Mo., 23.10.17 | 04:50 Uhr
Das Erste
USA: Dicke Luft – Städte gegen Trump
Ein großes Auto muss sein. Umwelt hin oder her. Das ist Texas. Der Öl- und Gasstaat. Er hat Georgetown bekannt gemacht.
Ein Republikaner, der für die Umwelt kämpft
"Der Bürgermeister ist ein guter Kerl. Keiner sagt was Schlechtes über ihn."
Dale Ross, ein Republikaner, der für die Umwelt kämpft. Ausgerechnet in der Trump-Hochburg Texas. "Jeder, der objektiv ist, sieht die Fakten. Ja, es gibt den Klimawandel. Hier in den USA und weltweit. Aber wissen Sie was, der Mensch hat das Problem geschaffen. Er kann es auch lösen. In einem ersten Schritt sollte man auf erneuerbare Energien setzen anstatt auf fossile Brennstoffe, die Kohlendioxid in die Atmosphäre ausstoßen", sagt Dale Ross.
Das Ziel: Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien
In Texas gibt es Sonne und Wind satt. Das macht Georgetown sich zunutze. Sie haben gut verhandelt. Mit diesem Windpark, fast 500 Meilen entfernt. Langfristige Verträge garantieren stabile Preise. Klimaschutz, weil es sich auch finanziell lohnt. Das Ziel: Der Strom soll schon bald zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommen. In diesem ehemaligen Kraftwerk sitzt die Ideenschmiede. Aus dem Schornstein kam früher schädlicher Rauch. Jetzt planen die Georgetowner hier die Zukunft. Wir recyceln auch Gebäude, sagen sie schmunzelnd.
Die Stadt wirbt für sich mit dem schönsten Marktplatz in Texas. Renovierte historische Gebäude, das umweltfreundliche Image und die Hoffnung auf neue Arbeitsplätze. Das zieht.
Der Bürgermeister ist ein idealer Werbeträger für Georgetown. Auch den Wettbewerb mit einem Popstar scheut er nicht.
Wiederwahl des umweltfreundlichen Mayors
Alle machen mit. Performance eines Songs. Werbung für den Star, aber auch für die texanische Kleinstadt. Doch es ist mehr als nur Werbung. Egal wie konservativ hier viele denken, ganz Georgetown steht hinter dem umweltfreundlichen Mayor. "Er ist wirklich beliebt. Alle mögen ihn. Er ist nett, hat eine wunderbare Einstellung, so ganz persönlich", findet Carolyn Martin, Georgetown Antique Mall.
Sie haben ihren Medienliebling gerade im Mai wiedergewählt, mit mehr als 70 Prozent der Stimmen.
"Billigere Energie und saubere Umwelt ziehen neue Geschäfte an. Mehr junge Menschen kommen aus größeren Städten ins kleine Georgetown, das sich wie eine große Stadt anfühlt", sagt Tommy McCormick, Mesquite Creek Outfitters-Kneipe.
Gern gesehener Gast – auch bei Demokraten
Gebraut mit 100 Prozent Windkraft. Auch die lokale Brauerei steht hinter dem Ziel des Bürgermeisters. Genauso wie der Inhaber des Musikgeschäfts. Er hat einen Wunsch an die große Politik.
"Ich denke, wir sollten alle zusammenarbeiten. Das betrifft uns alle. Wir müssen das tun, was am besten fürs Land ist. Und für die Welt", so Ken Covington, Ken’z Guitars and Music Store.
Gerade eben hat der Bürgermeister in Georgetown öffentlichen Nahverkehr eingeführt. Alles im Dienst der Umwelt. Das hat den Republikaner weit über die Grenzen seiner Stadt hinaus bekannt gemacht. Bei Veranstaltungen rund um das Energiethema ist der unorthodoxe Politiker gern gesehener Gast. Auch in Gesellschaft von Demokraten.
"Sie verändern etwas in dieser Welt", lobt Ross den früheren Vizepräsidenten. Ross hat in Al Gores jüngstem Film mitgewirkt. Nun kommt dieser nach Georgetown. Der Bürgermeister wird ihn vorstellen.
"Meine republikanischen Freunde werden sich winden, wenn ich Sie meinen liebsten Vizepräsidenten aller Zeiten nenne."
Filmstar im Schatten von Al Gore
"Am Ende zählt das Geld."
"Doch auch schon vom gesunden Menschenverstand her würde es Sinn ergeben. Je weniger wir in die Luft blasen, umso besser ist es. Ein bisschen gesunder Menschenverstand reicht. Dazu braucht man keine Wissenschaft."
"Darf ich den Satz verwenden?"
"Aber natürlich. Ja."
"Wenn vielleicht mal jemand ein Foto von mir und dem Vizepräsidenten machen könnte."
"Ich wollte hier eigentlich keine Werbung für Ihre Partei machen."
Dale Ross weiß eben, wie Politik geht. Er ist ein vehementer Verfechter von parteiübergreifender Lokalpolitik. Die in Washington nennt er dagegen schon mal Schwachköpfe. Da ist er eigentlich auf einer Linie mit Donald Trump. Doch irgendwie gehört der ja jetzt dazu.
"Ich bin mir wirklich nicht sicher, was sie auf nationaler Ebene tun, aber sie scheinen nichts hinzubekommen. Deshalb glauben wohl viele Leute nicht, dass unsere Regierung in ihrem besten Interesse handelt", erzählt Dale Ross.
Georgetown, die Kleinstadt in Texas. Angefangen hat alles mit Strom und einem Bürgermeister, der in Wind und Sonne den wirtschaftlichen Nutzen sah. Jetzt träumen sie von mehr. Sie wollen Vorbild sein, für das ferne Washington.
Bericht: Claudia Buckenmaier/ARD Studio Washington
Stand: 31.07.2019 23:50 Uhr
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