Mo., 28.11.11 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Der "Weltspiegel" vom SWR berichtet heute über die Wahlen in Ägypten live aus Kairo.
Die arabische Revolution wird bald ein Jahr alt, Anlass für Das Erste, die Veränderungen, Chancen und Risiken des Aufbruchs im Nahen Osten vor Ort zu analysieren.
Ägypten: Die stockende Revolution:
Die ägyptische Revolution hat vieles verändert, vor allem in den großen Städten. Aber auf dem Land scheint alles zu bleiben wie ist. Wenige Familien beherrschen Wirtschaft und Politik. So war es zu Zeiten des Königs, so setzte es sich unter Mubarak und der Militärdiktatur fort. Und auch im revolutionären Ägypten tauchen auf den Wahllisten in den ländlichen Regionen wieder die gleichen Gesichter auf: Großgrundbesitzer, Chefs von Familienclans. Die konservativen Beharrungskräfte in Ägypten sind so stark, dass die städtische Demokratiebewegung immer verzweifelter versucht, den Funken der Revolution nicht gänzlich erlöschen zu lassen.
(Jörg Armbruster, ARD Kairo)
Syrien: Reise durch ein zerrissenes Land: Der Schurke ist international ausgemacht: Bashar al Assad, Präsident von Syrien. Ein Diktator, der selbst in der arabischen Welt weitgehend isoliert ist. Ein Mann, der brutal auf sein eigenes Volk schießen lässt. Ein Despot, der sich nur mit Terror und Folter an der Macht hält. Westliche Journalisten werden so gut wie nicht in das Land gelassen. Nur über von Oppositionellen herausgeschmuggelte Videos kann sich die Öffentlichkeit ein ungefähres Bild von der Situation machen.
Dem Autor Jürgen Todenhöfer ist es nun im Auftrag des Weltspiegels gelungen, in die Hochburgen des Widerstandes zu fahren - nach Homs und Hama. Er hat mit Oppositionellen und Assad-Anhängern gesprochen.
Eine Reise durch ein zerrissenes Land, das am Rande eines Bürgerkriegs steht.
Tunesien: die vergessenen Helden: Sie sind die eigentlichen Helden der arabischen Revolution. Tunesische Jugendliche, die als erste auf die Straße gingen und gegen die Willkürherrschaft arabischer Tyrannen aufbegehrte. Von Tunesien sprang der Revolutionsfunke über auf andere arabische Länder. Der arabische Frühling war geboren. Doch nun ist Herbst und die Helden von einst fühlen sich vergessen. Viele Jugendliche wurden in den ersten Tagen des Aufbegehrens zu Krüppeln geschossen oder geprügelt. Doch heute kümmert sich niemand mehr um sie. Kein Krankengeld, keine Sozialfürsorge, keine Aufmerksamkeit. Enttäuscht wenden sie sich von der Revolution ab.
(Thomas Schneider, ARD Madrid)
Türkei: Hinwendung zum Morgenland: Die Türkei hat Konjunktur. Immer mehr arabische Länder wollen so werden wie das Land an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien. Wirtschaftlich erfolgreich, säkular aber doch islamisch geprägt, stabil und nationalbewusst.
Taugt die Türkei als Vorbild für die arabische Welt, ein Land, das sich selbst immer mehr zum Morgenland hinwendet und zu einem entscheidenden politischen Faktor im Nahen Osten wird.
(Michael Schramm, ARD Istanbul)
Ägypten: Sphinx ohne Besucher: Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung für Ägypten herausgegeben. Flüge werden abgesagt oder sind halbleer, Pauschalreisen werden storniert. Und das mitten in der Hauptsaison. An den Pyramiden von Gizeh, in den Tempeln von Luxor: Keine Touristen weit und breit. Eine wirtschaftliche Katastrophe für das beliebte Reiseland und für Millionen von Ägyptern, die in der Tourismusbranche arbeiten.
(Karin Feltes, ARD Kairo)
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