So., 03.09.23 | 18:30 Uhr
Das Erste
Griechenland: Gemeinsam gegen die Waldbrände
Druckbetankung: 3.000 Liter Löschflüssigkeit müssen in den Bauch des deutschen Löschflugzeugs. Danach ist noch das zweite deutsche Flugzeug dran, und erst dann können sie starten. Die beiden deutschen Maschinen fliegen immer nur gemeinsam in den Einsatz, koordiniert vom Chef der Boden-Crew Martin Voß. "Das kostet in der Tat Zeit, aber beim Anfliegen ist es besser zu sehen, wie sich die Abwürfe ergänzen", erklärt der Experte vom niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz.
Eine halbe Stunde später: Es geht los. Wenige Kilometer von Athen entfernt ist ein Brand neu entfacht. Er war bereits gelöscht, aber die Hitze am Boden und der Wind lässt die Feuer immer wieder aufflammen. Die deutschen Flugzeuge sollen ihn in etwa 15 Minuten erreichen. Neun Tage in Folge sind die Flugzeuge aus Niedersachsen in Griechenland im Einsatz, um vor allem Dörfer und Siedlungen zu schützen - immer in Abstimmung mit der Feuerwehr am Boden.
In der Ortschaft Fyli hat sich der Einsatz gelohnt. Auch wenn es nicht danach aussieht, weil alles mit Asche überzogen ist. Das Haus und die angrenzende Taverne von Yiorgos und seiner Familie konnten dank der deutschen Flieger und der Feuerwehr am Boden gerettet werden. "Die Feuerwehrleute haben alles gelöscht. Wir möchten uns bedanken", Yiorgos Reppas.
Griechenland kann die Brände allein nicht mehr bekämpfen
Die deutschen Lösch-Flugzeuge haben unterdessen das Einsatzgebiet erreicht. Klaus Wosnitzer von der Boden-Crew hält Kontakt zu den Maschinen: "Auf dem Radar kann ich sehen, wo die Flugzeuge unterwegs sind und abwerfen." Griechenland kann die Brände allein nicht mehr bekämpfen. Im Juli hat das Land die EU um Hilfe gebeten. Deutschland rüstet bei der Waldbrandbekämpfung auf: Die Löschflugzeuge hat das Land Niedersachen erst im Mai geleast und nun bereitgestellt. "Es gibt unheimlich viel, was wir dazulernen könne, also an Erfahrung, die wir sammeln. Man merkt, dass sich eine Routine auch einspielt. Mit dem Zeit und den Tagen ist das auch sehr hilfreich und eine gewisse Ruhe da drin ist, dass Dinge immer gut überlegt funktionieren. Und nichts so irgendwo: Keine Schnellschüsse entstehen, die auch Risiken bergen", sagt Martin Voß.
Die Piloten gehören zu dem Subunternehmen und kommen aus Argentinien. Gefährlich ist für sie das unbekannte bergige Gelände, im Rauch schwer einzuschätzen. Sie müssen tief fliegen, um effektiv löschen zu können. Anfang August ereignet sich ein tödlicher Unfall mit einer griechischen Maschine Das Löschflugzeug bleibt an einem Baum hängen, der Pilot stirbt. Gefährlich ist auch die Feuerbekämpfung am Boden. Die Anwohner löschen mit dem, was sie finden. Wegen des Winds verbreiten sich die Feuer extrem schnell und wechseln die Richtung.
Löschflugzeuge aus Niedersachsen im Einsatz
Griechenland erlebt einen Brand-Sommer. Im Nordosten an der Grenze zur Türkei lodert der größte zusammenhängende Waldbrand in der Geschichte der EU. 20 Menschen sind bisher ums Leben gekommen, ein Naturschutzgebiet – so groß wie ein Drittel des Saarlands – wurde zerstört.
Die deutschen Maschinen fliegen ihre Einsätze bislang rund um die Hauptstadt Athen. Jetzt haben sie die Löschstelle erreicht. Der Brand ist hier bereits eingedämmt. Die Piloten wollen verhindern, dass sich neue Brandnester bilden. Das Lösch-Wasser ist mit Aluminium-Hydroxid vermischt, so verdunstet es langsamer, und hemmt die Brennbarkeit der Pflanzen. Nach fünf Abwürfen endet heute der Einsatz. Für Pilot Lorenzo Greco aus Argentinien ist es Routine. Und trotzdem erschüttert ihn diese Arbeit immer wieder: "Das ist sehr traurig. Man sieht, was zerstört ist. Es ist kein schöner Job."
Das Team am Boden befüllt die Maschinen unmittelbar nach dem Ende des Einsatzes, damit die Löschflugzeuge bei Bedarf schnell starten können. "Es ist wieder extrem warm, wir haben wieder stärkeren Wind. Wenn jetzt wieder in den Bergen ein Feuer entsteht, dann kann es sich schon schnell wieder ausbreiten. Die Flugzeuge sind jetzt wieder befüllt. Also von aus kann es wieder losgehen, egal wohin", erklärt Martin Voß. Der Sommer in Griechenland ist noch lang.
Autor: Rüdiger Kronthaler, ARD-Studio Rom
Stand: 03.09.2023 20:11 Uhr
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