Di., 28.07.15 | 22:45 Uhr
Das Erste
Weltspiegel extra – Chaos im Mittelmeer
Eigentlich hatte keiner in der Sea-Watch-Crew damit gerechnet, dass ihr Einsatz im Mittelmeer sich derart dramatisch entwickeln würde. Fünf lebensrettende Einsätze innerhalb von sechs Tagen. Am 13. Juli um 7:00 Uhr sichtet die übermüdete Crew ein völlig überladenes, marodes Boot mit 150 Flüchtlingen in den Wellen, 100 km nördlich von Libyen.
Diesmal ist die Situation besonders dramatisch, weil die abgesetzten Notrufe ohne Reaktion bleiben. Weder die italienische Küstenwache, noch ein anderes größeres Schiff kommen zur Hilfe. Die Sea Watch selbst ist mit ihrer achtköpfigen Besatzung viel zu klein, um Schiffbrüchige an Bord zu nehmen.
Vorwürfe gegen Institutionen
Bisher verstanden sie ihre selbst gestellte Aufgabe als ehrenamtliche Warn- und Beobachtungsmission, um auf die unmenschliche Situation im südlichen Mittelmeer aufmerksam zu machen. Nun müssen sie tun, was nicht geplant war, sie bringen Rettungsinseln aus, die sie für den Notfall mitgenommen hatten und versuchen, die Schiffbrüchigen notdürftig über Wasser zu halten.
Mittlerweile formuliert die Crew massive Vorwürfe gegen die staatlichen Institutionen, gegen Frontex und auch gegen die deutsche Marine. Notrufe blieben ohne Reaktion, die Tatenlosigkeit der Verantwortlichen sei nicht akzeptabel.
Stand: 29.07.2015 16:16 Uhr
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