Mo., 04.07.11 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Ägypten: Machtvolles Militär:
Mubarak gestürzt, viele seiner Minister auf der Anklagebank und dennoch demonstriert die ägyptische Opposition weiter. Diesmal richtet sich der Zorn gegen das Militär. Viele der Protestierenden glauben, dass der Militärrat, der faktisch das Land bis zu den vorgesehenen Parlamentswahlen regiert, nicht nur absichtlich Prozesse gegen den Exdiktator und seine Schergen verzögere, sondern auch kein Interesse an einer echten Demokratie habe. Immer noch werden Oppositionelle in Schnellverfahren vor Militärgerichten abgeurteilt, immer noch ist der Justizapparat in den Händen von ehemals Mubarak getreuen Beamten. Und die Generäle zeigen wenig Bereitschaft schnell auf eigene wirtschaftliche Privilegien und politischen Einfluss zu verzichten. Die Revolution am Scheideweg. Autor: Jörg Armbruster, ARD Kairo
Südsudan: Kein Platz für das eigene Volk:
Am 9. Juli will sich der südliche Teil des Sudans auch formal unabhängig erklären. Mit der Republik Südsudan wird ein neuer afrikanischer Staat entstehen. Ein Staat ohne funktionierende Infrastruktur, ein Land, das von Beginn an zu den ärmsten des Kontinents gehören wird. Dazu der blutige Streit mit dem Norden um Ölfelder, Land, Wasser und Grenzlinien. Seit der Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Anfang des Jahres sind Hunderttausende Südsudanesen aus dem Norden in den Süden gezogen. Vor sich eine höchst ungewisse Zukunft. Autor: Stefan Maier, ARD Kairo
Syrien: In den Kerkern Assads:
Er ist syrischer Student in Deutschland und wollte den Aufstand in seinem Heimatland unterstützen, friedlich. Er reiste im März nach Damaskus um an den Demonstrationen gegen Diktator Assad teilzunehmen. Schon nach wenigen Tagen landete er in den Kerkern des Systems. Zusammen mit Hunderten weiteren Menschen: Ärzte, Lehrer, Studenten, Arbeiter. Er wurde tagelang gefoltert, seine Schwester und sein Bruder wurden festgenommen und er musste ihre Schreie in der Zelle nebenan ertragen. Er lebte mit fast 40 Mithäftlingen auf engstem Raum und musste oft im Stehen schlafen. Er kam frei, weil die Gefängnisse übervoll waren und immer mehr Demonstranten verhaftet wurden, für die Zellen freigeräumt werden mußten. Nach seiner Freilassung ist er nun wieder in Deutschland und kämpft von hier aus weiter für die syrische Revolution.
Autorin: Karin Feltes, SWR
Kolumbien: Kohle und Vertreibung: Deutschland hat den Atomausstieg beschlossen und wird in Zukunft vermehrt auf Kohle setzen müssen. Das zumindest hoffen internationale Konzerne, die etwa in Kolumbien Kohle fördern um den fossilen Brennstoff auch in Deutschland zu verkaufen. Doch der Preis für die Kohle aus Südamerika ist hoch. Zahlreiche Menschen werden aus den Kohlegebieten vertrieben, Gewerkschaftler, die gegen das rücksichtslose Vorgehen der Kohlemultis protestieren, werden von paramilitärischen Banden bedroht, manche sogar ermordet.
Autor: Stefan Schaaf, ARD Mexiko
Südafrika: White Poverty - Weiße Armut
Townships sind schwarz und arm. Das galt zu Zeiten der Apartheid in Südafrika. Townships, so bezeichnete man für Schwarze eingerichtete Wohnsiedlungen. Häufig waren es nicht mehr als eine Ansammlung von Hütten aus Wellblech und Pappkartons. Ein Weißer verirrte sich damals selten dorthin. Mit dem Ende der Apartheid verloren die meisten Weißen aber ihre Privilegien und nicht wenige sehen sich nun am unteren Ende der sozialen Leiter wieder. Einer von 10 Weißen lebt statistisch gesehen unterhalb der Armutsgrenze und manch eine Armensiedlung ist mittlerweile nicht mehr schwarz, sondern fast vollständig weiß.
Autor: Ulli Neuhoff, ARD Johannesburg
Laos: Chinesischer Kasinokapitalismus: Hilfe, die Chinesen kommen. Das sagen zumindest viele laotische Bauern im Dreiländereck am Mekong. Im Dörfchen Ton Pheung bauen chinesische Investoren ein riesiges Glücksspielparadies mit Kasinos, Luxushotels und Shoppingcenter und Golfplatz. Die Bauern der Region werden einfach umgesiedelt. 30 Quadratkilometer groß ist das Gelände, in dem die chinesischen Kapitalisten die nächsten 99 Jahre alleine das Sagen haben werden. Laotische Polizei oder Beamte sucht man hier vergeblich. Dafür finden sich aber Glücksritter, Prostituierte und reiche Rentner aus China, Thailand und Myanmar. Und das ist nur der Anfang. Chinas Grenze verschiebt sich unbemerkt auf das Gebiet eines eigentlich souveränen Staates. Im armen kommunistischen Laos haben chinesische Investoren Konzessionen für weitere 10.000 Quadratkilometer beantragt - mehr als 6 Prozent der Landesfläche. Chinatown ist überall.
Autor: Norbert Lübbers, ARD Singapur
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