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Weltspiegel

Jemen: El Kaidas neue Terrorbasis?

Gebetsmühlenartig wiederholen die USA, keine eigenen Soldaten in den Jemen zu schicken. Ein Land, das von vielen Experten bereits als scheiternder oder gescheiterter Staat eingestuft wird - wie Afghanistan und Somalia. Die Amerikaner im eigenen Land? Für viele Jemeniten ist das ein Tabu: "Wenn die USA darauf bestehen, Truppen in den Jemen zu schicken, wird sich das gesamte jemenitische Volk der El Kaida anschließen", so der islamische Prediger Schawki al-Kadhi, der als Abgeordneter im jemenitischen Parlament sitzt. Doch im Hintergrund sollen bereits verdeckte Anti-Terror-Operationen mit amerikanischer Hilfe laufen, abgestimmt mit der jemenitischen Regierung, deren Macht jedoch kaum bis über die Grenzen der Hauptstadt Sanaa herausreicht. Der Rest des Landes bietet ein optimales Rückzugsgebiet für radikale Kräfte: Schiitische Rebellen im Norden, Separatisten im Süden. Und auch für das Terrornetzwerk El Kaida. Noch soll es sich nur um einige hundert Kämpfer handeln, die hier ihre Basis haben, doch die Verstrickung des Jemen in das versuchte Flugzeugattentat von Detroit lässt das Schlimmste befürchten. Der Weltspiegel leuchtet aus, welches Bedrohungspotential vom südlichsten Land auf der Arabischen Halbinsel ausgeht.

Autor: Alexander Stenzel, ARD-Studio Kairo

Afghanistan: Alltag in Talibanistan

Bauern, die ihre Kinder verkaufen, um über die Runden zu kommen. Entführungsopfer in Hinterhöfen, nur weil die Familie eine Limousine vom Typ Lexus fährt. Und eine Armee in bedauernswertem Zustand, ohne jede Möglichkeit, der wiedererstarkten Taliban Herr zu werden. Das ist Alltag in Afghanistan - auch nach mehr als acht Jahren Krieg und hunderten Milliarden Dollar an Militär- und humanitärer Hilfe. Ein Fass ohne Boden ohne ernsthafte Aussicht auf Besserung. Die will die große Afghanistan-Konferenz Ende des Monats in London auf den Weg bringen. Schon verkündet der deutsche Außenminister: "Der Prozess der Verantwortungsübergabe an die afghanischen Sicherheitskräfte kann schon in diesem Jahr beginnen", doch afghanische Provinzen wie Helmand oder Kandahar kann er damit nicht gemeint haben. Denn hier, wie unser Reporter Mehran Bozorgnia erleben konnte, scheren sich Taliban, Milizen und Bandenchefs nicht um US- und afghanische Soldaten und Polizisten. Die schauen nur zu, während Stammesfürsten und Warlords so weitermachen, als würde es die westlichen Truppen der ISAF gar nicht geben.

Autoren: Mehran Bozorgnia/Christoph Lütgert

Ukraine: Raus aus der Lethargie

Vor fünf Jahren blies die "Orangene Revolution" die alten, russlandfreundlichen Machthaber aus den Ämtern, doch die neuen Politiker, an ihrer Spitze der neue Präsident Viktor Juschtschenko, konnten die Chance nicht nutzen. In den letzten fünf Jahren verhedderte sich die Ukraine in internen Machtkämpfen, das Land stand politisch mehr oder weniger still. Für Aufsehen sorgte neben den zahlreichen Streits mit Russland ums Erdgas vielmehr der Zuschlag der Fußball-EM im Jahre 2012 neben Polen. Doch ausgerechnet der Mann, der 2004 wegen Wahlfälschung von der "Orangenen Revolution" gekippt wurde, steht jetzt vor einem Comeback: Viktor Janukowitsch werden beste Chancen auf einen Wahlsieg in einer Woche eingeräumt. Die einzige, die ihn aufhalten könnte, wäre die ,orange' Kandidatin Julia Timoschenko, die Frau mit der Zopffrisur. Ein erstaunlicher Wandel im Land: Mit der Begeisterung von 2004 ist auch die automatische Aufteilung zwischen "Gut" und "Böse" in der Bevölkerung verschwunden. Übriggeblieben von der Revolution ist eine erstaunliche Pressevielfalt und Pressefreiheit, die gerade jetzt in der Vorwahlzeit vor einer Bewährungsprobe steht, beide Seiten üben enormen Druck aus. Der Weltspiegel begleitet zwei Journalistinnen auf beiden Seiten des Politspektrums durch den ukrainischen Wahlkampf.

Autor: Stephan Stuchlik, ARD-Studio Moskau

Spanien: Tunnel gegen Tempel

Es ist die Topmeldung in den Nachrichten: Spaniens Touristenattraktion Nummer eins, die Sagrada Familia, das Wahrzeichen Barcelonas, stürzt vor laufender Kamera in sich zusammen. - Zum Glück ist das bisher nur eine Horrorvision, und das berühmte Werk des Architekten Antoni Gaudí steht noch. Aber tatsächlich fürchten viele in Barcelona ein solches Unglück. Denn unter der ewigen Kirchenbaustelle soll demnächst eine Schnellbahnstrecke entlang führen. Durch einen Tunnel nur wenige Meter von den Fundamenten der Sagrada Familia entfernt. Hält die Statik nicht, dann droht eine Katastrophe wie beim Kölner Stadtarchiv. Für Pere Vallejo ein Unding. Er leitet eine Bürgerinitiative, die den Bau verhindern will. Und seine Angst kommt nicht von ungefähr: In den vergangenen Jahren gab es in Barcelona beim Bau von U-Bahn-Strecken schon mehrfach Häusereinstürze. Beim schwersten dieser Unfälle verloren hunderte Menschen ihre Wohnung. Der Konflikt zwischen Tunnel und Kathedrale ist typisch für Barcelona: Die Metropole sieht sich gerne als Welthauptstadt der Architektur. Darum erfindet sie immer neue Megaprojekte, die eigentlich keiner braucht. Da werden futuristische Kongresszentren geschaffen, die dann leider meist leer stehen; für das neueste Megahotel am Mittelmeerstrand im Stile eines großen Schiffssegels wird einfach so der Küstenschutz ausgehebelt. Spötter meinen, Barcelona verwandele sich in einen Themenpark. Viele Barcelonesen ärgern sich, weil ihnen die Baukräne buchstäblich über den Kopf wachsen. Die Touristen kommen in Scharen, aber das Wohnen in der Stadt wird ungemütlicher. Und mit dem Tunnel hält nun auch noch die Angst Einzug.

Autor: Thomas Schneider, ARD-Studio Madrid

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