So., 30.11.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
Südafrika: Die farblosen Schwarzen
Anders auszusehen, hier auf der Fashion Week in Johannesburg ist das ein Vorteil. Als Model ist Sanele gefragt, nicht trotz, sondern wegen seines außergewöhnlichen Aussehens als Albino.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Modewelt Albinos für den Laufsteg entdeckte. Sanele profitiert jetzt davon. Noch vor ein paar Jahren wäre sein Aussehen als sonderbar abgestempelt worden.
Sanele Xaba, Model:
Sanele ist selbstbewusst. Und hier auf der Fashion Week trifft er auf eine weiße Designerin aus Kenia, deren Kollektion eine starke Botschaft hat, ein politisches Statement.
Ann McCreath, Modemacherin:
Dies ist der positive Teil einer Geschichte über Menschen mit Albinismus in Afrika. Sanele ist ein gefragtes Model.
Aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Viel weiter verbreitet sind noch immer die Vorurteile, tief verwurzelte Vorurteile, die auch die Heilerin aus dem Township kennt. Sie verbreitet sie nicht selbst, nicht mehr, wie sie sagt, aber die Ahnen: Und die sprechen durch sie mit einem tiefen Stöhnen, glauben noch fest daran.
Annah Pulane Shilaku, Heilerin:
Und dann gibt es die Gerüchte, dass das Fett der Farblosen eine starke Kraft hat, eine gute Medizin ist.
Im Township hält sich dieser Glaube hartnäckig. Andrew ist hier aufgewachsen. Mit 23 Jahren hat er zwangsläufig gelernt, damit umzugehen. Trotzdem ist es hart immer angestarrt und ausgegrenzt zu werden.
Andrew Manaswa:
In seiner Nachbarschaft ist Andrew einigermaßen anerkannt. Mittlerweile wissen er selbst und die Menschen um ihn herum auch ein bisschen mehr über die angeborene Pigmentstörung.
Andrew Manaswa:
Andrew war der erste in der Familie mit dem Gendefekt, der rezessiv vererbt wird. Es ist also nicht ungewöhnlich, dass acht von Andrews zehn Geschwistern schwarze Haut haben. Die zwei jüngsten Geschwister haben auch die pigmentlose Haut, die weißen Haare und die angeborene Kurzsichtigkeit geerbt.
Beim ersten Kind musste die Mutter noch erklären, ob sie heimlich eine Affäre mit einem Weißen hatte. Noch so ein Vorurteil, mit dem sie umgehen müssen.
Violet Manaswa, Mutter von drei Kindern mit Albinismus:
Einfach ist es für sie nicht, besser aber als in andren afrikanischen Staaten. Dort werden Körperteile von Albinos verkauft, weil ihnen heilende Kräfte zugeschrieben werden.
Andrew Manaswa:
Den Job in einer Firma hat er trotzdem aufgegeben. Zu groß waren die Anfeindungen. Jetzt schlägt er sich mit Autowaschen durch. Da ist er sein eigener Herr, umgeben von Menschen, die ihn kennen und wohl deshalb bereit sind, die Vorurteile zu überdenken.
Ein Mann:
Ein anderer Mann:
Albinismus kommt in Afrika viermal häufiger vor als in Europa. Aber nur langsam weichen die Vorurteile einem Verständnis für die farblosen Schwarzen.
Sanele Xaba, Model:
Saneles Erfolg als Model trägt dazu vielleicht auch ein bisschen bei. Eines zumindest hat sich jetzt schon verändert: Kinder mit Albinismus werden nicht mehr versteckt wie früher einmal.
Autor: Ulli Neuhoff, ARD Johannesburg
Stand: 05.01.2015 09:14 Uhr
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