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Das Erste
Österreich: Wer wird neuer Bundespräsident?
Norbert Hofer mit seinem Parteichef Strache bei der Abschlusskundgebung in einem Wiener Arbeiter Bezirk. Hier sind vor allem FPÖ Wähler zu Hause, man kennt sich man versteht sich, es gibt alt bekanntes. "Ich sage diesen Menschen, das ist nicht eure Heimat ihr könnt nicht in Österreich bleiben, wir unterschieden zwischen denen die unser Land weiter aufbauen und jene denen daran liegt unser Land zu zerstören." Norbert Hofer inszeniert sich als moderner Außenseiter, den das bestehend politische System in Österreich ausgrenzt – dafür lieben sie ihn, erwarten viel.
Hofer ist Hoffnungsträger vieler sozial Schwacher. Ihre Angst: Steuergelder, die bisher ihnen zugutekamen könnten zum in Integrations-Maßnahmen fließen – für Flüchtlinge oder Invasoren wie Hofer sie schon mal nennt. "Die Invasoren werden dann um den Zaun herum marschieren und werden dann irgendwo in Österreich sein und sagen Asyl."
Österreichische Intellektuelle – wie die Schriftstellerin Eva Rossmann – sehen ihn hier ganz auf Linie mit anderen Rechtspopulisten in Europa. "Norbert Hofer hat ja gesagt wir werden uns alle noch wundern und das Ziel der FPÖ ist es schon das österreichische System so zu verändern, dass Demokratie dort keine Chance mehr hat, wo sie ihnen nicht passt."
Deutschtümelei, nichts von vorgestern
Obwohl sich Norbert Hofer als österreichischer Patriot gibt, hat auch er eine Vergangenheit: Ist Ehren-Burschenschafter und war viele Jahre Mitglied einer Gruppierung, die sich ein Europa der Vaterländer wünscht. Österreich als Staat erkennen die Burschenschaften zwar an, sehnen sich aber nach dem deutschen Vaterland aus früheren Zeiten: Das schwarz-rot-goldene Brustbändchen ist für sie Pflicht. Auch Hofer pflegt dieses Ideal – trägt gern Schwarz-Rot-Gold, zum Beispiel beim Akademikerball, dem Treffen Rechtsnationaler und Burschenschafter in der Wiener Hofburg.
Deutschtümelei, für Hofer ist das nichts von vorgestern: "Die Frage, ob etwas zeitgemäß ist, ist immer etwas schwierig. Sind die Lipizzaner zeitgemäß? Die Mozartkugeln? Es ist ein Stück unserer Geschichte." Als Bundespräsident, muss er nun zwar überparteilich sein und die FPÖ verlassen. Seine Burschenschaft wird der aber nicht aufgeben – das hat er bereits angekündigt. Vergangene Woche sammelten sich Demonstranten vor dem Amtssitz des Bundespräsidenten. Ihr politischer Blick geht nach gegenüber – ins österreichische Kanzleramt. Denn mit einem Bundespräsidenten Norbert Hofer halten viele in Österreich nun auch einen Kanzler aus der FPÖ für möglich.
Autor: Till Rüger/ ARD Studio Wien
Stand: 11.07.2019 21:31 Uhr
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