So., 11.09.22 | 18:30 Uhr
Das Erste
Südafrika: Kohlehändler von Soweto
Die Sonne ist gerade aufgegangen, da beginnt Tusi Mofokeng mit dem Beladen. Drei Grad Celsius, der Winter in Südafrika ist kalt. Gut für das Geschäft für den Kohlehändler aus Soweto. Sein bescheidenes Kohlelager ist außerhalb des Townships.
Zusammen mit den Schrotthändlern, die hier auch ihre Pferde in kleinen Verschlägen halten. Am Rande des Townships und auch ein bisschen am Rande der Gesellschaft. "Drei Jahre arbeite ich jetzt mit diesem Tier. Er war jung, als ich ihn gekauft habe. Ein Hengst. Nicht kastriert. Nur ein Pony, aber er hat Kraft, ist richtig aggressiv und kämpft ständig mit anderen Pferden", erzählt der Kohlehändler.
Immer weniger Leute setzen auf Kohle
Kurz nach sieben geht es in Richtung Township. Tusis Geschäft ist klein, um sein Pony zu schonen, hat er nur zweieinhalb Sack Kohle aufgeladen. Aber mehr wird er an diesem Vormittag sowieso nicht verkaufen. "Ein Pony kann ich mir leisten, ich habe gerade genug, um ihn zu füttern. Ein Auto, auch ein kleines wäre viel zu teuer. Dafür habe ich kein Geld", sagt er. Umso lauter muss Tusi auf sich aufmerksam machen. Kund:innen finden. Denn seit ein paar Jahren heizen immer weniger Menschen – auch hier in den armen Teilen von Soweto – mit Kohle.
Längst haben sie auch hier Strom und oft auch einen Gasanschluss. Trotzdem gehört der Kohlehändler zum Stadtbild. Zehn gibt es in diesem Teil von Soweto noch. Stammkunden sichern das Überleben. Jane Moraongwe gehört dazu. Ein Eimer kostet umgerechnet 3,50 Euro. Der reicht für eine Woche. Mit der Wintersonne wird es draußen langsam wärmer. Das Feuer wärmt zusätzlich. Das Haus aber bleibt kalt. Modern ist das nicht, sagt die Familie, aber Jane ist froh, dass sie stur geblieben ist. Gerade jetzt. "Alles ist teurer geworden, Strom und auch Gas. Ich bin froh, dass wir noch Kohle haben, die kostet nur ein bisschen mehr als früher. Hier auf dem Feuertopf kochen wir, wenn der Strom mal wieder ausfällt, und wir machen Wasser heiß zum Waschen. Den teuren Strom nutzen wir nur zum Fernsehen."
Viel Geld hatten sie hier noch nie. Aber zwei Jahre Pandemie, Lockdown und jetzt der Anstieg der Preise, macht das Überleben noch schwieriger. Sie sparen, wo sie können, eben auch beim Heizen. "Mir sind nur wenige Kunden geblieben, die hauptsächlich Kohle nutzen. Aber mein Geschäft wird trotzdem überleben, da bin ich sicher. Ich habe treue Kunden. Jetzt im Winter verkaufe ich besonders viel Kohle, wenn es große Beerdigungen gibt. Bei solchen Anlässen wir viel gekocht und geheizt", sagt Tusi.
Um die Mittagszeit fährt Tusi wieder zurück. Auch um sein Pony zu schonen. Bisher war es kein besonders erfolgreicher Tag, für den Kohlehändler aus Soweto. Am Nachmittag wird es weiter versuchen.
Stand: 11.09.2022 19:48 Uhr
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