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Weltspiegel

Russland: Lebensgefährlicher Job - Der Fall Oleg Kaschin

Der russische Zeitungsjournalist Oleg Kaschin liegt auch Tage nach dem brutalen Übergriff auf seine Person noch immer im Koma - mit zertrümmerten Gliedmaßen und zertrümmertem Kiefer. Schon bald erwartet man Präsident Medwedew am Krankenbett des Reporters, wohl auch, um zu demonstrieren, dass der Kreml nichts mit dem Beinahe-Mord zu tun hat. Dreimal schon hat Medwedew in den vergangenen Tagen angemahnt, Journalisten in Russland müssten besser geschützt werden - auch wenn die Historie der Morde und die Prügeleien eine andere Sprache sprechen. Und: Hat der Kreml überhaupt noch Einfluss, wenn vielleicht korrupte Lokal- und Provinzfürsten unliebsame Reporter aus dem Weg schaffen wollen? Fest steht: Mutige Reporter leben gefährlich in Russland.

Autor: Georg Restle, ARD-Studio Moskau

China: Stadtentwicklung per Faustrecht

Geprügelt wird auch in China: Tian Wei Cais Arme sind blau geprügelt, sein linkes Bein dick angeschwollen. "Sie haben mit Stöcken auf mich eingeschlagen", erzählt der 72-jährige mit zittriger Stimme. Ein wehrloser Greis. Opfer einer Schlägertruppe, weil er sein Haus und Land nicht verlassen will. Die Bewohner aus Xiao Tun, einem Dorf vor den Toren Pekings, sind aufgebracht, empört, verängstigt. Weinend berichten sie von der Prügelei, die hier vor wenigen Tagen stattgefunden hat. Zehn ihrer Angehörigen wurden krankenhausreif geschlagen. Der Grund: Auf ihrem Grund und Boden sollen Hochhäuser und Industrieansiedlungen errichtet werden. Die Dorfbewohner müssen ihre Häuser räumen. Enteignungen, Zwangsräumungen, Streit um Entschädigungen - Alltag im Boomland China, dessen Wirtschaft seit Jahren wächst. Motor des ökonomischen Erfolges sind die enormen Investitionen in Infrastruktur und Immobilien. Überall sprießen Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden. Doch die Entwicklung des Immobilienmarktes hat ihren Preis: Menschen werden aus ihren Häusern gejagt, Bauern von ihrem Land vertrieben. Oft mit Gewalt. Die einfachen Leute vom Land werden mit geringen Entschädigungszahlungen abgespeist, den enormen Profit beim Landverkauf stecken korrupte Beamte und Baufirmen ein. Wer nicht freiwillig geht, dem wird gedroht, und oft werden Schläger in die Dörfer geschickt.

Autorin: Christine Adelhardt, ARD-Studio Peking

Australien: Kein Platz für Wale - Rohstoffhunger contra Tierschutz

Es herrscht Aufregung im Ort Broome an Australiens Nordwestküste. Die Regierung des Staates Westaustralien hat den Bau einer Gasveredelungsanlage in einem Aborigine-Reservat genehmigt. Nun laufen die Ureinwohner, aber vor allem Umweltschützer Sturm gegen diese Entscheidung, Ihr Haupt-Argument: Die Anlage gefährde die Kinderstube der Buckelwale, die direkt vor der Küste liegt. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine so hohe Konzentration von Walen per Quadratkilometer Meeresfläche. Aber: Hier wird auch in großem Umfang Erdgas auf Plattformen im Meer gefördert. Ebenso vor dem berühmten Ningaloo-Riff im Indischen Ozean, vor der Küste bei Exmouth. Eine Umweltschützerin: "Wir haben gesehen, was im Golf von Mexiko geschehen ist. Und hier herrscht ein ewiger Konflikt zwischen der Öl- und Gasindustrie auf der einen Seite und dem Anliegen, die Wale zu schützen, auf der anderen." - Die Gefährdung der Wale vor Australien ist besonders pikant, da das Land sonst massiv gegen Walfänge der Japaner auftritt und protestiert. Dort gibt man sich umweltbewusst, hier jedoch, vor der heimischen Küste jedoch, gefährdet man die Meeresriesen schon kurz nach der Geburt.

Autor: Robert Hetkämper, ARD-Studio Singapur

USA: Homeschooling - Mama macht Schule

In Deutschland müssen schulpflichtige Kinder in eine staatlich anerkannte Schule gehen. Anders in den USA: Hier ist das sogenannte Homeschooling, also der Unterricht zu Hause, sogar ein wachsender Trend. Mittlerweile sind es rund 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche, die daheim meist von Mum und Dad unterrichtet werden, das sind fast drei Prozent aller amerikanischen Schüler. Und es sind nicht nur religiöse Fanatiker, die ihre Kinder vom staatlichen Schulsystem fernhalten wollen. In New York etwa ist Homeschooling gerade in der gehobenen Mittelschicht in Mode, insbesondere seit der Wirtschaftskrise. Denn gute Schulen in Amerika kosten auch gutes Geld.

Autorin: Anja Bröker, ARD-Studio New York

Burkina Faso: 50 Jahre Unabhängigkeit

Am 30 Meter hohen Unabhängigkeitsdenkmal wird noch geschweißt und betoniert: Anfang Dezember feiert Burkina Faso 50 Jahre Unabhängigkeit, als letzte von 17 afrikanischen Nationen, die 1960 die Kolonialherrschaft abschüttelten. Zuvor will sich Staatspräsident Compaoré noch mal wiederwählen lassen, seit 1987 schon ist er an der Macht. Damals hatte er seinen Weggefährten Thomas Sankara erschießen lassen, dessen Name bei den anstehenden Jubelfeiern gewiss nicht erwähnt wird. "Camarade Président" Sankara stand für vieles, was im postkolonialen Afrika hätte besser laufen können: für gutes Regieren, allgemeine Bildung und ländliche Entwicklung. Heute führt sein Nachfolger das Land wie einen Familienbetrieb, die meisten Menschen sind Analphabeten, Grundnahrungsmittel müssen importiert werden. Und trotzdem sind sie stolz auf die vergangenen 50 Jahre, die Menschen in Burkina Faso, dem "Land der Aufrechten": die Milchbäuerin Korotoumou, die ganz allein gegen Europas Milchüberschüsse ankämpft, der Reisfarmer Jonas, der nach der Ernte lieber den Ahnen als der Regierung dankt, und Reggae-Rebell SamsK le Jah, der am Grab von Thomas Sankara über die vergebenen Chancen der letzten 50 Jahre sinniert - und von einem besseren Afrika singt.

Autor: Werner Zeppenfeld, ARD-Studio Nairobi

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