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Weltspiegel

GIGLIO / ITALIEN: Spektakuläre und teure Bergung eines Schiffswracks - Die Vorbereitungen auf der Costa Concordia:

Am 15. Oktober wird der Prozess gegen den Unglücks-Kommandanten Francesco Schettino eröffnet, der für den Tod von 32 Menschen, darunter 12 Deutsche, auf der Costa Concordia verantwortlich sein soll. Derweil arbeitet eine amerikanische Bergungsfirma rund um das Wrack fieberhaft an den Vorbereitungen für die Bergung des gestrandeten Kreuzfahrtdampfers. Das Ziel ist ehrgeizig, der Druck auf die Ingenieure immens: das Wrack soll aufgerichtet und so möglichst heil zur Entsorgung nach Palermo geschleppt werden.

Über 250 Spezialisten, Ingenieure und Taucher arbeiten unter Hochdruck über Monate an den komplizierten Vorbereitungen. Diese Bergungsaktion gilt als die spektakulärste und auch teuerste in der Geschichte der Schifffahrt. Die Erste-Klasse-Bergung soll das ramponierte Image der Reederei Costa aufpolieren. Und die Bewohner von Giglio hoffen auch, dass der Spuk bald vorbei sein möge, obwohl sie am Katastrophentourismus gut verdient haben.

Autor: Karl Hoffmann

GRIECHENLAND: Reformen ja, aber bitte nicht bei uns - Ein Spitzenbeamter packt aus: Ausgerechnet ein Mann aus Griechenland wurde im Frühjahr zum "weltbesten Beamten der öffentlichen Verwaltung" gekürt: Pangiotos Karkatsoulis, hoher Beamter im Athener Ministerium für Reformen, versucht seit Jahren die öffentliche Verwaltung in Griechenland auf Vordermann zu bringen. Aber fehlende Daten, nicht vorhandene oder verweigerte Informationen und die Widerstände innerhalb der Ministerien haben den engagierten Beamten mittlerweile ziemlich frustriert. "Wir sind mitten im letzten Gefecht zwischen den Vertretern und Profiteuren des alten Systems mit den Reformern und Kämpfern für ein modernes Griechenland", fasst der oberste Chef für die Reform der öffentlichen Verwaltung die angespannte Situation vorsichtig zusammen. Kämpft da David gegen Goliath? Es gibt fast 5000 öffentliche Ämter, Behörden, Institutionen oder Stiftungen in Griechenland, die mit Staatsgeldern am Leben gehalten werden. Die genaue Zahl ist ebenso unbekannt wie Etat und Beschäftigtenzahl. Vielleicht weiß ja die Troika da mehr, wenn sie Mitte des Monats den lange erwarteten Bericht über den Stand der Reformen endlich vorlegt.

Autor: Bernd Niebrügge / ARD Athen

TUNESIEN: Salafisten gegen Gleichberechtigung - Die Gewalt gegen Frauen nimmt zu: Ausgerechnet in Tunesien, wo die arabischen Revolutionen im Dezember 2010 ihren Anfang nahmen, ausgerechnet in dem Land, in dem Frauen seit vielen Jahren gleichberechtigt sind, leben jetzt viele, die nicht dem islamistischen Frauenbild folgen wollen, in Angst und Schrecken. Denn in Tunesien gewinnen die Salafisten immer mehr Einfluss und Macht. Unter deren Schutz gibt es immer mehr brutale Gewalt gegen Frauen im Land. Psychologen erklären das damit, dass die tunesischen Männer das gesetzlich verankerte Modell der Gleichberechtigung nie wirklich akzeptiert hätten. Und so scheint es nur folgerichtig, dass die Islamisten den Gleichberechtigungsartikel in der Verfassung jetzt ändern wollen: Die Frau soll dem Mann dann nicht mehr gleichgestellt sein, sondern diesen "ergänzen". Gegen diese rechtliche Diskriminierung und gegen die zunehmenden Übergriffe protestieren immer mehr Frauen. Verhüllt, mit oder ohne Kopftuch gehen sie gemeinsam auf die Straße und machen klar, dass sie weder komplementär noch Objekte des Mannes sind, sondern per Verfassung gleichberechtigte Bürgerinnen.

Autor: Stefan Schaaf / ARD Madrid

GEORGIEN: Der Milliardär und die Macht - Wer ist und was will Herr Iwanischwili?: Die Welt schaut verblüfft auf Georgien. Gegen alle Erwartungen ist dem kleinen Kaukasus-Staat Anfang der Woche erstmals ein friedlicher und demokratischer Machtwechsel gelungen. Neuer starker Mann ist ein steinreicher Unternehmer, den außerhalb Georgiens kaum einer kennt. Bidsina Iwanischwili hat sein Geld in Russland gemacht, ist aber politisch nie in Erscheinung getreten. Bis vor ein paar Monaten, als er begann, mit seinem neugegründeten Bündnis "Georgischer Traum" das Machtgefüge in Georgien durcheinander zu wirbeln. Eine bunt zusammengewürfelte Bewegung, an ihrer Spitze der politisch völlig unerfahrene Milliardär. Das verspricht ein interessantes Experiment zu werden. Was Herr Iwanischwili wirklich antreibt, was er mit seinem Land vorhat, das wird in Georgien - je nach politischem Lager - völlig unterschiedlich vermutet. Für die einen ist er ein russisches U-Boot, ein unberechenbarer Mäzen, der die Menschen mit seinem Geld blendet und verführt, für die anderen der Garant künftigen Wohlstands für alle. Der "Weltspiegel" versucht einen Blick hinter die Fassade.

Autorin: Ina Ruck / ARD Moskau

THAILAND: Sind Majestät wirklich beleidigt? - Wie man kritische Stimmen mit einem Majestätsbeleidigungsparagraphen zum Schweigen bringt: Jede noch so dezente Kritik am Königshaus kann in Thailand als Majestätsbeleidigung ausgelegt und nach Artikel 112 des Strafgesetzbuches streng geahndet werden. Niemand weiß aber genau, was eigentlich wirklich verboten ist und was nicht: Auslegungssache! Und genau da liegt das Problem. Obwohl der König selbst diesen Gummiparagraphen schon mal abschaffen wollte, wird der im politischen Geschäft gerne dazu benutzt, eine kritische Opposition mundtot zu machen oder sich einfach seiner Gegner oder Konkurrenten zu entledigen, indem man sie der Majestätsbeleidigung bezichtigt. Wie groß die Angst der

Thailänder vor der staatlichen Willkür ist, erfuhr auch unser Autor Robert Hetkämper, als er für sein Verständnis des Sachverhalts immer wieder nach Beispielen fragte, die den Tatbestand der Majestätsbeleidigung erfüllen. Niemand wollte darauf antworten, nicht einmal bei ausgeschalteter Kamera, man könnte ja etwas Falsches sagen und im Gefängnis landen.

Autor: Robert Hetkämper / ARD Singapur

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Bayerischer Rundfunk
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