So., 14.04.24 | 18:30 Uhr
Das Erste
Nahost: Iran greift Israel an
Iran hat in der Nacht auf Sonntag Israel mit mehr als 300 Drohnen und Raketen angegriffen. Die meisten Geschosse konnten abgewehrt werden. Der Iran hatte mit Vergeltung für die Attacke auf seine Botschaft in Syrien Anfang April gedroht.
Angriff mit Drohnen und Raketen auf Israel
Heute Nachmittag in Tel Aviv. Alles sieht friedlich aus. Die Zwillinge Libi und Asya genießen ihre Zeit auf dem Spielplatz. Chean, die Mama, schaut zu. Sie konnte heute nicht zur Arbeit gehen, denn aus Sicherheitsgründen sind die Betreuungsstätten heute geschlossen. Sie sind trotzdem entspannt und das, obwohl sie diese Nacht hinter sich haben.
Gestern: Eine Drohne über Jordanien. Eine von Hunderten, neben dutzenden Marschflugkörpern, die aus dem Iran Richtung Israel abgefeuert wurden. Die tagelange Sorge vor einem direkten Angriff wird also plötzlich Realität. Die Drohnen brauchen circa sechs Stunden, um in Israel anzukommen. Ein Angriff also, der Zeit zum Handeln lässt. In Israel bereiten Soldaten die Kampfjets mit den Abwehrraketen vor. Israelis wie Chean wissen gestern nicht genau, was da auf sie zukommt. Und reagieren: "Gestern Nacht war es sehr stressig. Wir haben die Matratzen genommen und sie in den Bunker gebracht. Weil wir von den Mosquitos gestochen wurden. Das ist, was wir ihnen gesagt haben, wir gehen in den Bunker, weil wir von Mücken gestochen werden."
Fast alle Geschosse aus Iran abgefangen
Der Angriff auf Israel ist eine Reaktion auf diesen Anschlag, der dem israelischen Militär zugeschrieben wird. Vor zwei Wochen wurden ein Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden und sechs seiner Offiziere auf dem iranischen Botschaftsgelände in Damaskus getötet. Danach kündigte Ayatollah Khamenei Vergeltung an. Die kam gestern Nacht. Über Jordanien, Irak und Syrien wurden die ersten Flugkörper von einer Allianz an Unterstützern, wie den USA und Frankreich, abgefangen.
In Israel – ein unruhiges Warten. Bis kurz vor zwei Uhr die ersten iranischen Flugkörper im israelischen Luftraum eintreffen. 300 Drohnen und Raketen werden aus dem Iran, Irak, Jemen und Libanon Richtung Israel abgeschossen. Das israelische Militär teilt mit, dass "99 Prozent" davon abgefangen werden konnten. Bis auf ein Mädchen gab es keine Verwundeten. Heute herrscht in Israel wieder größtenteils Normalität. Aber die Situation geht nicht spurlos an den Menschen hier vorbei. "Ich habe Angst vor der Zukunft", sagt Chean Segal. "Nicht unbedingt vor den nächsten Tagen. Aber generell. Aber wenn du hier nicht durchdrehen willst, musst du dich daran gewöhnen."
Die Gefahr einer vollen Eskalation ist noch nicht gebannt. Alle warten jetzt auf die Reaktion von Israel auf den gestrigen Angriff. Aktuell tagt das Kriegskabinett in Jerusalem. Für das Regime in Teheran ist mit dem Angriff gestern die Vergeltung abgeschlossen. Der Iran droht allerdings mit einem noch größeren Angriff, sollte Israel nun militärisch reagieren. Chean und anderen Israelis hier macht das Sorgen. "Ich will hier in Israel mit meinen Mädchen leben. Will sie hier großziehen. Aber es wird von Tag zu Tag schwerer."
Autorin: Hanna Resch
Stand: 14.04.2024 20:11 Uhr
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