Unsere Reise ans Ende der Welt
Der Flug geht einmal am Tag - eine kleine Maschine, morgens rein und Abends wieder raus. Dann knapp drei Stunden Autofahrt; endlose Flächen soweit das Auge reicht, ab und an ein paar Farmen mit den typischen Herden schwarzer Rinder. Immer den Historic Highway 12 lang. Fast wären wir an unserem Ziel vorbeigerauscht - "Monowi 1" steht auf dem Straßenschild. Aber die Eins meint nicht die Meilen, sondern die Zahl der Einwohner.
In der örtlichen Kneipe, der 'Tavern' empfängt uns Elsie Eiler. Sie hat hier das sagen. Eine rüstige 80 Jährige, mit wachen Augen und einer sanften Autorität. Elsie ist die einzige Einwohnerin und gleichzeitig die Bürgermeisterin der kleinsten Gemeinde der USA. Die Steuern, die sie einnimmt, zahlt sie sich selbst. Die Schankerlaubnis für ihre Tavern vergibt sie sich auf kleinem Dienstweg und theoretisch könnte sie auch Kriminelle ins Gefängnis von Monowi sperren. "Doch das mache ich schon lange nicht mehr, um die muss ich mich ja dann kümmern. Da schimpfe ich lieber mit ihnen und sag, sie sollten sich bessern", erzählt sie uns. Dann die große Überraschung in the middle of nowhere: Eine Bibliothek mit über 5000 Büchern, der große Traum von Elsies verstorbenem Mann. Rudy war ein Büchernarr - und noch immer kommen Farmer mit Plastikbeuteln und leihen sich den Lesestoff für die kommenden Wochen.
Denn viel Abwechslung gibt es sonst nicht. Icefisching und Hirschjagd sind die einzigen Hobbies in der Gegend. Auch Hotels sind in der Einöde nicht zu finden. Wir haben deshalb im alten Krankenhaus übernachtet. Hier haben Elsie und alle anderen Frauen aus dem Ort ihre Kinder bekommen. "Seit einigen Jahren hat dort niemand mehr übernachtet, aber wir haben gut geheizt", hören wir erstaunt. Ein bisschen unheimlich schon, aber die Heizung ist bei minus 15 Grad eine Beruhigung. Die Schlafsäcke haben wir lieber selbst mitgebracht.
Und Frühstück gibt es bei Elsie in der Tavern - Eier, Speck, Toast, alles, was man braucht in dieser verlassenen Gegend. Aber einsam ist es in Monowi trotzdem nicht. Bei Elsie geben sich die Farmer aus der ganzen Region die Klinke in die Hand. Herrlich knorrige Typen. Anfangs waren wir Städter ihnen leicht suspekt, "you city slickers are not pushing us" sagten sie, "ihr Stadtmenschen sagt uns nicht, was wir machen sollen". Aber kaum hatten wir uns kennen gelernt, wollten sie uns gar nicht mehr gehen lassen. Und in der Lokalzeitung "Norfolk Daily News" gab es gleich eine ganze Seite über das Fernsehteam aus Deutschland und unsere Dreharbeiten. Sogar den Weltspiegel haben sie für amerikanische Leser erklärt und mit der populären CBS-Sendung "60 Minutes" verglichen: It will be shown on Sunday, Feb. 9, on the German TV program, "Der Welt Spiegel," which means "The World Mirror."
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