Mo., 26.06.17 | 04:50 Uhr
Das Erste
Schnappschuss China: Warum laufen Chinesen so gerne rückwärts?
Besser für die Knie
China, höher, schneller, weiter. Das Land, das immer vorwärtsstrebt. Überall wollen sie Bester sein. Fortschritt. Die Richtung ist klar: nach vorne. Und dann das: Sie sind unterwegs, in Peking, in ganz China. Drehen sich einfach so um. Machen nicht mit bei all dem Vorwärtsdrang. "Ni hao", grüßt eine Frau. Ja, hallo ihr Rückwärtsgeher. Ich frage mich: "Wieso gehen die Chinesen rückwärts?"
Na, wieso, Herr Zhao? Er muss es wissen. Jeden Tag Frühsport im Rückwärtsgang. "Der Arzt sagt, dass es von Vorteil für die Gesundheit ist. Durchs Rückwärtsgehen wird der Druckpunkt im Knie verlagert. Das ist für die Knie einfach besser." Und wie bei jedem Sport: "Immer schön dranbleiben." "Ja, das stimmt" meint auch er. "Durch das Rückwärtsgehen wird mir wohl ums Herz." Und lässig geht’s weiter.
Das Spirituelle im Daoismus geht nach hinten
Aber: es muss doch noch mehr dahinterstecken. Wenn die Mönche im Kloster Weiße Wolke rückwärtsgehen, dann scheint das noch andere Dimensionen zu haben. Daoismus, Chinas Urreligion. Mönch Zhou erklärt mir, was in den Schriften steht: "Das Materielle im alltäglichen Leben geht nach vorne, das Spirituelle im Daoismus geht nach hinten." Aha, das Spirituelle geht also nach hinten. Und ich auch. Hände erwärmen, auf die Nieren und nach hinten tasten, aber niemals gerade, sondern immer schräg. Das sei Rückwärtsgehen mit Sinn. Ich auf jeden Fall müsste das noch üben.
Zurück an der Basis. Was macht man, damit man nicht hinfällt? Der clevere Rückwärtsgeher kennt seine Strecke genau und kann dann sogar gleichzeitig Nüsse in der Hand bewegen. Und wichtig: …. sich nicht durch eine Reporterin ablenken lassen.
Ein FIlm von Sascha Storfner, ARD-Studio in Peking.
Stand: 16.07.2019 03:17 Uhr
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