Mo., 24.09.18 | 04:55 Uhr
Das Erste
Indonesien: Karriere mit Kakao
Frau, Unternehmerin, erfolgreich. Das ist im tief patriarchalisch geprägten Indonesien keine Selbstverständlichkeit. Deshalb ist Sabrina Mustopo hier längst ein Vorbild. Die 33-Jährige hat vor fünf Jahren ihre eigene Firma gegründet. Sie lässt Edelschokolade herstellen. Obwohl Indonesien das weltweit drittgrößte Anbauland von Kakao ist, gibt es so gut wie keine einheimischen Kakaoprodukte. Das wollte die Unternehmerin, die einen Abschluss in Landwirtschaft und Ernährungswissenschaften der US-Elite-Uni Cornell hat, unbedingt ändern.
Rollkoffer, Laptop, Flugtickets. Sabrina Mustopo ist für ihren Job ständig auf Achse. In Indonesien geboren, in Singapur zur Schule gegangen, in den USA an einer Elite-Uni studiert. Aber seit 2013 lebt sie wieder in ihrer Heimat: "Ich wollte irgendwie immer nach Indonesien zurückzukommen und hier was aufbauen. Daher habe ich auch nie meine indonesische Staatsbürgerschaft aufgegeben. Ich finde einfach, dass es so viel gibt, was man hier anpacken kann. Das Land hat großes Potenzial, aber ist auch noch sehr rückständig. Deshalb bin ich wiedergekommen", sagt Sabrina Mustopo.
"Die Infrastruktur ist ziemlich schlecht"
Sie besucht einen der 200 Bauern, die ihre Firma mit Kakaobohnen beliefern. Vertrauen aufbauen, sei das Wichtigste, wenn man etwas verändern wolle. Die Unternehmerin lässt Bauer Taufik Hidayat die neuen Schokoladensorten probieren und bespricht Wege, wie er effizienter produzieren kann. Selbst die scheinbar einfachen Dinge draußen auf dem Land zum Problem werden. Erst seit dem vergangenen Jahr hat der Bauer überhaupt Strom, von Internet ganz zu schweigen. "Die Infrastruktur ist ziemlich schlecht. Du kannst nicht einfach deinen Laptop nehmen, um etwas herauszufinden. Wenn zum Beispiel deine Kakaoschoten schwarz werden und du keine Ahnung hast, was los ist, kannst du das hier nicht einfach googeln", erklärt Sabrina Mustopo. Und deswegen ist die Agrarökonomin und Ernaährungswissenschaftlerin nicht nur Auftraggeberin, sondern auch Ausbilderin.
Obwohl Indonesien der drittgrößte Kakaoproduzent der Welt ist, gibt es so gut wie keine einheimischen Schokoladenprodukte. "Wir dürfen nicht nur unsere Rohstoffe verkaufen", sagt die 33- Jährige. Taufik Hidayat gibt zu: Am Anfang war er ganz schön skeptisch: "Als Sabrina hier das erste Mal aufgetaucht ist und uns einen höheren Preis als der andere Händler angeboten hat und dazu noch fachliche Beratung, haben wir uns totgelacht über dieses Mädchen aus der Stadt. Aber dann haben wir gemerkt, dass sie es wirklich ernst meint."
"Wir sind ein Land, mit vielen jungen Leuten, die etwas bewegen wollen"
Von der Kakaobohne zur Schokolade: In sechs Ländern verkauft Sabrina Mustopo ihre Produkte inzwischen. Sie hat bei belgischen Chocolatiers gelernt und in der Garage ihrer Eltern die ersten Rezepturen ausprobiert. Inzwischen hat sie mehr als 50 Angestellte. "Wenn wir mehr sein wollen als ein Entwicklungsland", sagt sie, "müsse die Regierung stärker in Bildung investieren und die Korruption bekämpfen." Denn die macht auch ihrer Firma zu schaffen, wenn es mal wiederum eine der vielen Genehmigungen geht. "Wann immer es geht, lehnen wir Bestechung ab. Aber manchmal musst du eben Realist sein. Die Korruption in Indonesien nimmt zwar ab, aber es ist ein altes Problem, das nicht über Nacht verschwindet. Wir entscheiden von Fall zu Fall, was wir als Unternehmen guten Gewissens tun können und was nicht."
Sabrina Mustopos Auto ist auch oft ihr Büro. Aber sie hat es nicht bereut, dass sie ihren Job bei einer Unternehmensberatung aufgegeben hat: "Ich habe mir während meiner Zeit im Ausland die besten Ideen abschauen können. Ich hoffe, dass ich mit diesen Erfahrungen Indonesien ein bisschen voranbringen kann. Sabrina Mustopo weiß, dass sie privilegiert ist. Aber so sagt sie: "Wir sind ein Land, mit vielen jungen Leuten, die etwas bewegen wollen."
Autorin: Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur
Stand: 28.08.2019 06:43 Uhr
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