Mo., 02.11.09 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
USA: Freiwillige vor! Ansturm auf die Armee
Autor: Udo Lielischkies / ARD Washington
Große Anwerbeshow der US-Armee in Houston, Texas: Zehn Tieflader bringen 3-D-Simulatoren, in denen junge Männer Kampfhubschrauber und Panzer steuern und realitätsnah um sich ballern können. Gleich nebenan liegen die Einschreibelisten. Die amerikanischen Streitkräfte werden zurzeit von Freiwilligen geradezu überrollt. Trotz dramatischer Bilder aus Afghanistan, wo die Opferzahlen steigen, melden sich so viele Amerikaner zum Dienst an der Waffe wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der Grund: Die hohe Arbeitslosigkeit und die Wirtschaftskrise. Noch vor einem guten Jahr sah das ganz anders aus: Die Ansprüche an die neuen Rekruten wurden gesenkt. Aber jetzt gibt es immer mehr Bewerber mit höheren Schul- und Universitätsabschlüssen.
MEXIKO: Fiesta auf dem Friedhof
Autor: Stefan Schaaf / ARD Mexico City
An Allerheiligen heißt es auf Mexikos Friedhöfen: Party! Den Tag der Toten begehen die Mexikaner als großes Volksfest, mit einem Picknick am Grab, einer launigen Volksmusik gleich neben der Friedhofskapelle und schaurig süßen Totenköpfen aus Zuckerguss. Die Mexikaner haben ein ganz besonderes Verhältnis zu ihren Toten: Tagelang feiert das Land die tröstliche Vorstellung, dass die Toten zurückkehren, um ihre Verwandten zu besuchen.
BOLIVIEN: Lithium - das Gold der Anden
Autor: Michael Stocks / ARD Rio de Janeiro
Es ist eine lebensfeindliche Umgebung - und dennoch unglaublich faszinierend: Eine gigantische weiße Platte in den bolivianischen Anden, über 10.000 Quadratkilometer groß. Tagsüber bei strahlendem Sonnenschein gleißend hell, die Luft in fast 4.000 Metern Höhe extrem trocken und sauerstoffarm. Der größte Salzsee der Welt, der Salar de Uyuni, der jetzt in der Trockenzeit wie ein weißer, kristalliner Ozean zwischen Vulkanen und endlosen Weiten daliegt. Dieser Salzsee ist die weltgrößte Ressource für den Rohstoff, der die virtuelle Welt von Computern, Handys und die geplanten Flotten von Elektroautos antreibt: Lithium - zig Millionen Tonnen davon sollen hier liegen. Und die Nachfrage steigt gigantisch. Eine historische Chance für das bitterarme Land zum Global Player aufzusteigen. Manche prophezeien, das Salz könne Bolivien so reich machen wie Saudi-Arabien das Erdöl.
TSCHECHIEN: Zu gefährlich für den Briefträger
Autor: Danko Handrick / ARD Prag
Bohumin in Tschechien - vier Stunden Fahrt von Prag entfernt: Hier werden Unterschriften gesammelt - gegen die Post. Denn die Briefkästen in der Siedlung Pudlov bleiben ab sofort leer. Der Grund: Mehrfach wurden Briefträger in der als „Ghetto" verrufenen Plattenbau-Siedlung überfallen, bedroht und krankenhausreif geschlagen. Auch Polizeischutz half da nichts. Doch Bohumin ist kein Einzelfall: Überall im Land entstehen Unterschichten-Ghettos mit gefährlichem Gewaltpotential - 300 sollen es mittlerweile sein. Schuld sind auch Immobilienspekulanten, die arme und schwierige Mieter gezielt in Problemviertel umsiedeln, um den Wert der anderen Wohngebiete zu steigern.
POLEN: Männeremanzipation in Rock und High Heels?
Autor: Ulrich Adrian / ARD Warschau
Auf High Heels zur Arbeit zu gehen, hat er sich lange gewünscht. Doch erst
vor anderthalb Jahren hat sich der oberste Anti-Mann Polens, Martin Boronowski aus Breslau, zum ersten Mal getraut, in Minirock, Strapsen und Pumps zur Arbeit zu gehen. Er ist Dozent an der Breslauer Universität, unterrichtet Englisch und will tragen, wozu er Lust hat. Damit zeigt er der konservativen polnischen Gesellschaft, dass einseitige Männerideale nicht mehr zeitgemäß sind. Frauen tragen heutzutage Männerkleidung, dann dürfen Männer auch Röcke tragen, so seine Devise. Keine einfache Einstellung in einem Land, das zu 90 Prozent katholisch und eher konservativ ist. Seine Studentinnen bewundern Boronowski - auch wegen seiner schönen Beine.
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