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Weltspiegel

USA: Traditionsbruch beim Veteranenbegräbnis

Autor: Klaus Scherer / ARD Washington

Echte Trauer, aber falscher Sound - das wird wohl immer häufiger passieren, wenn Veteranen der US-Streitkräfte beigesetzt werden: Allein im nächsten Jahr stehen - schon aus demographischen Gründen - 200.000 solcher Beisetzungen an. Und jeder Kriegsveteran hat Anspruch darauf, bei seiner Beisetzung eine Trauerfanfare von zwei Militärangehörigen gespielt zu bekommen. Das Pentagon hat dafür allerdings nicht genug Personal, geschweige denn Musiker. Deshalb verschickt das amerikanische Verteidigungsministerium mittlerweile Blasinstrumente, die das Trauerstück mittels eines eingebauten Chips abspielen und damit auch von Laien benutzt werden können. Traditionsbewusste Patrioten sind empört und organisieren einen Ersatz-Service mit Freiwilligen, die auf echten Instrumenten spielen.

GROSSBRITANNIEN: Fuchsjagd als Gesellschaftsposse

Autorin: Annette Dittert / ARD London

Die Fuchsjagd in Großbritannien als Posse eines ewig währenden Klassenkampfs: Nach jahrelanger Diskussion wurde die Hatz auf Meister Reineke unter der Labour-Regierung von Tony Blair verboten. Füchse dürfen seitdem nicht mehr in der typischen Treibjagd mit Hunden gejagt werden. Allerdings gehört die Fuchsjagd - zumindest laut Selbstauskunft - auf dem Land zum Way of Life der britischen Noblesse. Offiziell wird jetzt nur noch auf eine Attrappe Jagd gemacht, wenn aber zufällig ein echter und lebendiger Fuchs vorbeikommt, dann gnade ihm Gott. Schlossherren, Adlige und Jagdverrückte haben ihre Rechnung aber ohne die Tierschützer gemacht, die mit subversiven Aktionen dem Fuchs zur Seite stehen. Und über allem steht natürlich noch die Politik: In Großbritannien wird nächstes Jahr gewählt und die Chancen stehen gut für die konservativen Tories, dann das umstrittene Gesetz gegen die Fuchsjagd wieder abschaffen zu können.

BOLIVIEN: Lithium - das Gold der Anden

Autor: Michael Stocks / ARD Rio de Janeiro

Es ist eine lebensfeindliche Umgebung - und dennoch unglaublich faszinierend: Eine gigantische weiße Platte in den bolivianischen Anden, über 10.000 Quadratkilometer groß. Tagsüber bei strahlendem Sonnenschein gleißend hell, die Luft in fast 4.000 Metern Höhe extrem trocken und sauerstoffarm. Der größte Salzsee der Welt, der Salar de Uyuni, der jetzt in der Trockenzeit wie ein weißer, kristalliner Ozean zwischen Vulkanen und endlosen Weiten daliegt. Dieser Salzsee ist die weltgrößte Ressource für den Rohstoff, der die virtuelle Welt von Computern, Handys und die geplanten Flotten von Elektroautos antreibt: Lithium - zig Millionen Tonnen davon sollen hier liegen. Und die Nachfrage steigt gigantisch. Eine historische Chance für das bitterarme Land zum Global Player aufzusteigen. Manche prophezeien, das Salz könne Bolivien so reich machen wie Saudi-Arabien das Erdöl.

NIGERIA: Nollywood - Traumfabrik im Hinterhof

Autor: Peter Schreiber / ARD Nairobi

Nigeria hat die zweitgrößte Filmindustrie der Welt. Über 2.000 Filme werden jedes Jahr produziert und über Videoclubs und Straßenhändler in ganz Afrika vertrieben. Die Bilder sind grell, der Ton oft verzerrt. Mehr als 10.000 bis 20.000 Euro darf ein Film nicht kosten. Location-Manager sehen sich nach passenden Häusern um, denn Studios gibt es nicht. Und die Schauspieler bringen ihre eigene Garderobe und Schminksachen ans Set. Doch die Billigproduktionen treffen den Nerv von Millionen Afrikanern: Sie zeigen ihren Alltag, vor allem aber auch ihre Träume: ein Leben im Luxus mit großen Häusern und schicken Autos.

SPANIEN: Oma lernt lesen

Autor: Thomas Schneider / ARD Madrid

Sie sind 70, 75 Jahre alt und drücken noch einmal oder sogar das erste Mal die Schulbank: Spanische Senioren, die ganz von Vorne anfangen: Schreiben, Lesen und Rechnen. Und die Tricks sind dieselben wie bei den ganz Kleinen: Abschreiben und Spicken. In den armen Gegenden des Hochlands von Kastilien war das Schicksal vor 60 Jahren gleich doppelt hart: Die Kinder mussten arbeiten, beim Schulbesuch wurden Jungs den Mädchen gegenüber bevorzugt und dann kam noch der spanische Bürgerkrieg. Schule war da nicht mehr drin im täglichen Überlebenskampf der Familien. Jetzt, wo das Leben schon fast vorbei scheint, packt die Teilnehmer von Alphabetisierungskursen großer Ehrgeiz. Und der Erfolg stellt sich ein: Gerade die Frauen lernen eine neue Selbständigkeit und ein ganz anderes Selbstbewusstsein kennen: Eine zweite Chance für eine gebeutelte Generation.

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Mo., 16.11.09 | 04:50 Uhr
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Bayerischer Rundfunk
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