Mo., 11.03.13 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Japan: Schmutziger Clean-up - Wie in Fukushima gepfuscht wird:
Vor fast genau zwei Jahren, am 11. März 2011, bebt vor Japan die Erde. Die Dreifach-Katastrophe mit darauf folgendem Tsunami und Atomunglück nimmt ihren Lauf. Fast 100.000 Menschen haben seitdem durch den Super-Gau von Fukushima ihre Heimat verloren. Aber nun ruft die Regierung die Familien auf, zurückzukehren und ein neues Leben zu beginnen. Die Behörden haben dazu eine umfassende Aufräumaktion gestartet. Innerhalb der Sperrzone sind tausende Menschen im Einsatz, um Wohnhäuser, Schulen, Straßen, aber auch Gärten und Wälder von Radioaktivität zu befreien - eine nationale Aufgabe. Doch dabei wird geschlampt: Oft liegt der verstrahlte Müll einfach am Straßenrand herum - ohne weitere Sicherheitsvorkehrungen. Dabei ist dieser Entseuchungs-Einsatz für die Arbeiter auch so schon ein Knochenjob. Viele der Männer sind Leiharbeiter, oft gibt es nur mündliche Absprachen, manche haben nicht einmal einen Arbeitsvertrag. Häufig wird ihnen die Gefahrenzulage nicht ausgezahlt, die versickert bei den Subunternehmern. Sie besitzen auch keine oder nur unzureichende Schutzausrüstung. Unser Korrespondent hat jene Männer getroffen, die ihre Gesundheit riskieren für einen Job, der sie zusehends mehr frustriert: Denn Dekontaminieren bleibt bisher weitgehend wirkungslos.
Autor: Philipp Abresch, ARD-Studio Tokio
Frankreich: Atomarer Schwindel - Unser Nachbar bleibt weiter radio-aktiv: Kaum ein Thema hat unseren Kollegen Michael Strempel in seiner Zeit als Frankreich-Korrespondent mehr beschäftigt als die Atompolitik. Nach der Atom-Katastrophe in Japan preschte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Alleingang vor und verkündete schnell die Energiewende samt deutschem Ausstieg aus der Atomenergie. - Und, will auch Frankreich aussteigen? Zumindest allmählich? Diese Fragen sind schließlich auch für Deutschland von Belang, denn eine Reihe französischer Kernkraftwerke steht in Nähe oder sogar unmittelbar an der gemeinsamen Grenze. Präsident Hollande hat im zurückliegenden Wahlkampf versprochen, die französische Atomkraft bis 2025 drastisch zu reduzieren: von 75 auf dann maximal 50 Prozent der gesamten Stromerzeugung des Landes. Doch meint der Präsident das auch ernst? Warum zum Beispiel ist dann kein zügiger und umfassender Ausbau der erneuerbaren Energien erkennbar, nicht mal in Südfrankreich, wo fast das ganze Jahr über die Sonne scheint? - Der ?Weltspiegel` feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Im Rahmen der Jubiläumsreihe ist der heutige Weltspiegel-Moderator Michael Strempel an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt, um herauszufinden: Wollen jetzt auch die Franzosen tatsächlich eine Energiewende - oder war das alles Wahlkampfschwindel?
Autor: Michael Strempel
Südafrika: Wenn das Geld brennt - Arme Jugendliche spielen Gangster: Soweto, der Millionen-Township, ist Heimat quirligen Lebens geworden, mit neuen Geschäften, Bars und Nachtclubs. In seinen Parks picknicken junge Familien und stellen ganz nebenbei ihr neues Auto zur Schau. Selbst arme Jugendliche haben ihren Weg gefunden, dem neuen Reichtum Tribut zu zollen. Die sogenannten ?Izikhothane`, Kinder und Jugendliche zwischen fünf und fünfzehn Jahren, treffen sich in den Townships, um teure Klamotten und Accessoires vorzuführen, die sie irgendwie ergattert haben, sich aber eigentlich gar nicht leisten können. Ein Tanz auf dem Vulkan, reinster Eskapismus. Das Zulu-Wort "Izikhothane" bedeutet so viel wie: „Die, die lecken" - eine Anspielung auf den ehemaligen Gangster und jetzigen Sushi-König Kenny Kunene, ein populärer Mann. Der hat mal zu seinem 40. Geburtstag leicht bekleideten Damen Sushi-Reste vom Leibe geleckt, daher der Begriff. Jetzt eifern ihm die Gangs nach, konkurrieren um das tollste Outfit und die größte Aufmerksamkeit. Der Höhepunkt ihrer Partys ist häufig die Zerstörung. Dann verbrennen sie ihre glänzenden Schuhe, ihre bunten Jacketts und sogar Geldbündel. Ihr Ziel, sagen sie alle, sei Ruhm.
Autor: Ulli Neuhoff, ARD-Studio Johannesburg
Laos/Kambodscha/Vietnam: Mekong im Stau - Irrsinn oder Fortschritt?: Dieser Dammbau, so warnen Umweltschützer, wäre ein Dammbruch. Lange war es ein Geheimprojekt, niemand sollte wissen, was die Regierung im kommunistischen Laos da plant mit ihrem gewaltigen Fluss - jetzt hat sie Fakten geschaffen: Der erste große Staudamm im Mekong wird gebaut, Beton fließt in den ehemaligen Flussgrund. 820 Meter breit soll das Stauwerk werden und Energie liefern, viel Energie. Wasserkraft sei sauberer Strom, heißt es aus Laos. Studien sollen belegen, dass dieser Eingriff in den natürlichen Ökohaushalt des Mekongs unbedenklich ist. Umweltschützer jedoch sehen das anders: Vor allem der Fischbestand würde drastisch reduziert, und das in einer Region, in der die Menschen auf die Proteine aus dem Fisch angewiesen sind. Und das Staudammprojekt hat auch politische Brisanz: Der Mekong fließt durch sechs Länder. Und vor allem Kambodscha und Vietnam, die stromabwärts unterhalb des geplanten Damms liegen, protestieren heftig dagegen. Unser Weltspiegel-Reporter reist auf dem Mekong Richtung Riesen-Baustelle - auch ohne Drehgenehmigung.
Autor: Robert Hetkämper, ARD-Studio Singapur
China: Nationalismus pur - Wie kleine Inseln eine Großmacht stärken: Peking steht still, es tagt der Volkskongress: Xi Jinping, der neue starke Mann Chinas, wird Hu Jintao als Präsident ablösen. Hinter verschlossenen Türen wird ein Konflikt die Führungsriege der Kommunistischen Partei auch während dieser zehn Tage nicht loslassen: Der Inselstreit mit Japan um die Senkaku-Inseln, chinesisch: Diaoyu. Das Säbelrasseln im Ostchinesischen Meer wird lauter, der Kurs konfrontativer, befeuert durch starke nationalistische Tendenzen in beiden Ländern. Erst Ende Januar hatte China mit seinem Zielradar einen japanischen Helikopter und ein Militärschiff angepeilt - der letzte Schritt vor einem Beschuss. Die große Frage hinter diesem Zwist: Wer erringt die Vorherrschaft über das Ost- und Südchinesische Meer und damit auch im Pazifik? Denn wenn chinesische Kriegsschiffe raus wollen auf den Ozean, dann müssen sie an den Senkakus vorbei. Der Nationalismus im Land spielt Chinas KP dabei in die Hände. Seit dem Wegfall der sozialistischen Rhetorik ist er der ideologische Kitt, der die Reihen im Riesenreich geschlossen hält. Viele Chinesen lassen sich von anti-japanischer Stimmungsmache begeistern, rücken so hinter der Partei zusammen. Und Hardliner dürfen sich freuen: Der scheidende Ministerpräsident Wen Jiabao stellte zum Auftakt des Volkskongresses für dieses Jahr eine Erhöhung der Rüstungsausgaben um 10,7 Prozent in Aussicht.
Autorin: Ariane Reimers, ARD-Studio Peking
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