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Island: Grindavik im Griff der Vulkane

Island: Grindavik im Griff der Vulkane | Bild: Christian Blenker / ARD Stockholm

Erdbeben und Lava bedrohen die nur wenige Kilometer entfernt liegende Stadt Grindavík. Die Menschen mussten sie deshalb verlassen.
Jón Ólafur Sigurðsson ist hier geboren und aufgewachsen. Mit ihm dürfen wir für wenige Stunden zurück nach Grindavík. Jón will uns sein Haus zeigen. Den Schlüssel musste er bei der Feuerwehr abgeben. Wir gehen deshalb über die Garage rein. Erst vor zwei Jahren ist er mit seiner Familie eingezogen, erzählt er. Als er Mitte November mit seinen beiden Kindern vor dem Fernseher sitzt, kommt das große Erdbeben. Die Familie nimmt nur das Nötigste mit und kommt zunächst bei Verwandten unter. Dann kommen die Vulkanausbrüche und die Lava fließt bis in seinen Garten. Das Haus des Nachbarn - niedergebrannt. Die Gesteinsbrocken sind noch immer heiß.

Geld für den Neuanfang?

Jón erzählt, dass sein Nachbar nun von einer Katastrophenversicherung ausbezahlt wird. Mit dem Geld können sie sich etwas Neues aufbauen. Vor seinem Haus aber habe die Lava Halt gemacht. Deshalb hofft er, dass ihn Islands Regierung – wie versprochen - unterstützt und das Haus abkauft.
Doch wie viele Bewohner in Grindavik wartet Jón weiter auf ein staatliches Angebot für sein Haus. Eine mögliche Rückkehr in die Stadt ist ungeklärt, denn die Gefahren lauern in der Tiefe.
Die Geologin Erna Ósk Arnardóttir arbeitet in Grindavík. Sie will mit ihrem Kollegen die unterirdischen Schäden vermessen. Bevor es losgeht, verbinden sich beide mit einem Sicherheitsseil. Dann gehen sie los, schicken Radarimpulse in die Erde. So vermessen sie Schicht für Schicht unter ihnen, entdecken Hohlräume und Erdspalten. Hier wieder zu leben, hält die Geologin für zu gefährlich.

Kein Ende der Aktivität

Um alle Schäden aufzunehmen, werden sie noch viele Wochen brauchen. Und: Es könnten weitere hinzukommen, denn das Vulkangebiet ist weiter aktiv.
Island wurde einst durch Vulkane erschaffen. Dutzende sind immer noch aktiv. Ein weiterer Ausbruch ist jederzeit möglich. Zurück in Grindavik treffe ich Jón wieder. Warum hat er sich überhaupt dafür entschieden, an einen so gefährlichen Ort zu ziehen, will ich wissen: "Es ist ein guter Ort zum Leben. Trotz der natürlichen Gefahren. Die Welt braucht Verrückte und Helden. Und wir in Island sind eben beides."
Wenn er genug Geld für sein Haus bekommt, will Jón mit seiner Familie wegziehen aus Grindavik. Auch wenn es ihm schwerfällt, denn sein Nachbar, der Vulkan, bleibt weiter aktiv.

Autor: Christian Blenker, ARD Stockholm

Stand: 05.05.2024 19:42 Uhr

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