein Teil von Ruandas Vision 2050. Ich wünsche mir, dass unser Land als Paradies bekannt wird", sagt Aimée Diana. Klingt nach "Regierungssprech", aber gute Stimmung ist tatsächlich bei allen Umuganda-Teilnehmern spürbar. Es wird gesungen und getanzt.
Umuganda gibt es in Ruanda schon seit der Kolonialzeit – richtig ernst genommen wird das kollektive Schuften aber erst seit Präsident Kagame nach dem blutigen Völkermord 1994 an die Macht kam. "Das hier ist der beste Weg, Wunden in der Gesellschaft zu heilen. Keiner soll sich allein gelassen fühlen. Wer andere braucht, dem wird geholfen", erklärt ein Teilnehmer am Kehrtag.
Nach zwei Stunden Ackern, Schuften und Klönen treffen sich alle Anwohner, um ihre Anliegen zu besprechen. Die Stimmung ist fröhlich. "Wir helfen einander", sagt eine Frau. Das sei doch schließlich alles, was es auf der Welt brauche.
Autorin: Sabine Bohland, ARD Studio Nairobi
Stand: 13.09.2019 01:04 Uhr
Kommentare