So., 24.11.13 | 19:20 Uhr
Das Erste
Portugal: Nazaré – Kleiner Ort macht große Welle
Wen alles stimmt - der Wind, die Bewegung des Atlantiks, die Richtung, in die die Brecher rollen - dann sind sie die gewaltigsten Wellen an Europas Küsten. Big Waves sind 20 bis 30 Meter hohe Ungetüme. Bis vor drei Jahren nahm die Welt kaum Notiz von Nazaré. Aber dann kam Garrett McNamara. Der King der Big-Wave-Surfer aus den USA. Und mit einem Schlag wurde das kleine Städtchen an der Westküste Portugals weltweit bekannt und ist heute nicht nur Surfern ein Begriff.
"Das ist unglaublich"
"Als ich diese Wellen das erste Mal sah, war ich völlig platt. Ich dachte: Wow, das ist unglaublich. Ich fahre ja rund um die Welt auf der Jagd nach Big Waves. Und da habe ich schon einige riesengroße entdeckt. Aber die hier sind jenseits davon. Gewaltig!", erzählt Garrett McNamara, der auf Hawaii zu Hause ist. Diese Worte sind wie ein Ritterschlag für Nazaré.
Zum Team McNamara gehören mehr als 20 Leute. Seit 2010 pilgert die Truppe im Spätherbst nach Portigal. Ein Sponsor zahlt den Aufenthalt. Und Garrett McNamara jagt Rekorde. "Was diesen Ort so besonders macht ist der Unterwassercanyon. Der läuft vom offenen Meer aus auf die Küste zu. Das Wasser prallt von diesen Wänden des Canyons ab. Dazu dann noch die Felsen und die Sandbänke. Das alles zusammen macht diese große Herausforderung aus."
2011 die perfekte Welle erwischt
Im November 2011 erwischt Garrett McNamara die perfekte Welle. 78 Fuß, umgerechnet knapp 24 Meter hoch ist das Monster. Das ist der bis heute offiziell gültige Weltrekord im Big-Wave-Surfen.
Surfschule ein Erfolg
Für Nazaré ist diese Aufmerksamkeit ein Segen. Zwar kommen im Sommer die Strandurlauber - hauptsächlich Portugiesen und Spanier. Aber ein paar mehr Touristen, das ganze Jahr hindurch, wären für den Ort gut. Kleine Erfolge gibt es schon: Kaum zu glauben: Paulo Peixe und Raquel Dias führen die erste und einzige Surfschule. Das Duo gründete sie vor zwei Jahren. Inzwischen können sie davon leben. Und selbst im Herbst melden sich Menschen für Surfkurse an - hauptsächlich für die Wochenenden. Es ist der McNamara-Effekt.
"Viele glauben, dass es in Nazaré nur diese riesigen Wellen gibt, aber das stimmt nicht. Wir haben auch die kleinen, die normalen Wellen. Die sind gut für die Anfänger und die, die schon ein bisschen Übung haben", erzählt Paulo Peixe.
Surfer-Museum geplant
Auf einer Felsspitze über dem Meer thront eine Festung aus dem 17. Jahrhundert. Sie gehört dem Militär. Zumindest vorübergehend darf Nazaré sie nun nutzen. Stolz erklärt der Bürgermeister die kleine Ausstellung, die sie McNamara und den Wellenreitern gewidmet haben. Wenn es nach der Stadtverwaltung geht, dann soll das schon bald ein permanentes Surfer-Museum werden.
"Diese internationale Aufmerksamkeit durch McNamara sorgt für mehr Einnahmen. Unsere Hotels verdienen besser, die Restaurants, die Leute, die Kunsthandwerk verkaufen. Für unsere lokale Wirtschaft ist das sehr wichtig", sagt Bürgermeister Walter Chicharro.
Zugpferd McNamara sorgt für Umsatz
Der Meister aus Hawaii hinterlässt überall seine Spuren. Selbst im Restaurant Celeste. Auf der Karte gibt es das Menü McNamara - und das Menü Garrett. Beides ganz gesund, viel Salat, Kartoffeln, Fisch. Hier gehen McNamara und seine Leute jeden Tag essen.
Der berühmte Surfer sorgt für jede Menge Umsatz - ab sofort auch in seinem eigenen Laden in Nazaré. Trendige Klamotten verkaufen, einen Treffpunkt für Surfbegeistere gründen, eine Art McNamara-Walhalla schaffen - das ist der Plan. "Ich sag euch mal was: Alles ist besser hier in Portugal. Die Wellen, das Essen, die Leute. Wisst ihr - alle reden immer von der Krise. Es gibt auch wirklich Probleme. Aber ich bin sicher: Die kriegen das schon hin."
Autor: Jörg Rheinländer, ARD-Studio Madrid
Stand: 15.04.2014 10:38 Uhr
Kommentare