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Weltspiegel

SPANIEN: Aufstand der Großeltern:

Sie nennen sich Straßenoldies, Omas und Opas aus der 60-Plus-Generation, die gegen Spaniens Regierung aufbegehren. In Barcelona, Sevilla und Madrid ziehen sie los, überrumpeln Beamte in Ministerien, Pförtner in öffentlichen Ämtern oder eben Angestellte an den Bankschaltern. Unauffällig betreten sie die Zielgebäude, harmlose ältere Bürger, gut gekleidet und seriös. Wenn sie dann drinnen sind, outen sie sich: die Omas und Opas stehen plötzlich da in ihren gelben Jacken und prangern das System an.

„Wir kämpfen für unsere Kinder und Enkelkinder" sagen Senioren wie Pilar, denn die haben im krisengeschüttelten Spanien keine Perspektive mehr. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei sagenhaften 50 Prozent. Eine verlorene Generation, befürchten die Großeltern, die von ihren knappen Renten jetzt zusätzlich Kinder und Enkel mit Geld, Wohnraum und Verpflegung unterstützen müssen.

Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid

SÜDAFRIKA: Richter im Leopardenfell: Gogo Cazile Hadebe wartet immer noch darauf, dass der Schaden beglichen wird, den die Kühe des Nachbardorfes bei ihr angerichtet haben. Aber der „Chief "verhandelt ihren Fall nicht, weil sie eine Frau ist und sein „traditionelles Gericht" Frauen nicht anhört. Südafrika steht vor einer Zerreißprobe zwischen moderner Verfassung und althergebrachten Traditionen. Denn Letztere soll ein Gesetz jetzt stärken und den „traditionellen Gerichten" mehr Macht geben. Besonders die Frauenorganisationen laufen dagegen Sturm, befürchten, dass Frauen ihre Gleichberechtigung verlieren und wieder dem Willen des Mannes unterworfen werden. Richter im Leopardenfell und südafrikanische Frauen des 21. Jahrhunderts , das passt einfach nicht mehr zusammen, meinen auch alle, die sich der Rechtsstaatlichkeit verschrieben haben.

Autor: Ulli Neuhoff, ARD-Johannesburg

VIETNAM: Zur Zwangsverheiratung nach China verschleppt: Das typische Opfer ist zwischen 13 und 20 Jahre alt. Eines Tages verschwinden die Mädchen spurlos. Sie werden verschleppt oder von den eigenen Eltern verkauft. Die jungen Frauen aus der Bergregion Nordvietnams landen meist auf der anderen Seite der Grenze - zwangsverheiratet mit einem Chinesen oder dort eingesperrt in einem Bordell. Die Ein-Kind-Politik im Reich der Mitte hat zu einem chronischen Frauenmangel geführt. Nachbarländer wie Vietnam müssen nun herhalten, um den Mangel zu kompensieren. Genaue Zahlen, wie viele Frauen jedes Jahr verschwinden, gibt es nicht. Die vietnamesischen Behörden sind nicht sehr auskunftsfreudig. Man will die Beziehungen zum großen Nachbarn nicht belasten. Nur wenige der entführten Mädchen können sich befreien und schaffen es zurück nach Vietnam. Doch mit der Rückkehr ist der Alptraum noch lange nicht beendet.

Autor: Norbert Lübbers, ARD Singapur

MEXIKO: Herberge für schutzlose Migranten: Auf abenteuerlichen Wegen, über Tage festgeklammert an Güterzügen, kommen sie zu Tausenden aus Guatemala oder Honduras. Geflohen vor Armut und Gewalt mit dem Ziel, Arbeit in den USA zu finden. Mexiko ist für die Illegalen nur eine Transitstation. Aber für die, die im kleinen Ort Ixtepec anlanden, wird die Zwischenstation zum Ort unerwarteter Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Dafür sorgt Pater Solalinde mit seiner „Herberge der Brüder auf der Reise", wo die erschöpften Flüchtlinge für kurze Zeit Schutz und Respekt finden. Mut und Menschlichkeit befeuern das Engagement des Paters, gegen den Widerstand der Regierung, der Polizei und sogar der mächtigen Drogenbarone, die selbst an den gehetzten Migranten mittels Entführung und Erpressung noch Geld verdienen wollen.

Autorin: Susanne Sterzenbach, ARD Mexiko-City

OSTKONGO: Anarchie in der Schatzkammer des Landes: Was ist los im Herzen Afrikas? Die Schlagzeilen über den Ostkongo wiederholen sich: Anarchie, brutale Milizen, Vergewaltigungen, Bürgerkrieg, Hunger, Menschen auf der Flucht. Gerade steht die Provinzhauptstadt Goma im Mittelpunkt des Kampfs der Rebellenarmee M23 gegen die Regierung in Kinshasa. Aber bereits seit 20 Jahren wüten Kriege und ethnische Konflikte in einer der fruchtbarsten Gegenden Afrikas. Der Osten des Kongo gilt zudem als Gold- und Schatzkammer des Landes. Trotzdem können sich die Menschen der Provinz Kivu nicht selbst ernähren, sind abhängig von Hilfslieferungen. Über zwei Millionen sind auf der Flucht vor Gewalt und Anarchie, viele von ihnen wurden bereits mehrmals vertrieben. Warum kann sich das Land aus dem Kreislauf der Gewalt nicht befreien?

Autorin: Birgit Virnich, ARD Nairobi

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Bayerischer Rundfunk
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