So., 04.05.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
Russland: Ein Volk im Nationalrausch
Ein Meer an Ballons und Flaggen in den russischen Nationalfarben. Eine gigantische Selbstinszenierung auf dem Roten Platz. Erstmals seit Ende der Sowjetunion fand die Mai-Kundgebung wieder hier statt - mit einem Loblied der Pioniere auf die schöne Heimat und ein sorgenloses Leben.
Aus dem ganzen Land waren sie gekommen, um daran teil zuhaben und um zu zeigen, wie stolz sie sind auf ihr Land – gerade jetzt, wo sie sich vom Westen angegriffen fühlen.
Mit dabei die Kommunisten: Früher wäre es ihnen um "faire Löhne für anständige Arbeit" gegangen – eigentlich das Motto des Marsches.
Doch heute geben auch sie sich patriotisch, auch Oleg Jemeljanov, rechts im Bild: "Russen ergeben sich nicht" steht auf dem T-Shirt seines Ortsvereins. Er hat sie eigens für den Marsch gedruckt. Oleg kommt aus einer kommunistischen Tradition.
Oleg Jemeljanov:
Reporterin:
Oleg Jemeljanov:
Und so lassen sie die guten alten Zeiten hochleben und träumen vom Glanz der Sowjetunion, deren Zerfall viele hier als Verlust empfunden haben.
Vera Pavlovna:
Und was ist mit Putin?
Vera Pavlovna:
"Putin hat recht" steht auf diesem Plakat.
Und hier die Ultra-Patrioten mit ihren St. Georgs-Fahnen. Sie knüpfen an alte militärische Traditionen an: Das Georgwappen – ein Zeichen für Tapferkeit.
Vladimir Putin – für sie der Garant für Stabilität?
Oksana, Ärztin:
Ein Mann:
"Hurra! Die Krim ist wieder zu Hause" konnte man hier lesen.
Gleich mehrere Plakate feiern die Annexion der Krim.
Und zur Feier des Tages spielt der alte Herr Popmusik und Folklore von der Krim.
"Die Krim und Russland gehören zusammen – für immer". Gleich mehrere Wandgemälde zieren nun Moskaus Straßen.
Reisebüros bieten günstige Angebote an. Die Regierung appelliert an die nationalen Instinkte. Statt ins feindlich gesinnte Ausland, sollen die Russen jetzt auf der annektierte Halbinsel Urlaub machen.
Alexej Visokanov, Reisebüro Multitur:
Alle die, die nicht im Patriotismus schwelgen und gegen den Strom schwimmen, werden ausgegrenzt. Ich treffe den Menschenrechtler Lev Panomarov in einem Wald. Er will in seinem Wohnviertel nicht mit ausländischen Journalisten gesehen werden.
Lev Panomarov, Menschenrechtsaktivist:
Lev Panomarov:
Voller patriotischer Gefühle auch diese Gruppe junger Künstler. Mit ihren Bildern wollen sie den Präsidenten unterstützen.
Dimitry:
Mit ihren Bildern laufen sie durch die Parks und Einkaufszentren. Hier auf diesem Bild wird Russland ausgepeitscht.
Alina:
Zweifel lassen sie nicht aufkommen. Für viele ist Putin der Held der Stunde. Und sie wollen ihm folgen, wohin er sie auch führt.
Autorin: Birgit Virnich / ARD Moskau
Stand: 05.05.2014 00:09 Uhr
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