Mo., 15.01.07 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
FRANKREICH: Das System Sarkozy
Er spielt mit den Medien, er beeinflusst die Medien. Wenn am Sonntag der französische Innenminister Nicolas Sarkozy von seiner Partei offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt wird, dann hat er das auch seiner Medienpräsenz zu verdanken. Sarkozy ist mit praktisch allen Chefs der großen Medienkonzerne bekannt oder befreundet und er nutzt das gern und häufig. Kritiker sprechen offen von Beziehungskorruption, von italienischen Verhältnissen. So wurde auf Wunsch Sarkozys der ungeliebte „Paris - Match“ Chefredakteur entlassen. Auch der langjährige „Liberation“ Chefredakteur wurde im vergangenen Jahr in die Wüste geschickt. Beste Beziehungen unterhält Sarkozy auch zum Fernsehsender TF1. Immer mehr Anwälte, Intellektuelle und Journalisten sehen in Sarkozy eine Bedrohung für Presse- und Meinungsfreiheit.
Autorin: Marion von Haaren / ARD Paris
USA: Sanctuary City - Stadt für Illegale
Coechella und Escondido sind zwei amerikanische Städte, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Das liegt vor allem an ihrem Umgang mit illegalen Einwanderern. Täglich kommen neue Immigranten ohne Papiere über die nahegelegene mexikanische Grenze auf der Suche nach Jobs. In Coechella werden sie gerne aufgenommen, finden eine Bleibe und meist auch Arbeit als Tagelöhner. Hier fragt keiner nach Ausweis und Sozialversicherung, hier droht keine Abschiebung. Coechella hat sich zum Schutzgebiet für Illegale, zur Sanctuary City, erklärt. Zwei Autostunden weiter, in Escondido ist es genau umgekehrt. Hier sollen die Illegalen weg, hier gibt es Razzien und harte Umsetzung der US-Gesetze. Doch was ist der richtige Weg? Coechellas Offenheit oder Escondidos Abschottung?
Autorin: Christine Adelhardt / ARD Washington
ZYPERN: Geteiltes Land - geteiltes Leid
Die Ledra-Straße in Nikosia ist das Symbol der Teilung schlechthin. Die eine Seite türkisch - die andere Seite griechisch, dazwischen ein Streifen von UN-Blauhelmen bewachtes Niemandsland. Auf der türkischen Seite verhindert der allgegenwärtige Geheimdienst, dass die Geschäftsleute auf der Straße reden, auf der griechischen Seite begegnen die Menschen allem Türkischen mit großem Misstrauen. Dennoch gibt es auch Verbindendes, und nicht wenige rechts und links der ungeliebten Grenze hoffen auf ein baldiges Ende der Trennung, auf eine politische Lösung. Doch die scheint weit entfernt, denn die vor einem Jahr gebaute Brücke über die Ledra-Straße wurde gerade wieder abgerissen.
Autor: Richard C. Schneider / ARD Tel Aviv
IRAK: Die Sunniten nach Saddam
Die Schiiten jubeln, die Sunniten sind frustriert. Nach dem Ende von Saddam Hussein ist im Irak so etwas wie verkehrte Welt. Die von Saddam unterdrückte schiitische Mehrheit im Land hat endgültig Oberwasser, kann ihren Hass auf das alte Regime und die sunnitischen Glaubensbrüder ausleben. Die Sunniten hingegen fürchten schiitische Übergriffe und Racheakte, sehen ihre politische Bedeutung weiter schwinden. In diesem Umfeld von Hass und Gewalt zu überleben, wird immer schwieriger. Nahost-Korrespondent Patrick Leclercq zeigt den Alltag einer sunnitischen und einer schiitischen Familie in der irakischen Hauptstadt Bagdad.
Autor: Patrick Leclercq / ARD Kairo
INDIEN: Dung und Urin
Zahnpasta und Kosmetik aus Gobar und Gomutra, das klingt zwar fremd, aber doch halbwegs angenehm. Übersetzt sorgen die Begriffe schon eher für bedenkliches Empfinden, es handelt sich nämlich um Kuhdung und Kuhurin. In Indien werden die Exkremente der Kühe gesammelt und verarbeitet - zu preiswerter Zahnpasta, billigem Shampoo und einfachen Medikamenten. Der Bedarf vor allem bei der armen Bevölkerung ist groß, der Ekel hält sich in Grenzen. Schon lange gilt die Kuh in Indien nicht nur als heilig, sondern auch als heilend. Kuhprodukte sind zum Beispiel wichtiger Bestandteil der Ayurveda-Kultur. Allerdings fangen indische Geschäftsleute jetzt an, über den Export der „Dung“-Produkte nachzudenken.
Autor: Armin Paul Hampel / ARD Neu Delhi
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