So., 02.02.14 | 19:20 Uhr
Frankreich: Höhenrausch mit Helmkameras
Kaum jemand kennt Frankreichs Alpen so wie sie: Für Fabien, Timmy und ihre Freunde fangen die Berge dort an, wo der Lift aufhört. Interview auf 3200 Metern.
Fabien Maierhofer:
Wir sind hier in der Gegend aufgewachsen. Sich in den Bergen zu bewegen, dass ist Teil unseres Lebens.
Timothée Théaux:
Immer dabei – die Kamera am Helm. .... Und so sieht das aus....
Im Sommer arbeiten sie auf dem Bau - im Winter verdienen sie ihr Geld mit einem Videoblog – Hochglanzbilder, gesponsort von einer großen Sportfirma.
Fabien Maierhofer:
Doch die perfekten Bilder machen nicht nur Lust - sie stacheln auch an. In fast jedem Sportgeschäft gibt es heute Videokameras. Film dich selbst - sei ein Held, be a hero. Millionenfach sind solche Kameras in den letzten Jahren verkauft worden. Auch Timmy und Fabien begegnen täglich hunderten Skiläufern damit - auch solchen, die erkennbar deutlich schlechter fahren als sie selbst.
Skifahrer:
Mit denen würde Jean-Marc Chabert auch gern mal sprechen. Der 54-jährige ist verantwortlich für die Sicherheit im französischen Skigebiet Val Thorens. Nach seiner Erfahrung sind die Kameras ein gewaltiges Unfallrisiko geworden.
Jean-Marc Chabert Pistendirektor Val Thorens:
Und sie gehen zunehmend dorthin - wo es lebensgefährlich wird. Abseits der Piste wartet der vermeintlich richtige Tiefschnee-Kick. Per Mausklick sprengt Jean-Marc Chabert früh morgens die Schneemassen vom Berg - zur Sicherheit. Es sei verrückt, sagt er - aber die meisten Hobbyfahrer seien bewusst dann unterwegs, wenn das Lawinenrisiko am höchstens ist. Einfach weil es dann die besten Tiefschnee-Bilder gäbe.
Oder: Die schlimmsten. Er will seinen Freund noch aufhalten. Doch dann geht die Lawine ab. Scheiße, wo bist Du? Der coole Film wird zum Horror-Streifen. Durch die mobilen Kameras sind viele Unfälle dokumentiert. Wie durch ein Wunder haben beide Hobby-Helden ihr Abenteuer überlebt. Ein Abenteuer, das sie gefährdet - und andere, unten im Tal.
Wie groß die Gefahr ist, haben auch Fabien, Timmy und Victor schon gespürt - am eigenen Leib.
Fabien Maierhofer:
Ohne Lawinensender, Schaufel und Sonde gehen sie nie mehr neben die Piste. Doch viele Hobbyskifahrer, das wissen sie, sind weniger vorsichtig.
Fabien Maierhofer:
Warnen - und aufklären: Auch deshalb treffen sich die Jungs mit ihm: Dominique Létang - leitet Frankreichs staatliches Lawinenforschungsinstitut und soll in Schulen und Skivereinen aufklären. Dass bekannte Freerider, die auf der Piste wie Maschinen wirken, auch in Präventionsvideos mitmachen, sei sehr wichtig. Glaubwürdige Pistenprofis - statt erhobenem Zeigefinger.
Dominique Létang:
Nationale Lawinenforschungsgesellschaft Frankreich (ANENA)
Für Fabian und die anderen gehört dazu auch, in ihren Videoblogs nicht nur das hier zu zeigen....
Sondern auch das, was nicht klappt: Stürze, Mißgeschicke - schlechtes Wetter. Den perfekten Skitag aus der Werbung, den gäbe es nicht mal für Profis wie sie.
Victor Galuchot:
Der Traum vom Berg, der Traum von Schnee - wirklich eintauchen, finden sie könne ohnehin nur, wer diese Wunder bewusst betrachte - mit den Augen, nicht mit der Kamera.
Autor: Markus Preiß, ARD Studio Paris
Stand: 07.02.2014 13:42 Uhr
Kommentare