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Spanien: Mallorca – Übervolle Urlaubsinsel

Spanien: Mallorca – Übervolle Urlaubsinsel | Bild: imago

Wenn die Einheimischen sich ihr Zuhause nicht mehr leisten können. Nichts scheint so schwierig, wie den Ausgleich zu schaffen: auf der einen Seite Touristen anzuziehen und auf der anderen die Lebensqualität der Menschen zu erhalten, die in Palma de Mallorca  wohnen.

Durch die Touristen steigen die Preise, Wohnungen werden immer teurer. Verzweifelt sucht die Insel-Regierung einen Ausgleich, AirB‘n’B soll aus Palma verschwinden, doch kann das gelingen?

Zwei Männer in Wohnung
Palma-Altstadtcharme mit skandinavischem Design ist gefragt | Bild: SWR

Noch ist ihr neustes Objekt im Rohzustand. Der schwedische Investor Frederik Reiderstadt und sein Mitarbeiter Pontus sind aber zuversichtlich die 50 Quadratmeter aus den 70er Jahren werden sie grundsanieren und dann vermutlich gut verkaufen können. "Viele unserer Kunden wollen gar kein großes Appartement. Sie haben vielleicht schon ein großes Haus in Schweden, dann brauchen sie hier nur was Kleines. Offenes Wohnzimmer und zwei Schlafzimmer", sagt Pontus Hansson. Verkaufspreis vermutlich knapp 400.000 Euro. Terrasse und die Lage im Stadtzentrum sind wichtig. Palma steht hoch im Kurs auf dem Markt für Ferienimmobilien. Bei den Skandinaviern besonders im Trend: Santa Catalina, das ehemalige Fischerstadtviertel in Hafennähe. Bis vor ein paar Jahren war es noch ziemlich heruntergekommen, doch dann haben es die Investoren entdeckt, überall Wohnungen im Angebot, zur Ferienmiete oder zum Verkauf.

Es droht Entfremdung in den Vierteln

Schild an Balkon von Haus mit Aufschrift "Zum Verkauf"
Überall sind Wohnungen im Angebot – zur Ferienmiete oder zum Verkauf | Bild: SWR

Sonja Bové hat das Nachsehen. Das kleine Antiquitätengeschäft betreibt sie gemeinsam mit ihrem Freund Jesus. Vor drei Jahren haben sie den Laden angemietet. Möbelrestauration und Antikes, meist aus dem vorigen Jahrhundert, gesammelt in Santa Catalina. Doch jetzt hat ihnen der Besitzer den Mietvertrag gekündigt. "Tja, jetzt hat es uns auch erwischt. Wir waren nicht mal überrascht, wir beobachten das ja schon die ganze Zeit um uns herum, dass andere Geschäfte schließen müssen, entweder weil man ihnen die Miete immens erhöht, oder weil das Haus verkauft wird", befürchtet sie. Sonja und Jesus suchen  einen neuen Laden, das Viertel Santa Catalina werden sie aber verlassen, weil die Mieten hier inzwischen zu hoch sind. Genau wie die Krankenschwester Elvira. Sie wohnte im Nachbarhaus, bis auch ihr Vermieter sie rauswarf, weil er die Wohnung an Ausländer verkaufen wollte. Sie beschreibt die Situation: "Und die kommen dann als Feriengäste einmal im Jahr, vermieten die Wohnung den Rest der Zeit an ihre Freunde weiter. Aber sie integrieren sich hier nicht, sprechen nicht mit den Nachbarn, grüßen nicht mal, das macht ein Stadtviertel einfach kaputt."

Doch inzwischen reagiert die Politik. Diese Woche wurden gegen die Internetplattform Airbnb 300.000 Euro Konventionalstrafe verhängt wegen illegaler Mietangebote. Denn die Balearen-Regierung hat die Gesetzgebung verändert. In Palma ist die Vermietung von Ferienappartements in Mietshäusern verboten, das Wachstum des Tourismus soll gebremst werden. "Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist das Angebot an Ferienwohnungen um 35% zurückgegangen. Das heißt: unsere Sanktionen beginnen zu wirken und es gelingt uns schrittweise, diese illegalen Vermietungen einzudämmen", erklärt Antoni Sansó, Leiter der Tourismusbehörde Mallorca.

Der Ausverkauf geht weiter

Besucher im Markthalle (Markt in Santa Catalina)
Touristen verdrängen die Einheimischen in ihren angestammten Vierteln  | Bild: SWR

Die Gentrifizierung ihrer Stadtviertel stört inzwischen viele Mallorquiner. Besucher auf dem Markt von Santa Catalina wollen Sushi und spanischen Schinken, viele Einheimische kaufen längst woanders ein, hier sei es zu teuer. Die Lebenshaltungskosten steigen, ältere Menschen verlieren ihre Infrastruktur im Stadtviertel. Santi Garcia lebt seit 50 Jahren in Santa Catalina – von ihrer Dachterrasse aus zeigt sie uns wer inzwischen ihre Nachbarn sind. Hier sagt sie, haben sich Schweden und Norweger eingekauft, auf der anderen Seite sind es Schweizer. Doch die Schuld gibt sie nicht den Ausländern. "Verantwortlich sind wir Mallorquiner selbst, die Einheimischen, die alles verkaufen. Wir mögen einfach das Geld zu sehr", vermutet sie. Investor Fredrik Reiderstadt sagt, die neuen Gesetze auf Mallorca beträfen ihn nicht. Er vermiete ja schließlich nicht, sondern verkaufe seine Appartements nur, das ist absolut legal. Palma-Altstadtcharme mit skandinavischem Design findet nach wie vor reißenden Absatz. "Es gibt noch viel zu kaufen und zu renovieren in der Stadt, das geht endlos weiter. Hier sind wir im Viertel Santa Catalina, aber es gibt ja noch viele andere Stadtviertel." Sieht ganz so aus, als wäre ein Ende des Ausverkaufs von Palma noch längst nicht abzusehen.

Autorin: Ute Brucker, SWR Stuttgart

Stand: 27.08.2019 02:35 Uhr

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