Mo., 09.04.07 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
PHILIPPINEN: Die Genagelten
Blut spritzt, Nägel bohren sich durch Hände und Souvenirhändler machen ein gutes Geschäft. Das ist Ostern auf philippinisch. Jedes Jahr am Karfreitag wird die kleine Stadt Cutud zum Schauplatz inszenierter Kreuzigungen. Die katholische Kirche verurteilt das gruselige Spektakel, es habe nichts mit dem christlichen Osterfest zu tun, sondern gehe auf heidnische Tradition zurück. Obwohl die zehn Zentimeter langen Nägel mit Alkohol desinfiziert werden, kommt es häufig zu Zwischenfällen. Manchmal wird buchstäblich genagelt bis der Arzt kommt, immer wieder werden Gekreuzigte vor Schmerzen ohnmächtig. Trotzdem erfreut sich das blutige Karfreitagsritual wachsender Beliebtheit, dieses Jahr werden bis zu 20.000 Zuschauer erwartet.
Autor: Mario Schmidt / ARD Tokio
GUINEA: Aufstand der Armen
Während Präsident Lansana Conte mit eiserner Faust und verbissen um seine Macht kämpft, kocht der Volkszorn seit Wochen. Mitte Januar eskalierte die Lage in Guinea mit Protesten und Unruhen, die Armen lehnen sich auf gegen Korruption und Misswirtschaft. Der Vorwurf an Präsident Conte: Er habe sein rohstoffreiches Land ganz bewusst und zur eigenen Bereicherung ins Elend geführt. Trotz der vielen Bodenschätze leben rund 40 Prozent der rund 9,4 Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze, Guinea gilt als korruptestes Land der Welt. Seit 23 Jahren regiert Präsident Conte nach dem Motto: “Das Gesetz bin ich.“ Immer wieder hetzt er auch die Armee auf sein Volk, die Gefahr eines Bürgerkriegs ist hoch.
Autor: Jochen Hütte / ARD Nairobi
IRAK: Freiheit für Kurdistan
Die Kurden im Norden des Irak schaffen Fakten. Die Region boomt, Städte wie Erbil und auch Suleimanija sind gemessen am Rest des Irak so etwas wie Boom Towns. Wer aus Deutschland kommt, braucht für die kurdischen Gebiete des Irak kein Visum, Kurdistan Airways unterhält regelmäßige Flugverbindungen nach Frankfurt, Amsterdam, Stockholm und Istanbul. Politisch ist die Autonomie Kurdistans kaum noch rückgängig zu machen, wirtschaftlich sieht es trotz erster Ölförderverträge noch nicht so gut aus. Den Nachbarn, allen voran der Türkei, gefällt diese Entwicklung überhaupt nicht.
Autor: Patrick Leclercq / ARD Kairo
TÜRKEI: Tödliche Minen in Kurdistan
Die einen traf es auf einer Hochweide, wieder andere beim Holzsammeln. Dutzende von Kindern, Alten, Frauen und Männern wurden im kurdischen Südosten der Türkei zu Minenopfern, weil der Staat sich nicht kümmerte. Jahrelang wurden Minen nicht geräumt und Minenopfer nicht anständig versorgt. Dabei war es die eigene Armee, die seit den 50er Jahren immer wieder Anti-Personen Minen eingesetzt hat, in geringem Umfang seit den 80er Jahren auch die PKK. Erst jetzt werden sie geräumt, viel zu spät, wie viele meinen.
Autor: Peter Althammer / ARD Istanbul
USA: Ein Bürgermeister räumt auf
Cory Booker ist ein Mann der Tat. Der Bürgermeister von New Jerseys größter Stadt Newark will seine Stadt wieder sicher machen. In Newark herrschen nämlich Zustände wie in den 80er Jahren im benachbarten New York. Bandenkriminalität, Drogenhandel, Schießereien, mehr als 20 Morde in den ersten drei Monaten des Jahres - und das bei „nur“ einer halben Million Einwohner. Vor acht Monaten wurde Cory Booker gewählt, seither hat er die Polizei komplett umorganisiert, weniger Schreibtisch, mehr Patrouille. Selbst Kleinkriminelle werden gnadenlos gejagt, auch mit dem Hubschrauber, wenn es sein muss.
Autor: Michael Heussen / ARD New York
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