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Niederlande: Ein Holocaust-Mahnmal nach jahrelangem Streit

Niederlande: Ein Holocaust-Mahnmal nach jahrelangem Streit | Bild: BR

102.000 Namen. Ein Stein für jedes niederländische Opfer des Holocaust. Es ist ein Labyrinth aus Namen. Mehr als 15 Jahre haben die Überlebenden dafür gekämpft eine Erinnerung an ihre Familien zu bekommen, einen Ort des Gedenkens im ehemaligen jüdischen Viertel Amsterdams. Jacqueline van Maarsen, Überlebende: "Es hat so lange gedauert, aber jetzt ist es hier. Und es ist für die Ewigkeit! Es ist so wichtig, dass alle daran erinnert werden und sich auch weiterhin daran erinnern, was passiert ist. Wenn man all diese Steine sieht, die für Menschen stehen, wird klar, welches Ausmaß das Verbrechen hatte."

Alleine ihr Mann Ruud hat mehr als 60 Familienangehörige verloren. Bis zu sieben Meter sind die Backsteinwände hoch – und 370 Meter lang: Jeder Name ein schreckliches Schicksal.

Freundin Anne Frank

Jacquelines beste Schulfreundin war zu dieser Zeit schon untergetaucht: Annelies, kurz Anne Frank – heute wohl das bekannteste niederländische Opfer des Holocaust: "Sie hat mir zwei Abschiedsbriefe geschrieben, in ihrem Tagebuch. Nach dem Krieg hat ihr Vater hat mir das Buch gebracht. Da konnte ich sie lesen. Das war sehr schön! Sie schreibt: 'Ich denke so oft an dich!' Und das habe ich auch stets getan."

Gedenken ist das zentrale Thema – an all jene Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, von denen nichts geblieben ist. Eine symbolische Grabstätte.

Die Namen der Toten finden sich jetzt in dem neuen Holocaust-Mahnmal. Jeder Stein ein Grabstein. Aus der anonymen Masse wollte Architekt Daniel Liebeskind so wieder individuelle Opfer werden lassen. Menschen, die ein Leben hatten, eine Geschichte, ein Alter.

Ein Buch voller Namen

Daniel Liebeskind, Architekt des Holocaust-Mahnmal: "Es ist wie ein Buch voller Namen. Namen, die aus der Geschichte der Niederlande getilgt waren und die jetzt zurück sind. Gedenken ist nicht nur eine Fußnote, es ist die Basis unserer Existenz! Ohne die Erinnerung werden wir unsere Zukunft nicht finden. Die Wände von oben betrachtet ergeben deshalb die hebräischen Buchstaben des Wortes 'Gedenken'."

Die feierliche Eröffnung des Monumentes heute Nachmittag – ein emotionaler Moment für die Überlebenden. König Willem Alexander legt den ersten Stein nieder, um nach jüdischer Tradition anzudeuten, dass die Verstorbenen nicht vergessen sind.

1000 Steine bleiben unbeschriftet – sie sollen auf die vielen namenlosen Opfer hinweisen und mahnen.

Autorin: Gudrun Engel, ARD Brüssel

Stand: 22.09.2021 17:23 Uhr

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