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Sambia: Schule aus dem Radio

Sambia: Schule aus dem Radio | Bild: BR

Dieser Sound ist so etwas wie ihre Schulglocke. Wenn das blaue Radio anspringt, geht es los für die Sechstklässler in Chikuni mit dem Unterricht aus dem Lautsprecher: Ein bisschen Mathe, ein bisschen Englisch, aber auch ganz praktisches Wissen: Wie schützt man sich vor HIV zum Beispiel. Eine Stunde, jeden Tag, dann wandert das Radio zur nächsten Klasse.

Ein Mädchen:

»Hierherkommen ist wichtig, weil wir hier lernen zu lesen und zu schreiben.«

Ein Junge:

»Durch die Schule habe ich vielleicht eine Chance, einmal von hier wegzukommen.«

Ein Mentor aus dem Dorf hilft den Kindern zu verstehen und nachzuarbeiten, was da aus dem Radio kommt, ehrenamtlich.

Christopher Chizanda, Mentor:

»Dieses Radio ist ein überlebenswichtiges Werkzeug für die Kinder und ihre beste Chance, aus der Armut herauszukommen. Ohne die Radio-Schule gäbe es überhaupt keine Zukunft für die Kinder hier in Chikuni.«

Ein Sprecher von Radio Chikuni
Ein Sprecher von Radio Chikuni | Bild: Bild: BR

Ihnen eine Zukunft ermöglichen, den Horizont erweitern – das wollen die Macher von Chikuni-Radio. Seit 15 Jahren schon läuft das Lernprogramm. Die einzelnen Lektionen, produziert vom sambischen Bildungsministerium und von Chikuni aus gesendet. Inzwischen erreichen sie damit jedes Jahr 2000 Kinder in 18 weit entlegenen Dörfern.

Jyde Hamoonga, Programm-Manager Radio Chikuni:

»Die staatlichen Schulen sind zu weit entfernt. Deshalb wollten wir die Schulen näher zu den Kindern bringen, durch das Radio. Und über die Jahre sind die Schulen gewachsen. Die Kinder, die hier gestartet sind, haben weiterführende Schulen besucht. Und jetzt können sie selbst für sich sorgen, durch das Radioprogramm.«

80 Prozent der Kinder würden hier, auf dem Land, weit entfernt von der Hauptstadt Lusaka nicht lesen, schreiben oder rechnen lernen. Betty ist eine von ihnen: neun Jahre ist sie alt und geht jetzt in die vierte Klasse. Wenn sie groß ist, möchte sie vielleicht auch Lehrerin werden, erzählt sie uns, am liebsten für Mathe.

Betty:

»Heute war Minus- und Plusrechnen dran. Das macht mir am meisten Spaß, weil es einfach ist.«

Ohne den Unterricht aus dem Radio könnte sie das heute nicht.

Hütten in Feldern
Hütten in Feldern | Bild: Bild: BR

Hier leben Betty und ihre drei Geschwister: 15 Kilometer entfernt von der nächsten staatlichen Grundschule – viel zu weit wäre der tägliche Fußmarsch. Außerdem könnten ihre Eltern das geringe Schulgeld nicht bezahlen. Schon jetzt müssen alle mit anpacken, damit die Familie durchkommt, auch die Kinder. So ist es in den meisten Familien im ländlichen Sambia.

"Vor der Schule mache ich hier Zuhause sauber", erzählt Bettys Schwester Prosperina. "Und wenn ich wiederkomme, kümmere mich um die Pflanzen im Feld: ich hole Wasser oder helfe meiner Mutter beim Kochen.“

Am Nachmittag arbeitet die Familie im Maisfeld. Jede Hand wird gebraucht. Doch es war zu lange zu trocken in Chikuni. Die so wichtige Ernte wird mickrig ausfallen diesen Herbst. Die Eltern haben Angst, dass die Vorräte nicht reichen werden, um ihre vier Kinder das nächste Jahr über zu ernähren.

Chris Mapanza, Vater:

»Ich bete, dass die Mädchen durch die Schule vielleicht ein besseres Leben bekommen und uns später unterstützen können.«

Eunice Cheelo Mapanza, Mutter:

»Die Radio-Schule ist gut, weil die Kinder da auch keine Uniform brauchen. Die könnten wir uns gar nicht leisten. Ich hoffe, dass sie vielleicht sogar einen Abschluss machen und auf eine richtige, staatliche Schule gehen können.«

Eunice Cheelo Mapanza
Eunice Cheelo Mapanza | Bild: Bild: BR

Doch nicht alle Eltern in der Gegend verstehen, warum es sich lohnt, die Kinder in die Schule zu schicken. Auch deshalb bekommen die Schüler neben dem Unterricht auch ein kostenloses Mittagessen, als Anreiz. Meistens gibt es einen Brei aus Mais, den sie selbst anbauen, im eigenen Schulgarten.

Christopher Chizanda:

»Wir wollen, dass die Kinder Erfolg haben. Dafür müssen sie regelmäßig kommen. Und wir haben festgestellt, dass das besser funktioniert, wenn sie hier auch etwas zu essen bekommen. Außerdem unternehmen wir so etwas gegen ihre Unterernährung.«

Aufgetankt und mit neuer Energie geht es weiter. Der eine oder andere von ihnen wird es vielleicht schaffen, seinen Traum von einem besseren Leben zu verwirklichen – wie auch immer das aussehen mag, auch dank dem Unterricht aus dem kleinen blauen Radio.

Autorin: Joana Jäschke, ARD-Johannesburg

Stand: 14.04.2015 17:48 Uhr

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