So., 05.07.20 | 19:20 Uhr
Das Erste
Vietnam: Malen gegen die Corona-Angst
Menschen, die im Koma liegen. Die Freiheitsstatue mit Maske und Krankenschwestern mit Ritterrüstung. Die zehnjährige Chung Anh hat ihre Sicht auf die Corona-Pandemie aufs Papier gebracht. Mit Buntstiften gegen die Ängste.
Angstbewältigung mit Farbstiften
Ihr erstes Bild: Corona Ausbruch auf der Diamond Princess. Das Kreuzfahrtschiff hatte kurz vorher auch in Vietnams berühmter Halong Bucht angelegt. "Ich hatte so große Angst, dass ich dieses Bild gezeichnet habe. Ich war mit meinen Gedanken bei den Menschen, die dort feststeckten", erzählt Chung Anh, Schülerin. Doch dann droht auch noch der schiefe Turm von Pisa einzustürzen. Big Ben gerät ins Wanken und auch der Eiffelturm ist nicht mehr sicher.
"Das stellt all die Länder dar, die betroffen sind. Die Viren haben alle Farben, die Länder im Hintergrund aber verblassen, weil das Virus sie schon vereinnahmt hat. Und dann brechen sie zusammen, genau wie die Wirtschaft", erklärt Chung Anh.
Nicht den Mut verlieren
Selbst der spanische Stier wird immer kraftloser. Der Tod schwebt über den Schwerkranken auf den Intensivstationen. Jederzeit bereit, seine Krallen auszufahren. "Das Bild heißt: 'Ich bin sicher trotz der Pandemie.' Ich wollte damit auch den Ärzten, den Kämpfern an der Kranken-Front danken. Ich habe gehofft, dass sie nicht den Mut verlieren. Das Mädchen in der Mitte bin ich und um mich herum alle, was in meiner Phantasie passiert", so Chung Anh.
Die Bilder hat die 10-Jährige Vietnamesin gezeichnet, als sie monatelang nicht zur Schule konnte. Sich in Bildern auszudrücken – diese Gabe hat sie von ihrem Vater, der selbst Zeichner ist.
"Ich habe meiner Tochter immer beigebracht, auch in der Kunst Optimismus zu sehen. Das Schöne zu sehen, das sich in harten Zeiten offenbart. Sie hat die Pandemie, die so viele Tote mit sich bringt, auch mit dem Blick nach vorn auf eine bessere Zukunft gezeichnet", sagt Nguyen Van Chung, Vater von Chung Anh.
Traumberuf: Künstlerin
Ihr Heimatland Vietnam hat die Krise bisher gut gemeistert – ohne einen einzigen Toten. Wochenlang stand dafür das öffentliche Leben still, aber Chungh Anh hat das kaum gestört. "Durch Covid19 ist unsere Natur sauberer geworden, weil es keinen Verkehr mehr gab. Plötzlich waren die Bäume grüner. Und unsere Familie war sehr glücklich, weil wir alle zuhause waren und viel mehr Zeit für einander hatten", sagt Chung Anh.
Chungh An und ihre Schwester gehen seit Mitte Mai wieder zur Schule. Fürs Zeichnen bleibt nun deutlich weniger Zeit. Doch Chungh An ist sich sicher: Sie will mal als Künstlerin ihr Geld verdienen – wenn sie groß ist und die Pandemie hoffentlich lange vorbei.
Autorin: Sandra Ratzow / ARD Studio Singapur
Stand: 05.07.2020 20:45 Uhr
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