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Japan: Corona, Fukushima, Olympia

Sie darf noch einreisen. Die olympische Flamme – Symbol der Hoffnung. In Japan erwarten sie stürmische Zeiten.

Corona hat das japanische Olympia-Komitee im Griff

Japan: Trotz Corona, Japan freut sich auf die Spiele des Wiederaufbaus
Japan: Trotz Corona, Japan freut sich auf die Spiele des Wiederaufbaus

„Vor 56 Jahre war die Fackel das letzte Mal in Tokio. Nun wird ganz Japan durch sie in einem Licht der Hoffnung leuchten“, so Yoshiro Mori, Präsident Tokyo 2020. Hoffnung braucht das Land. Denn Corona hat nicht nur die Welt im Griff, sondern auch das japanische Olympia-Komitee. Ein Mitglied wurde positiv getestet. Ob es jemanden angesteckt hat? Noch unklar. Das Olympische Feuer – ein Zuschauermagnet. Sicherheitsabstand? Fehlanzeige. Corona-Angst? Ja, aber egal. 

„Es ist keine gute Idee hierher zu kommen, aber ich bin nicht sicher, ob ich eine andere Gelegenheit bekommen werde, das Feuer zu sehen. Hier in der Gegend gibt’s ja nur eine kleine Zahl von Corona-Fällen“, sagt Kiyotake Goto.

Zehntausende strömen am Wochenende zu den Fackel-Ausstellungen. Trotz der Aufforderung der Regierung, fern zu bleiben. Auch hier wird die Fackel schon sehnsüchtig erwartet. In Fukushima. In der Nähe des havarierten Kernkraftwerks Daiichi. Die Umweltorganisation Greenpeace hatte unweit des Startpunktes erhöhte Strahlenwerte festgestellt. Was vor Monaten noch für Aufsehen sorgte, ist durch Corona in den Hintergrund getreten. 

Vor drei Jahren war die Stadt noch Sperrgebiet

Japan: Auch die Schulen in Fukushima öffnen wieder
Japan: Auch die Schulen in Fukushima öffnen wieder

Momomi Kodama versucht sich durch all das nicht verrückt machen zu lassen. Die 13-Jährige ist die jüngste Fackelläuferin. Von anderen höre sie immer wieder, wie kann man nur in Fukushima wohnen. Momomi ärgert das, deswegen hat sie sich für den Fackellauf beworben. „Es gibt noch so viele Menschen auf der Welt, die ein falsches Verständnis von Fukushima haben. Es wäre schön, wenn ich das mit dem Fackellauf ändern könnte“, so Momomi Kodama, Fackelläuferin.

Ihre Familie weiß noch nicht, ob sie Momomi anfeuern darf. Die Sicherheitsvorkehrungen an der Strecke: Verschärft wegen Corona. Die Familie lebt in Tomioka. Bis vor drei Jahren war die Stadt noch Sperrgebiet. Manche Teile sind es bis heute. 

„Am Anfang waren wir schon unsicher, ob man hier wirklich schon wieder leben kann, deshalb sind wir ein Jahr lang gependelt. Na ja, wie das halt so ist, wenn man sich erstmal Sorgen macht“, erzählt Moritomo Kodama, Vater. „Ein Wissenschaftler ist regelmäßig zu Besuch in der Stadt und sucht die Gegend nach Strahlen-Hotspots ab. Bei der Gelegenheit kann man auch über seine Ängste sprechen, dadurch bin ich etwas ruhiger geworden“, sagt Hideko Kodama, Mutter.

Moritomo Kodama, Vater: „Das war ein Katastrophenschutz-Test, weil wir im Wiederaufbaugebiet leben, das gibt es in allen Häusern hier.“

Hoffen für das olympische Feuer

Japan: Die Familie von Momomi Kodama ist nach Fukushima zurückgekehrt
Japan: Die Familie von Momomi Kodama ist nach Fukushima zurückgekehrt

Das Neubaugebiet in Tomioka – frisch hochzogen. Nur 15 Minuten vom Kernkraftwerk entfernt. Momomi war es, die unbedingt wieder hierher wollte. Wegen der Schule, die auch ihre Eltern und Großeltern besucht haben. Bis zum Sportplatz ist der Tsunami damals gekommen. Die Schule blieb heil. Musste aber von der Strahlung gesäubert werden. Im Eingangsbereich: Mutmachsprüche in Kirschblütenform: Vergesst nicht nach Tomioka zurückzukehren. Doch erst 50 von 1.500 Schülern sind dem Ruf gefolgt. 

Dass es überhaupt so viele sind, ist auch sein Verdienst. Schulleiter Shuichi Iwasaki. Neun Jahre lang hat er gekämpft, die Schule Instand gesetzt, um verloren gegangenes Vertrauen geworben. Die Kinder von Familien, die auch nach neun Jahren noch im Exil leben, unterrichtet er per Videoschalte. 

„Ich wünsche mir, dass gesehen wird, dass es den hier lebenden Kindern gut geht, wie sie sich für den Wiederaufbau einsetzen und nach vorne blicken. Ich hoffe, dass das olympische Feuer diese Botschaft aussendet“, erzählt Shuichi Iwasaki, Direktor der Grundschule in Tomioka. 

Sichere Spiele in Zeiten von Corona?

Spiele des Wiederaufbaus sollen es sein. Die japanische Regierung verspricht sich viel davon. Doch gezeigt werden soll nur die halbe Wahrheit. Der Fackellauf führt nicht vorbei am Sperrgebiet. Wo die Schäden von Erdbeben, Tsunami und Supergau noch sichtbar sind. Wo schwarze Säcke mit abgetragener schwach strahlender Erde den Straßenrand säumen. Das ist nicht das Bild, das mit der Fackel der Hoffnung in die Welt getragen werden soll. 

Aber wie weit wird die Fackel überhaupt kommen? In Griechenland wurde der Lauf vorzeitig abgebrochen. Aus Tokio heißt es bislang: Alles nach Plan, keine Sorge, die Spiele werden wie geplant stattfinden. Trotz der stürmischen Zeiten. 

„Wir hören auf die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation und bereiten uns intensiv auf sichere Spiele vor“, so Yoshiro Mori, Präsident Tokyo 2020. 

Sichere Spiele in Zeiten von Corona – so recht mag in Japan niemand mehr daran glauben. 

Autorin: Barbara Jung/ARD Studio Tokio

Stand: 22.03.2020 20:26 Uhr

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