So., 16.05.21 | 19:20 Uhr
Das Erste
EU: Grüner Impfpass
Wann kommt er und wie sicher ist er? Und werden sich die EU-Mitgliedsstaaten wirklich auf eine gemeinsame Lösung in der Praxis verständigen können? Fragen, die mit der Ankündigung zum gemeinsamen EU-Impfausweis aufkommen und beantwortet werden müssen. Wenn er wie geplant käme, dann wäre das eine Erleichterung für alle, die diesen Sommer in die Ferien fahren wollen.
Hoffen auf Touristen im Sommer
Noch immer herrscht auf der griechischen Insel Chalki bei Rhodos gespenstische Ruhe. Wo sonst entspannte Urlaubstimmung ist gibt es seit einem Jahr eher Depression. Der Fischer Alekos Sfyriou braucht jetzt dringend einen guten Sommer. "Alle diese kleinen Inseln warten doch auf Touristen, sagt dieser Fischer, wenn sie kommen essen sie den Fisch, den ich fange. Nun sind die Preise schlecht für meinen Fang, im Sommer ist es anders, da sind die Preise höher wegen der Touristen, und deshalb will jeder, dass sie wiederkommen." Die Griechen wollen alles dafür tun. Erst bekommen, wie auf Samos, Inselbewohner ihre Impfungen, damit die Touristen sicher sind. Die können auf dieses europäische Gesundheitszertifikat hoffen. Es soll zeigen, ob man geimpft, genesen oder zumindest negativ getestet ist.
Und dass es dazu kommt, daran arbeiten die Firmen T-Systems und SAP mit Hochdruck. Im Mittelpunkt: Ein QR-Code. "Wenn das Handy da drauf guckt", erklärt Peter Lorenz von T-Systems, "da kann es da drin die entsprechenden Daten finden entweder ein Zertifikat, einen Test oder ein Genesenden-Zertifikat und den Test auch in zwei Richtungen als PCR oder als Schnelltest, das können sie hier drin alles verstecken." So spröde die Büros der Entwickler sind, so ausgeklügelt ist das System, es verbindet europaweit Daten und bündelt sie in dem QR-Code. An der Grenze oder am Flughafen wird der dann gescannt. Und schon soll der Nachweis da sein: Urlauber ist geimpft, getestet oder von Covid genesen. "Wir haben auch dafür jetzt nur noch zwei Wochen, in denen wir erfolgreich sein müssen. Also, diese Woche zum Beispiel und nächste Woche werden wir sehr viel mit den Mitgliedsstaaten arbeiten, um die anzuschließen an das Gateway."
Kommt der Impfpass bis Ende Juni?
Viele EU-Länder haben bereits selbst digitale Impfpässe, jene die noch keines haben, bekommen eine Vorlage gestellt. Diese Zertifikate werden nun europaweit gültig. Die Berechtigten bekommen einen individuellen QR-Code. Mit ihm können die Daten auf ihre Echtheit überprüft werden. Technisch ist man soweit, die ersten Länder sind angedockt. In vielen Ländern der EU sind die Impfdaten bereits zentral erfasst. Deutschland allerdings hinkt noch hinterher und arbeitet an einer Lösung. Experten fürchten: Bis Juni kann es eng werden. Didier Reynders ist EU-Kommissar und in Brüssel zuständig für das Impfzertifikat. Länder, die besonders vom Tourismus abhängen, machen Druck. Reynders ist optimistisch, er meint, es funktioniert. "Es wird umsonst sein für alle. Es wird ein Recht sein für jeden Bürger, es zu bekommen, entweder als Papier oder digital, wenn sie kein Smartphone nutzen wollen, können sie es als Papier bekommen. Mit einem richtigen Datenschutz. Nur die Identifizierung des QR-Codes, aber kein Austausch von Daten."
Die EU wäre nicht die EU, wenn nicht doch noch Fragen offen wären. Ob auch die weniger zuverlässigen Schnelltests für die neue Reisefreiheit ausreichen? Und: Die Mitgliedsstaaten wollen weiterhin über etwaige Quarantänemaßnahmen von Reisenden selbst bestimmen. Aber daran dürfte es letztlich nicht scheitern. Denn die Sehnsucht nach der ersten Reise ist groß. Das Impfzertifikat kann also kommen. Für den unbeschwerten Abflug in den Sommerurlaub muss es dann nur noch funktionieren.
Autor: Michael Grytz, ARD-Studio Brüssel
Stand: 16.05.2021 21:39 Uhr
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