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Weltspiegel

Großbritannien: Hilfe, eine Koalition!

Der Vorteil des archaischen, britischen Mehrheitswahlrechts: Es sorgt in aller Regel für stabile Regierungen mit stabiler Mehrheit, Koalitionspartner unnötig. Nachteil: Kleinere Parteien sind benachteiligt, viele Wählerstimmen im Parlament nicht abgebildet. Doch traut man den Umfragen der vergangenen Wochen, dann wird der mutmaßliche Wahlsieger der Unterhauswahlen, David Cameron von den Konservativen, wohl kaum an einer Partnerschaft mit den Liberaldemokraten um Shootingstar Nick Clegg vorbeikommen. Was schon fast einer Sensation gleicht, denn die letzte Koalition gab es zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs! Was anderswo zum politischen Tagesgeschäft gehört, versetzt das Königreich in einen Ausnahmezustand, vom ,hung parliament' ist da die Rede, vom ,Hängeparlament'. Gerade so, als stürze die Insel jetzt ins Machtvakuum und werde unregierbar. Doch ein Gutes mag das haben: Es wächst die Zahl derer, die endlich die Zeit für eine Reform des britischen Wahlrechts für gekommen halten.

Autorin: Annette Dittert, ARD-Studio London

Russland: Hilfe, die NATO auf dem Roten Platz!

Russland feiert den 65. Jahrestag des Sieges über den Hitlerfaschismus mit einer großen Militärparade, an der Staatsgäste aus aller Welt und erstmals auch Soldaten aus NATO-Staaten teilnehmen: Franzosen, Amerikaner und Briten auf dem Roten Platz - da wurde schon geunkt, verbleibende russische Veteranen könnten vorher aus Wut am Herzinfarkt sterben. Der 65. Siegestag, wirklich eine der letzten Veranstaltungen, bei der noch echte Kriegsteilnehmer dabei sein werden. Unter ihnen: Olga Fjodorowna, stramme Stalinistin, bald 87 Jahre alt. Schon mit 17 war sie Kommandeurin am Entfernungsmesser in einer Flak- Artilleriebatterie, mit 18 dann der erste Orden. Der Weltspiegel hat sie auf ihrer langen Zugreise von Sotschi am Schwarzen Meer bis auf den Roten Platz begleitet, wo sie nach 20 Jahren noch ein letztes Mal im Leben an der Hauptstadtparade teilnehmen will. Auf ,ihren' Stalin muss sie jedoch verzichten: Eine umstrittene Plakatkampagne mit Stalin-Porträts im öffentlichen Raum hat die Moskauer Stadtverwaltung nach heftiger Kritik abgesagt - auf Druck aus dem Kreml.

Autorin: Ina Ruck, ARD-Studio Moskau

Philippinen: Das Comeback der Imelda Marcos

Ihr Name steht für Habgier, Korruption und Unterdrückung. Imelda Marcos hat mit ihrem Ehemann Ferdinand und Freunden geschätzte 10 bis 30 Milliarden US-Dollar aus den Philippinen gepresst. 901 mal wurde gegen sie Anklage erhoben, vor allem wegen Betruges und Korruption. Bei ihrer Flucht ins Exil 1986 hatte sie 1060 Paar Schuhe, 500 lange Kleider und 888 Handtaschen angehäuft. Jetzt ist die Diktatoren-Witwe 80 Jahre alt und kandidiert am 10. Mai bei den Wahlen auf den Philippinen für einen Sitz im Kongress. Sie behauptet, während der Marcos-Jahre habe es trotz Kriegsrecht, Folter und verschwundenen Oppositionellen keine Menschenrechtsverletzungen gegeben. Eines ihrer politischen Hauptanliegen ist es, den Leichnam ihres Mannes 21 Jahre nach seinem Tod auf dem Friedhof der Nationalhelden in Manila beerdigen zu können. Zurzeit liegt er noch aufgebahrt in einem klimatisierten Sarg auf dem Familienanwesen, wo Imelda ihn regelmäßig besucht. Auch wenn viele Filipinos Imeldas Geldverschwendung verachten, so hat sie doch noch Anhänger, die für Extravaganz und Dreistigkeit der ehemaligen First Lady Sympathien hegen.

Autor: Mario Schmidt, ARD-Studio Tokio

Brasilien: Mauerbau am Zuckerhut

Rio - die Schöne am Zuckerhut. Aber das war einmal. Heute ist Rio de Janeiro umzingelt von 800 Favelas, den berühmt-berüchtigten Armenvierteln, in denen die Kriminalität blüht und Gesetzlosigkeit herrscht. Oft trauen sich Ordnungshüter gar nicht erst hin. Wie sollen hier in wenigen Jahren Fußball-WM und Olympische Spiele ausgetragen werden? Die Antwort: Der Staat erobert jetzt die Stadt zurück: mit massiver Polizeipräsenz, der Hilfe einer starken Frau - und einer meterhohen Mauer wie damals in Berlin. Gegen die regte sich heftiger Widerstand, jetzt stellte sich heraus: Nach den jüngsten heftigen Regenfällen mit anschließenden Erdrutschen konnten die Wälle einige der Schlammlawinen aufhalten und so Leben retten.

Autor: Thomas Aders, ARD-Studio Rio de Janeiro

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  • USA: Ölpest im Golf von Mexiko
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Norddeutscher Rundfunk
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