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Weltspiegel

Myanmar: Besuch in einem geschundenen Land

Dunkle Wolken ziehen auf, in den Palmblättern fängt sich der Wind, Regentropfen fallen - erste Vorboten einer langen, beschwerlichen Zeit in Myanmar, dem früheren Birma. Vor allem die Menschen im Irrawadyy-Delta schauen der Regenzeit mit Besorgnis entgegen. Sie fürchten einen neuen verheerenden Wirbelsturm. Vor einem Jahr hatte der Zyklon „Nargis" die Menschen im Delta heimgesucht: ein fürchterlicher Orkan, der sie über Nacht in ihren Hütten überraschte, eine Flutwelle, die binnen Stunden tausende Dörfer mit sich riss. 140.000 Menschen kamen ums Leben. Millionen Einwohner verloren Angehörige, ihre Freunde, ihre Bleibe. Schon damals suchten Teams vom Weltspiegel die Opfer auf, um über die schrecklichen Folgen des Sturmes, den Einsatz der internationalen Helfer und über die zögerliche Hilfe eines totalitären Regimes zu berichten. Ein Jahr danach reisen wir erneut ins Delta. Es ist ein strapaziöser Weg, mit Jeep und Boot - ins Herz des Katastrophengebietes. Und es ist eine gefährliche Reise. Denn noch immer gelten einige Teile des Deltas als Sperrgebiet. Das Regime um Diktator Than Shwe will keine Journalisten dort sehen. Auch gegen Helfer aus dem eigenen Land und gegen Oppositionelle gehen die Militärs mit aller Härte vor. In einer Zeit, in der viele hofften, das Land würde sich öffnen, haben die Generäle mit einer Verhaftungswelle und absurd hohen Gefängnisstrafen ihre Macht gefestigt. Ein Jahr nach „Nargis" - der Weltspiegel auf Spurensuche bei Opfern des Sturms und des Regimes. Seltene Einblicke in ein sonst abgeschottetes Land.

USA: Obama - 100 Tage Charmeoffensive

"Hört uns jemand?" nennen die Schülerinnen und Schüler einer High

School im kalifornischen Pomona ihren in Eigenregie produzierten Videofilm. In dem schildern sie, wie die US-Wirtschaftskrise ihr Leben verändert hat. Unter Tränen beschreiben manche der 17-jährigen den Alltag ihrer Familien im Zwei-Zimmer-Apartment, den leeren Kühlschrank, die Angst vorm Elend. Und dann schicken sie das Video zur Ansicht an niemand geringeren als ihren neuen Präsidenten Barack Obama. "Ich höre Euch, wir alle hören Euch, Amerika hört Euch", antwortet ihnen der Präsident öffentlich und besucht die Schüler sogar. Unser Korrespondent hat sich mit den Teenagern verabredet, um eine 100-Tage-Bilanz der neuen Regierung zu ziehen. Auch wenn sich seit Obamas Amtsantritt am 20. Januar kaum etwas gebessert hat in den Vereinigten Staaten: Die jungen Leute setzen noch immer ihre Hoffnungen auf ihn. Er tue, was er könne, sagen sie. Und: Er sei schlicht und einfach anders.

Autor: Klaus Scherer, ARD Washington

Rumänien: Illegales Geschäft mit menschlichen Eizellen

Weibliche Eizellen sind weltweit Mangelware. Die Lieferantinnen dieses „Humanrohstoffs" sind oft blutjung, ungebildet und arm. Das nutzen skrupellose Eizellenhändler vor allem in Osteuropa aus. Für wenig Geld dienen ihnen junge Rumäninnen als sogenannte „Eizellenspenderinnen" - als lebende Eizellenreservoire für die betuchte Klientel aus Westeuropa, USA und zunehmend asiatischen Ländern. Diese Kundschaft wünscht sich für ihr Kind schwarze Haare und braune Augen, die genetischen Merkmale also, die junge Roma-Frauen und -Mädchen mitbringen. Den Frauen werden hochdosierte Hormonspritzen gesetzt, um die Eizellenproduktion künstlich anzuregen, zum Teil mehrmals im Jahr. In Bukarest hat sich eine ganze Klinik-Industrie entwickelt. Das Einsetzen fremder Eizellen ist dort legal - verboten sind nur die Eizellen-Spenden gegen Geld. Unserer Weltspiegel-Reporterin gelang es, in dieses illegale Netzwerk einzudringen. Sie drehte mit versteckter Kamera zum Teil Minderjährige, die von dubiosen Krankenschwestern angesprochen wurden. Und sie traf eine Frau, deren Gesundheit durch die illegalen Eizellenspenden zerstört wurde.

Autorin: Susanne Glass, ARD Wien

Sri Lanka: Bürgerkrieg im Endstadium

Der jahrzehntelange, kriegerische Konflikt auf Sri Lanka mit zehntausenden Toten geht offenbar in seine entscheidende Phase. Die Armee des Inselstaats im Süden des indischen Subkontinents spricht von den letzten Tagen, gar Stunden der Widerstandsbewegung LTTE, der tamilischen Befreiungsorganisation. Es ist der älteste Konflikt in Asien. Die LTTE kämpft seit Jahren als militante Organisation für die tamilische Minderheit und deren Ziel, im Norden des Landes einen unabhängigen, tamilischen Staat zu errichten. Der Zugang zu ungefilterten Informationen in den hart umkämpften Gebieten im Norden des Landes ist unabhängigen Berichterstattern verwehrt. Auch unser Korrespondent muss sich ein Bild machen anhand von Augenzeugenberichten, Bilddokumenten der beiden Kriegsparteien sowie Amateuraufnahmen. Mit Hilfe von Dr. Jehan Perera, dem Vorsitzenden des „National Peace Council of Sri Lanka" mit Sitz in der Hauptstadt Colombo, versucht der Weltspiegel die aktuelle Lage ein- und abzuschätzen, was nach dem vermeintlichen Sieg der Regierungsarmee geschehen wird.

Autor: Markus Gürne, ARD Neu Delhi

Russland: Sotschi - Olympiaträume im Sumpfland

Die 48-jährige Rita Uspenkaja bangt um ihre Zukunft, und der junge Umweltschützer Dmitri Kapzow läuft Sturm gegen das Prestigeobjekt der russischen Führung: Olympia in Sotschi. Hier, im Süden Russlands, soll er Wirklichkeit werden, der politische Wintertraum von Wladimir Putin, finanziert vom Staat und russischen Oligarchen. Die Stadt am Schwarzen Meer ist vom Nationalen Olympischen Komitee für die Ausrichtung der Winterspiele 2014 auserwählt worden - und der Ex-Staats- und jetzige Ministerpräsident hat sich höchstpersönlich dafür ins Zeug gelegt. Für das Spektakel in den Bergen des Kaukasus und in einem riesigen Olympiapark am Stadtrand Sotschis müssen mehr als 2000 Menschen ihre Häuser räumen, weite Naturflächen sollen unter Beton verschwinden. Die stolzen Bewohner ahnen nichts Gutes für ihren Flecken Heimat, befürchten stattdessen nachhaltige Schäden in einer Region, die zum Weltnaturerbe der Vereinten Nationen gehört. Da hilft es auch nichts, dass man ihnen nagelneue Privatunterkünfte verspricht - denn die wollen sie gar nicht. Heute sind Bürgermeisterwahlen. Aber wer auch immer das Rennen macht, er wird es mit den Sorgen der Bürger zu tun bekommen. Denn die sind, anders als Wladimir Putin, alles andere als glücklich über den „Wintertraum in Sotschi".

Autor: Olaf Bock, ARD Moskau

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Norddeutscher Rundfunk
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