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Brasilien: Die Brände im Regenwald

Brasilien: Die Brände im Amazonas-Gebiet | Bild: BR / Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro

Vinícius de Arruda ist im Stress: überall schwelen Brände, sie brechen plötzlich aus und immer dort, im dichten Unterholz, wo man sie kaum erwartet. Gerade jetzt, zur Mittagszeit, ist es am schlimmsten. Denn der nun aufkommende Wind wirkt als Brandbeschleuniger. Und: Das Thermometer klettert auf 38 Grad.

Für Vinícius und seine Kollegen ein Wettlauf gegen die Zeit. Meist können sie lediglich die Geschwindigkeit der Feuersbrunst verlangsamen, mehr nicht.

Ökosystem und Hotels gefährdet

Die Brände fressen sich durch das Ökosystem Pantanal und bedrohen dort ein Hotel, das sich auf nachhaltigen Tourismus spezialisiert hat. Für die Betreiber ist es die zweite Tragödie in diesem Jahr: Erst kam die Pandemie, jetzt die Brände. Diese seien die schlimmsten seit 22 Jahren, sagt der Hoteldirektor und zeigt auf die weiße Marke an den Bäumen. Bis dorthin kam sonst immer das Wasser. In diesem Jahr jedoch ist der Fluss kaum angestiegen. Ein Wetterphänomen – mit dramatischen Folgen: das Feuchtgebiet Pantanal – mit einem Mal staubtrocken.
So entstehen unzählige Brandherde gleichzeitig. Und verwandeln – in Windeseile – ganze Landstriche in Mondlandschaften.

Sie bedrohen auch ein einzigartiges Naturschutzgebiet – gleich neben dem Hotel. Hierher pilgern Touristen aus aller Welt, um bei der Safari auf den Flüssen Tiere in freier Wildbahn zu beobachten: Aras, den Storchenvogel Jabiru – und: Jaguare.

Die Regierung ist sensibilisiert

Das Ausmaß der Flammen hat nun auch die brasilianische Regierung auf den Plan gerufen. Präsident Bolsonaro entsandte das Militär zur Unterstützung. Doch auch der Armee fehlen Löschflugzeuge für die Bekämpfung der unzähligen Feuer.
Neue Flieger wollten eigentlich Norwegen und Deutschland finanzieren. Doch Bolsonaro ließ die Gelder dafür – aus dem so genannten „Amazonas-Fonds“ – einfrieren. Bis heute.

So bleiben den Rettungskräften gerade mal zwei Maschinen, die ununterbrochen Wasser ablassen: 3000 Liter pro Flug.

Aus Sicht der Leiterinnen des Pantanal-Naturschutzgebiets tue die Bolsonaro-Regierung eindeutig zu wenig für den Brandschutz. Sie habe schlicht kein Interesse an der Bewahrung der brasilianischen Reservate.

Die Einsatzkräfte sollen auch mögliche Brandstifter aufspüren. Bislang jedoch ohne Erfolg. Für Feuerwehrmann Vinícius steht der nächste Einsatz an: ein neuer Brand – mitten im Reservat. Jetzt zählt jede Minute. Denn schon wieder sind die Flammen plötzlich aufgetaucht und innerhalb kurzer Zeit außer Kontrolle geraten. Die Rauchschwaden am Horizont lassen nichts Gutes erahnen. Auf den Booten, auf denen sonst Touristen reisen, nähern sich jetzt die Rettungskräfte dem Feuer. Am Ufer angeln Kleinbauern. Haben womöglich sie die Brände gelegt, die überall auftauchen?

Es könne auch sein, dass sich das Flammenmeer von alleine weiterverbreitet, erklärt der Bootsführer. Vinícius ist angekommen, in der Nähe der Rauchsäule. Hinweise zur Brandursache finden sie keine. Solange der Wind nicht umschlägt, kämpfen sie an der Feuerfront: David gegen Goliath. Und auch dieses Mal werden die Flammen zu gewaltig, bedrohlich. Sie rücken dieser Hütte eines Waldhüters gefährlich nahe.
Nachdem sie Matratzen und Geschirr ausgeräumt haben, bleibt den Rettungskräften nur noch Schadensbegrenzung. Dank feuchter Außenwände sollen die Flammen diese Hütte verschonen – so ihre inständige Hoffnung.
Die Brandkatastrophe beenden kann nur Regen. Doch der wird hier frühestens in einigen Wochen erwartet.

Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro

Stand: 05.09.2020 22:40 Uhr

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