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Weltspiegel

IRAN: Frauen fordern Freiheit

Autor: Peter Mezger / ARD Teheran

Der Alltag für Irans Frauen ist geprägt von Benachteiligungen. Nicht nur Feministinnen meinen, dass die Frau in der patriarchalisch geprägten Gesellschaft nur die Hälfte wert ist, wie zum Beispiel ganz konkret bei der Aussage einer Frau vor Gericht. Und selbst gebildete Männer verweigern ihren Frauen das Recht auf Scheidung oder das Recht, das Land zu verlassen. Am 12. Juni wählt Iran nun einen neuen Präsidenten, gleichzeitig ist dieser Tag Schicksalstag der iranischen Frauenbewegung.

Zahra Rahnavard Mussavi, die Ehefrau des aussichtsreichsten Gegenkandidaten von Präsident Ahmadinedschad, hat als mögliche First Lady den Wahlkampf besonders geprägt. Das hat es im Gottesstaat noch nie gegeben, dass die Frau eines Politikers so offen an der Seite ihres Mannes auftritt. Das Modell "Michelle Obama" ist also auch in Teheran angekommen und macht vielen über den Wahltag hinaus Hoffnung auf mehr Freiheit für die Frauen.

JAPAN: Boombranche für Alte

Autor: Mario Schmidt / ARD Tokio

Im Bergdorf Kamikatsu leben gut 2.000 Menschen. Vor einigen Jahren sah es hier aus wie an vielen Orten in der japanischen Provinz: Trostlos, keine Arbeit, junge Menschen zogen weg, die Alten blieben allein zurück. Doch Kamikatsu boomt, weil ein Unternehmer die Alten motivierte, Blätter und Blüten zu sammeln - 360 verschiedene. Denn dafür gibt es täglich Bedarf in japanischen Restaurants, die damit ihre Gerichte verzieren.

Die ehemalige Bäuerin Makiko Shoubu hat nun mit 83 Jahren keine Geldsorgen mehr, denn sie verdient mit den Blättern bis zu 5.000 Euro im Monat. Sie und ihr Mann gehören zu den 200 Zulieferern. In ihrem Leben hat sich alles geändert. Sie ist von morgens bis abends beschäftigt, sammelt Blätter, nimmt am Computer Aufträge entgegen. Im Dorf sind nun alle fröhlicher, aktiver - und jede Woche kommen Besucher, die sich das Wunder von Kamikatsu anschauen wollen, um Anregungen zu finden, wie sie ihre eigenen Dörfer zu neuem Leben erwecken können.

USA: Hochkonjunktur für Schuldeneintreiber

Autor: Udo Lielischkies / ARD Washington

In den USA sind letztes Jahr 81 Prozent mehr Häuser unter den Hammer gekommen als 2007. Und ganz besonders schwer erwischt hat es Kalifornien: Zwangsversteigerungen, weil die Eigentümer ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen können. Was aber, wenn das Eigentum mobil ist, Räder hat und vor dem Zugriff der Gläubiger versteckt werden kann? Dann kommen die „Repo-Men" zum Einsatz. Das steht für „repossession" und bedeutet, dass der Gläubiger seine Schulden oder den Gegenwert zurückholt. Es ist die amerikanische Art des Inkassos, aber in Gegenständen: Autos, Boote und sogar Flugzeuge lassen die Banken von ihren Schuldeneintreibern abholen - oft auch ohne Wissen der Betroffenen und in gut geplanten Aktionen. Der Job ist mühevolle Detektivarbeit in allen 50 US-Bundesstaaten und auch im Ausland. Dabei müssen die Repossession-Men auch diplomatisch sein, wenn sie zu den Eigentümern kommen und deren Hab und Gut beschlagnahmen.

RUSSLAND: Opel-Industriebeute für den Kreml?

Autorin: Ina Ruck / ARD Moskau

Wenn das Konsortium um Magna tatsächlich den Zuschlag bekommt, wird Opel demnächst russisch, finanziert durch die Sberbank, die vom Kreml kontrolliert wird. Und als "Technologiepartner" fungiert das marode Gorki-Autowerk in Nischnyj Nowgorod, kurz GAZ, das gerade erst 40.000 seiner ursprünglich 100.000 Mitarbeiter entlassen hat. GAZ ist pleite, verschuldet und technisch völlig rückständig, weswegen man fragen darf, wie sich denn zwei Ertrinkende gegenseitig aus dem Sumpf ziehen sollen.

Kommt der Opel-Deal zustande, wäre das einer der größten Coups der russischen Wirtschaftsgeschichte und für Putin persönlich ein bedeutender Imagegewinn. Denn der Einstieg bei Opel bietet den Russen dringend benötigte Hochtechnologie zum Schnäppchenpreis. Aber ob GAZ umgekehrt für Opel zum Türöffner in den russischen Markt werden kann, wird von Branchenkennern bezweifelt.

Eine eher unfreiwillige Zusammenarbeit zwischen Opel und GAZ gab es schon einmal nach dem Krieg. Damals hatten die Sowjets ein paar deutsche Autos mit nach Hause genommen, unter anderem den "Opel Kapitän". Beutegut, das man für eigene Zwecke verwendete: auf der Basis des "Kapitän" baute man in Nischnyj Nowgorod das erfolgreiche Sowjetmodell "Pobeda" - das heißt Sieg.

MAROKKO / ALGERIEN: Leben vom Schmuggel

Autorin: Annekarin Lammers / ARD Madrid

Es herrscht ein reger Grenzverkehr, den es offiziell gar nicht geben dürfte. Mit allem was Beine oder Räder hat, Esel, Mopeds oder Autos, wird das Benzin in Kanistern oder Flaschen über die Grenze geschafft. Ein Liter Benzin kostet in Algerien 25 Cent und kann in Marokko für 70 Cent verkauft werden. Ein lukratives Geschäft, an dem alle beteiligt sind und von dem alle gut leben: die Bevölkerung und die geschmierten Behörden. Denn die 1.500 km lange Landgrenze zwischen Marokko und Algerien ist schon seit 15 Jahren wegen politischer Streitereien geschlossen. Wer das Nachbarland legal besuchen will, muss theoretisch das Flugzeug nehmen. Doch die Menschen, die entlang der längsten geschlossenen Grenze der Welt leben, haben sich ihre eigenen Regeln zum Leben und Überleben geschaffen.

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Bayerischer Rundfunk
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