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Weltspiegel

ITALIEN: Brückenbau nach Sizilien -

Berlusconi setzt sich gigantisches Baudenkmal

Autor: Ralph Gladitz / BR München

Mit 3.700 Metern Länge soll sie die größte Hängebrücke der Welt werden und Kalabrien mit Sizilien verbinden. Ein umstrittenes Großprojekt, durchgedrückt von der Regierung gegen große Teile der Bevölkerung. Selbst konservative Bürger der Insel setzen sich dagegen zur Wehr. Und sie haben einleuchtende Argumente: die 400 Meter hohen Tragpfeiler müssen auf sandigen Grund gesetzt werden. Sizilien ist gefährdetes Erdbebengebiet. Kräftige Scirocco-Winde könnten die Hängekonstruktion tagelang unbenutzbar machen. Die Zufahrten zur Meerenge sind schon jetzt völlig überlastet. Die Landschaft wird verschandelt. Die veranschlagten Kosten von sechs Milliarden Euro dürften bei weitem nicht ausreichen. Alle großen Bauvorhaben werden in Sizilien von Korruption begleitet und die Mafia verdient immer mit. Die Sizilianer, die gegen das sogenannte "Jahrtausendprojekt" auf die Straße gehen bezweifeln zudem den Nutzen der Brücke, denn die Touristen kommen billiger und schneller mit dem Flugzeug, die Waren am einfachsten per Schiff. Trotz alledem: Regierungschef Berlusconi möchte sich mit der Brücke ein bleibendes Denkmal setzen.

RUSSLAND: Putin auf PR-Tour

Autorin: Ina Ruck / ARD Moskau

Russland - unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2010. Dies sind die Abenteuer des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin, der mit seinem kleinen gelben Lada Kalina unterwegs ist, um fremde Gebiete zu erforschen, unbekanntes Leben und neue Menschen. Viele tausend Kilometer von Moskau entfernt dringt Putin in Gegenden vor, die nie ein russischer Politiker zuvor gesehen hat.

Zu schön, um wahr zu sein? Ganz richtig! Der Ministerpräsident ist mit einem großen Tross unterwegs und steigt in den Kleinwagen Marke russischer Eigenbau nur kurz vor dem medial inszenierten Zusammentreffen mit den Einheimischen um. Eine persönliche

Image- und Wahlkampftour, denn der Ministerpräsident will 2012 wieder Präsident werden - und dann sogar gleich für sechs Jahre.

FRANKREICH: Lebensmittel für Muslime im Trend -

Boom bei halal-food

Autor: Michael Strempel / ARD Paris

Für streng gläubige Muslime war es schon immer ein Muss: Sich halal zu ernähren, also nur vom Koran genehmigte Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Vor allem aber nur Fleisch von Tieren zu essen, die nach islamischem Ritus geschlachtet wurden. Dabei muss die Kehle des Tieres von einem gläubigen Muslim unter Anrufung Allahs getrennt werden - ein Opferritual.

Frankreich hat den höchsten Anteil an Muslimen in Europa, von denen sich immer mehr religionsbewusst ernähren wollen. Besonders jungen Muslimen auf Identitätssuche gibt die traditionelle halal-Ernährung vermeintlich Halt. Die Ernährung nach den Richtlinien der Religion hat sich aber auch zu einem Riesengeschäft mit einer fast unüberschaubaren Produktpalette entwickelt. Der halal-Markt in Frankreich ist bereits doppelt so groß wie der Bio-Markt und keine Supermarktkette kommt mehr umhin, eine kleine, oft etwas versteckte halal-Ecke einzurichten.

Eine Schnellimbisskette verkauft halal-Hamburger und auch im haute-cuisine-Sektor kocht man bereits halal. Mit großem Erfolg.

PHILIPPINEN: Müllsammeln fürs Schulgeld

Autor: Clas Oliver Richter / ARD Tokio

Nach der Schule heißt es für Arvie erst einmal: Müllsammeln gehen. Auf ihrem Weg durch die Nachbarschaft sammelt die 15-Jährige Pappe, Papier, Plastik und Dosen ein - alles, was recyclebar ist. Am nächsten Morgen liefert sie ihre Ausbeute dann in der Schule ab und die verkauft den Müll dann für Arvie an professionelle Müllsammler weiter. So verdient sich das Mädchen seine 600 Euro Schulgeld, die ihre Familie zahlen müsste. Dafür sind der arbeitslose Vater und ihre Mutter, die als Näherin in Kuwait arbeitet, zu arm. „Müll zu Gold" heißt das auch auf den Philippinen einmalige Programm. Für Arvie, aber auch ihre Familie ist es die Chance, aus der Armut auszubrechen. Und der Begleiteffekt, Müllbeseitigung und Wiederverwertung, bringt nicht nur Arvie etwas, sondern allen Menschen ihrer Gemeinde Seelang in der Nähe von Manila.

GROSSBRITANNIEN: „Außerirdisches" an der Themse-Mündung

Autorin: Annette Dittert / ARD London

Im Zweiten Weltkrieg war sie die offene Flanke, die Themse-Mündung: Das Einfallstor, durch das die Engländer seit jeher fürchteten, erobert zu werden. Zahlreiche Forts und Wehrtürme erinnern noch heute daran. Die spektakulärsten Relikte aus dieser Zeit aber sind die Maunsell-Forts. Eine Stunde vor der Küste halten die Stahlmonster bis heute der starken Strömung stand: Dinosaurier aus einer anderen Zeit, von Weitem muten sie heute an wie eine Invasion Außerirdischer. Monatelang saßen hier Soldaten Tag und Nacht, um deutsche Jagdbomber daran zu hindern, Minen im Meer zu legen. Dass die Forts heute noch stehen, ist einem Mann zu verdanken, der bis heute hier sein halbes Leben verbringt: Tony Pine öffnet der ARD die skurrile Wunderwelt „seiner" Forts.

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Bayerischer Rundfunk
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