Mo., 04.04.11 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
JAPAN: TEPCO - Machenschaften eines Katastrophenkonzerns
Tokio im Energienotstand
Autor: Mario Schmidt / ARD Tokio
TEPCO ist Japans größter Energieversorger und der viertgrößte Energieriese weltweit. Nach dem schwersten Atomunfall in der Geschichte Japans steht TEPCO nun für viele für das Böse schlechthin: Vertuschung von Störfällen, Schlamperei und Betrügereien bei der Wartung der Atomkraftwerke - die Liste mit Vorwürfen unverantwortlicher Machenschaften ist lang. Das Unternehmen hat die Sicherheit seiner Reaktoren über Jahrzehnte sträflich vernachlässigt, um Investoren und Aktionären hohe Dividenden zahlen zu können: unverantwortliche Gier zum Preis der Sicherheit der Bevölkerung Japans. Dies alles mit stillschweigender Billigung der Politik, die bei ihrer Aufsichtspflicht und dem Krisenmanagement ein ebenso jämmerliches Bild abgibt wie die Konzernleitung von TEPCO. Die Atomkatastrophe von Fukushima hat die Energieversorgung in Japan stark beeinträchtigt. Damit im Großraum Tokio nicht die Lichter ausgehen und Japans Produktion wieder angefahren werden kann, braucht man TEPCOs Strom - auch den aus den Kernkraftwerken.
JAPAN: In den Trümmern des Tsunami
Autor: Philipp Abresch / ARD Tokio
Während in Fukushima die Helfer gegen den Super-GAU ankämpfen, versuchen die Menschen an der Küste zurückzufinden ins Leben. Die Zerstörungen in manchen Orten haben biblische Ausmaße. In Kesennuma hat eine enorme Tsunami-Welle sämtliche Schiffe im Hafen emporgehoben und in den Ort geschleudert. Kaum ein Haus konnte der Wucht der Naturgewalten widerstehen. Nur einer hatte so etwas wie Glück: Mitsuyoshi Sato, 84 Jahre alt. Sein Haus blieb stehen. Bei ihm hat jetzt das große Aufräumen begonnen. Schließlich liegen quasi die Trümmer einer ganzen Stadt in seinem Vorgarten. Auch Taro Arikawa hat in Kesennuma viel zu tun: der junge Mann ist Professor am Tsunami-Forschungszentrum in Tokio. Er liest in den Trümmern wie in einer Handschrift und will die Küsten für die Zukunft sicherer zu machen. Wiederaufbau in Japans Nordosten: der Weltspiegel hat Professor Arikawa und den alten Herrn Sato einen Tag lang begleitet.
RUSSLAND: Atomkraftgegner am Pazifik
Autorin: Ina Ruck / ARD Moskau
Der kleine Ort Liwadia in der Bucht von Tschaschma liegt schräg gegenüber von Japan. 1985 hatte der Ort ein, wie sie hier sagen, „kleines Tschernobyl": Damals ist ein Atom-U-Boot-Reaktor explodiert, als das U-Boot gerade im Hafen lag. Mehrere Menschen starben sofort, viele wurden verstrahlt. Bis heute ist das damals verstrahlte Gebiet gesperrt. Die Sowjetunion hat es geschafft, das Unglück zu vertuschen, denn die Gegend ist dünn besiedelt und zudem zehn Flugstunden von Moskau entfernt.
Wenn Menschen weit weg in Europa oder Amerika Angst vor Strahlung haben, wie reagieren dann die direkten Nachbarn Japans? Die Menschen in Russlands fernem Osten sind zwar ebenfalls besorgt, dass die Radioaktivität über das Meer zu ihnen gelangen könnte. Sie nehmen es aber auf die für Russen so typische Art schlicht fatalistisch: Wenn die Naturgewalt zuschlägt, kann man höchstens noch beten.
Entlang der russischen Pazifikküste haben wir nur Atomkraftgegner kennengelernt - und das in einem Land, wo laut Umfragen die große Mehrheit für Atomkraft ist. Doch hier haben die Russen ihre eigenen Erfahrungen gemacht. Dass Moskau in den kommenden Jahren zehn neue Atomkraftwerke mit 30 Reaktoren bauen will, findet hier niemand gut.
LIBYEN: 40 Jahre Kampf gegen Gaddafi - Oppositionelle berichten
Autor: Stefan Maier / ARD Kairo, z.Zt. Bengasi
Täglich bombardiert die NATO das Militär von Diktator Gaddafi, um das UNO-Mandat zum Schutz libyscher Zivilisten umzusetzen. Jetzt sollen die Aufständischen in Bengasi auch mit Ausbildern und Waffen versorgt werden. Aber wer sind die Menschen hinter dem libyschen Aufstand? Unser Korrespondent trifft Oppositionelle, die schon seit 40 Jahren politischen und jetzt auch militärischen Widerstand leisten. Nordafrikas Jasminrevolutionen sind für die libyschen Regimegegner ein erster realistischer Aufbruch in die Freiheit nach jahrzehntelanger Unterdrückung.
ÖSTERREICH: „Priester ohne Amt" aber mit Familie
Autorin: Susanne Glass / ARD Wien
Hans Chocholka, heute 77 Jahre alt und seit 1959 katholischer Priester, ist verheiratet. Mit seiner Frau Anni hat er fünf Kinder und sieben Enkelkinder. Als er Anni kennenlernte, war ihm, der längst am Sinn des Zölibats gezweifelt hatte, klar, dass er sich eindeutig und ohne Heimlichkeiten zur "Liebe seines Lebens" bekennen wollte.
Nach dem Dispens arbeitete er als Religionslehrer und schloss sich der Gruppe "Priester ohne Amt" an, die bereits 700 verheiratete Priester von insgesamt 4.000 katholischen Priestern in Österreich in ihrer Kartei verzeichnet.
Die "Priester ohne Amt" fühlen sich auch weiterhin berufen und bieten Gläubigen ihren Beistand an. Sie halten Messen und zelebrieren auch Trauungen, besonders von Paaren, bei denen ein Partner bereits geschieden ist und die deshalb nicht mehr kirchlich heiraten dürfen.
Der Verein will die katholische Kirche von innen heraus modernisieren und setzt sich dabei auch für die Abschaffung des Zölibats ein, bestärkt vom Ergebnis einer noch nicht veröffentlichten Langzeitstudie, nach der 60 Prozent aller katholischen Priester in Österreich eine Beziehung haben oder hatten.
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