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Weltspiegel

Italien: Silvio Berlusconi - Der Cavaliere fällt vom Pferd:

Sie nannten ihn ?Cavaliere', den Ritter. Quasi aus dem Nichts schuf er ein milliardenschweres Unternehmen, überzog Italien als Ministerpräsident mit einer Diktatur des Lächelns. Doch die hat jetzt wohl ein Ende: Sexskandale, Korruptionsvorwürfe und die exorbitanten Schulden seines Landes stecken dem Ritter so tief in der Rüstung, dass er nach drei Legislaturperioden offenbar das Gleichgewicht verliert und vom hohen Ross fällt. Aber Berlusconi wäre kein Ritter, wenn er nicht bis zum Schluss versuchen würde, an der Sache festzuhalten - seiner Sache. Und die lautet: Macht - der Staat bin ich. Trotz angekündigten Rücktritts bleibt offen, wann er denn nun genau geht und wann Italien endlich mit den Aufräumarbeiten beginnen kann. Beispiel: Die hohe Jugendarbeitslosigkeit, die bei erschreckenden 28 Prozent liegen soll. Viele gesellschaftliche Gruppen, Wählerklientel, hat Berlusconi zwecks Machterhalt mit Geschenken bedacht, doch um die nachwachsende Generation hat er sich nicht gekümmert - eine verlorene Generation.

Autorin: Eva Frisch, ARD-Studio Rom

Hawaii: Eingeborene Unruhe im Paradies: Am Wochenende lädt US-Präsident Obama die Staatschefs des asiatisch-pazifischen Raums in seine Heimat Hawaii. Unter Palmen, mit Aloha und Blütengruß präsentieren sich die USA als im Pazifik tief verwurzelte Macht. Noch nie haben sich so viele Politikgranden auf einem so kleinen Eiland getummelt. Hawaii, 4000 Kilometer vom US Festland entfernt, ist Amerikas Vorposten im Pazifik. Für Touristen sind die Inseln mit den endlosen Sandstränden und den gewaltigen Wellen ein exotisches Paradies, für die USA ist der 50. Bundesstaat vor allem ein strategischer Glücksfall: Über 50.000 US-Soldaten sind auf Oahu stationiert, ein Viertel der Insel ist in Militärbesitz. Aber es regt sich zunehmend Widerstand gegen die "US-Besetzung". Die Ureinwohner Hawaiis reklamieren ihre Kultur, ihr Land zurück. Die Nachfolger der letzten Königin halten den alten Königsplast besetzt, sie wollen Hawaiis Souveränität wiederhergestellt wissen. Kyle und seine Friedensaktivisten fordern den sofortigen Rückzug des US-Militärs. Im bergig zerklüfteten Inneren der Insel residiert Bumby - der kernige Held der Unabhängigkeitsbewegung. Er hat den Bergen ein Stück Land abgetrotzt. Hier leben sie jetzt nach den Regeln und der Kultur ihrer Vorfahren. Lange war ihre Sprache verboten, jetzt sprechen sie sie wieder. Und alle eint eines: Hawaiis Ureinwohner wollen nicht länger ein Stück Amerika sein.

Autorin: Hanni Hüsch, ARD-Studio Washington

Malaysia: Ein Land sucht die Super-Muslima: Ein Fernsehstudio vor den Toren Kuala Lumpurs: Soundcheck, letzte Proben, Make-up. Dann beginnt die wohl ungewöhnlichste Castingshow der Welt. Elf junge Frauen sitzen an einem langen schwarzen Tisch - alle im gleichen braunen Gewand, mit Kopftuch und dezenter Brosche. Doch bei dieser Casting-Show geht es nicht um Äußerlichkeiten. Die Frauen sind auf höhere Weihen aus. Nur eine von ihnen kann „Ustazah Pilian" werden - Malaysias auserwählte Geistliche, die Super-Muslima! Die Show ist eine Revolution im malaysischen Fernsehen, die die Grenzen und die Toleranz des Islams auslotet. Atiqah hat es bis hierher geschafft. Sie hat das öffentliche Casting überstanden, ihre Eltern um Erlaubnis gefragt und schließlich um Allahs Beistand gebeten. Jetzt ist sie die jüngste im Teilnehmerfeld, 19 Jahre alt und Studentin des islamischen Rechts. Izelan Basar ist der Manager des muslimischen Lifestyle-Senders Astro TV. Angst vor Provokation hat er nicht. Er ist überzeugt, dass Islam und Casting-Show zusammengehen. Kein lahmer Religionsunterricht, sondern beste Unterhaltung zur Primetime. Er wolle eine nationale Ikone finden, sagt er, eine Oprah Winfrey mit Kopftuch. Die Gewinnerin erhält die Lizenz zu predigen, eine Pilgerreise nach Mekka und ein paar irdische Extras: ein französisches Auto, ein MacBook, Bargeld.

Autor: Norbert Lübbers, ARD-Studio Singapur

Kolumbien: Die U-Boote der Drogenmafia: Kolumbien zählt immer noch zu den größten Kokainproduzenten und -händlern der Welt. Darin verwickelt ist auch die linksgerichtete FARC-Guerilla. Am vergangenen Wochenende wurde deren Anführer Alfonso Cano von der Armee getötet, er galt als der letzte intellektuelle Kopf dieser Gruppe. Mit seinem Tod, so befürchten viele Beobachter, wird die FARC noch mehr zu einer Drogenbande verkommen - und das Geschäft mit abenteuerlichen und ebenso gefährlichen Drogen-U-Booten noch weiter zunehmen. Denn die südamerikanische Drogenmafia rüstet auf - sie lässt große Mengen Kokain in selbstgebauten Tauchbooten transportieren. Diese „Fast-U-Boote", die knapp unterhalb der Wasseroberfläche fahren, sind so konstruiert, dass sie unbemerkt von Radar und Küstenwache tonnenweise ihre illegale Ware nach Mexiko bringen können. Es sind wahre Himmelfahrtskommandos - drei Besatzungsmitglieder und ein Aufpasser der Mafia legen in rund zehn Tagen 600 Seemeilen nach Mexiko zurück, zusammengepfercht auf 15 Quadratmetern, ohne Toiletten, ohne Frischluft - „ein Kamikaze-Unternehmen", wie uns Experten der kolumbianischen Marine sagen. Der "Weltspiegel" hat jetzt erstmals Zugang zu der Marine-Station im Regenwald Kolumbiens bekommen, wo konfiszierte U-Boote gelagert werden.

Autor: Stefan Schaaf, ARD-Studio Mexiko

Spanien: Valdeluz - Krisen-Schatten im Tal des Lichts: Am kommenden Sonntag wird in Spanien gewählt, einem weiteren Risikopatienten der europäischen Schuldenkrise. Der sozialistische Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero tritt nicht mehr an. Er hätte auch keine Chance, die krisengeplagten Spanier haben abgeschlossen mit ihm. Als Sinnbild und Symbol der Krise gilt der Ort Valdeluz vor den Toren Madrids, übersetzt ?Tal des Lichts': Eine Stadt vom Reißbrett, geboren während der Immobilienblase, geplant für 30.000 Einwohner. Doch nur 3.000 kamen, und jetzt kommt nicht mal mehr der Vorortzug bis hierher. Valdeluz darbt im Niemandsland. Doch die hier Gestrandeten geben nicht auf. Auch wenn sie Politik und Spekulanten kein Vertrauen mehr schenken, Eigeninitiative und Optimismus kann ihnen niemand rauben. So kämpften sie erfolgreich für eine Buslinie, der Bürgermeister arbeitet umsonst, und einer machte eine Kneipe auf - die einzige in Valdeluz. Der "Weltspiegel" zeigt, wie man im Kleinen ausbügelt, was im Großen verbockt wurde.

Autor: Thomas Schneider, ARD-Studio Madrid

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Norddeutscher Rundfunk
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