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Brasilien: Padre Júlios Kampf gegen das Corona-Elend

Brasilien: Padre Júlios Kampf gegen das Corona-Elend | Bild: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Adeleke Anthony Fote

Am Ende ist die Frage: hat man Essen oder hat man keines. Darum geht es für die meisten der Menschen, um die Padre Julio sich kümmert. Der katholische Priester hilft Obdachlosen, für die Brasiliens Regierung sich nicht interessiere, sagt er. Darum müssten es eben andere tun.

Padre Julio ist längst geimpft, trotzdem schützt er sich vor Ansteckung, wenn er die Verlierer der brasilianischen Gesellschaft aufsucht. Durch Corona werden es immer mehr. Wer in Brasilien vor der Pandemie einen schlecht bezahlten Job ohne Arbeitsvertrag hatte, den hat Corona oft endgültig ins Elend gestürzt. Giovanni und sein Bruder etwa leben in Sao Paulo, der reichen Wirtschaftsmetropole Brasiliens, seit einem Jahr auf der Straße. Wir finden schon noch einen Platz für euch in einer Unterkunft, beruhigt Padre Julio die beiden und sagt: "Diese hier sind meine Freunde."

Reiche Stadt – viele Arme

Sao Paulo ist eine reiche Stadt. In den Vierteln der Wohlhabenden sieht man vom Elend der Corona-Verlierer noch nichts, aber sonst fast überall. Brasiliens Regierung hat Corona-Nothilfen für Arbeitslose drastisch reduziert. Für Leute wie Giovanni und seinen Bruder gibt es keine staatliche Unterstützung. Sie leben von Almosen, weit weg von ihrer Familie.

Nicht jeder der vielen Obdachlosen in Sao Paulo lebt wegen Corona auf der Straße – oft spielen auch Drogen eine entscheidende Rolle beim sozialen Abstieg. Doch die Pandemie sorgt dafür, dass Leute, die ihren Job verlieren und die Miete nicht mehr bezahlen können, sich plötzlich mit ihren Kindern auch ganz unten wiederfinden, wo ohne viel Skrupel um den eigenen Vorteil und ums Überleben gekämpft wird.

Amanda, Jonathan und ihrem zwei Monate alten Sohn steht das womöglich auch bevor. Die Familie lebt in einem besetzten Haus, der Besitzer will räumen lassen. Als Jonathan wegen Corona seinen Job in einer Restaurantküche verlor, hat er sich Bürsten, Scheren und ein Karten-Lesegerät gekauft, will seine Familie als Friseur durchbringen. Jetzt sucht er einen Job in einem Salon – bislang ohne Erfolg. Padre Julio steckt ihnen ein bisschen was zu. Das eigentliche Problem sei, dass die Reichen in Sao Paulo Armut wollen, sagt er, ein Heer billiger Arbeitskräfte ohne Rechte – und die Regierung nichts dagegen tue. Das könne er nicht ändern: "Ich denke, vorher werde ich sterben. Dieses System wird noch lange bestehen."

Eines Tages aber, ist Padre Julio überzeugt, würden Brasiliens Arme die Reichen vom Thron stoßen. Und auf seinem Grab ihren Sieg feiern.

Autor: Volker Schwenck, ARD Rio de Janeiro

Stand: 10.10.2021 22:02 Uhr

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