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Spanien: Teures Obst und Gemüse

Spanien: Teures Obst und Gemüse | Bild: imago

Der Blick in die Frischeabteilung des Supermarkts zeigt: Viele Obst- und Gemüsesorten sind deutlich teurer als noch im vergangenen Jahr. Die Corona-Pandemie ist ein Grund dafür. Die Gemüsepreise sind im Schnitt um bis zu 26 Prozent gestiegen. Zitronen kosten sogar doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Und die kommen – wie ein Großteil des Obstes und Gemüses zu dieser Jahreszeit –  überwiegend aus Spanien zu uns.

Fehlende Erntehelfer sind dort weniger ein Problem. Aber die Logistik ist durch die Corona-Pandemie komplizierter und dadurch teurer geworden. Stefan Schaaf, ARD-Studio Madrid, über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Obstanbau im Süden Spaniens

Erntehelfer ganz unten in der Produktionskette

Morgengrauen auf einer Obstplantage bei Alicante, ein klimatisierter Reisebus bringt die Erntehelfer – undenkbar in normalen Zeiten. Früher kamen diese Arbeiter, dicht gedrängt, in Kleinbussen zur Zitronen-Ernte. Doch nun müssen Abstandsregeln eingehalten werden, und die Pflücker Masken tragen. Für den Zitrus-Bauern José Vicente Andreu sind das erhebliche Mehrausgaben. "Die Transportkosten haben sich vervierfacht, allein schon durch diesen Reisebus. Das wirkt sich natürlich auf den Produktpreis aus."

Erntehelfer pflückt Zitronen
Erntehelfer aus Marokko machen einen großen Teil der Arbeit | Bild: SWR

Dann machen sich die Erntehelfer an die Arbeit, es sind vorwiegend Marokkaner, die schon lange auf dieser Plantage arbeiten. Sie verdienen etwas mehr als den gesetzlichen Mindestlohn von 6,60 Euro. Doch oft werden Saisonarbeiter auch darunter bezahlt, der Preisdruck in dieser Branche ist enorm. Die Erntehelfer sind das schwächste Glied in dieser Produktionskette, gerade auch in solchen Krisenzeiten. "Viele Leute haben Angst, sie bleiben zuhause und sind nun arbeitslos" sagt der Erntehelfer Issam Rossafe. "Dadurch ist unser Team kleiner geworden, wir müssen uns neu organisieren, ein Teil von uns arbeitet auf diesem, ein anderer auf dem nächsten Hof. "

Corona verteuert den Transport

Gepflückt wird, bis der Lastwagen voll ist. Und der bringt die Zitronen in eine der Genossenschaften, dort werden die Früchte für den Export verpackt. Der nächste Stopp ist dann die Speditionsfirma. Der Unternehmer Antonio Hernández bespricht mit seinem deutschen Fahrer die nächste Fuhre. Diese Spedition beliefert große Ketten wie Lidl und Rewe in Deutschland. Doch zum großen Kostenfaktor wird die Rückfahrt, denn die Lastwagen kehren oft ohne Ware nach Spanien zurück. Das verteuert den Transport ungemein. "Unsere LKW kommen leer nach Hause, weil in Spanien die Industrie praktisch immer noch heruntergefahren ist. Wir können vielleicht Fuhren von Deutschland nach Frankreich organisieren, aber von dort nach Spanien bleiben unsere Transporte leer."

LKW-Fahrer mit Mundschutz
Die LKW kommen leer aus Deutschland zurück | Bild: SWR

Seit mehr als 20 Jahren fährt Hans Tripp schon für das spanische Unternehmen. Er kennt den Kostendruck. Und ihn ärgert, dass in Corona Zeiten die Fahrt quer durch Europa weiter sehr mühsam bleibt. "Unterwegs gibt es natürlich auch sehr viele Schwierigkeiten. Toilettenbenutzung, Hygiene, die Duschen. Es ist ja nun nicht so, als wenn wir Fahrer nun die Pest am Hals hätten." Corona hat das Arbeiten in der Landwirtschaft für alle Beteiligten beschwerlicher gemacht.

In der Küstenstadt Alicante kümmert sich eine der großen spanischen Gewerkschaften gerade um die Lage der Erntehelfer. Die war zu Beginn der Corona-Krise besonders schwierig. Viele von ihnen sind Tagelöhner. Sie haben kein Geld für einen angemessenen Transport und brauchen die Unterstützung der Produzenten. "Die Erntehelfer leben ohnehin in prekären Verhältnissen" sagt Maria Teresa Martínez Cruz von der Gewerkschaft Comisiones Obreras, "die haben sich durch die Krise verschlimmert. Oft werden einfachste Sicherheitsmaßnahmen nicht ergriffen."

Corona verschärft die Lage der Migranten

Einige hundert Kilometer weiter liegen die riesigen Gewächshäuser rund um Almería. Hier hat die Corona-Krise die Lage von Migranten dramatisch verschärft. Rund fünftausend Afrikaner hausen in zusammengezimmerten Hütten – kein Wasser, kein Strom, und jetzt auch keinen Job. "Wir haben unsere Arbeit in den Gewächshäusern verloren", klagt Adama, Migrant aus Mali. "Die Autos dürfen nicht mehr wie früher vier oder fünf Personen gleichzeitig transportieren. Nun kann nur noch einer mitfahren." Hier an Hygiene zu denken – fast unmöglich.

Hütte von afrikanischen Migranten
Migranten als Erntehelfer: Kein Wasser, kein Strom und jetzt auch keinen Job | Bild: SWR

Die spanische Hilfsorganisation "Medicos del Mundo" versucht, die Menschen über das Virus aufzuklären. Spaniens Landwirtschaft ist ohne die Afrikaner eigentlich undenkbar, doch nun werden sie oft alleingelassen. "Trotz aller Informationen können sie sich kaum schützen", sagt Vladimir Morante von Medicos del Mundo. "Immerhin verteilen wir nun Masken, die sind uns gespendet worden." In den Gewächshäusern ist die Winterernte vorüber. Was hier angebaut wurde, landet meist in deutschen Supermärkten. Dort steigen wegen der Corona-Pandemie die Preise, doch bei den Erntehelfern kommt davon nichts an.

Autor: Stefan Schaaf, ARD-Studio Madrid

Stand: 11.05.2020 09:20 Uhr

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