SENDETERMIN Mo., 26.08.13 | 04:50 Uhr | Das Erste

Weltspiegel

SYRIEN: Eingekesselt von Assads Truppen - Alltag in einer belagerten Stadt:

Zabadani, ein kleines Städtchen unweit von Damaskus, gehörte zu den ersten Orten in Syrien, in denen sich die Bevölkerung gegen Präsident Assad erhob. Vor zweieinhalb Jahren gründeten Aktivisten Untergrundzeitungen, organisierten Studenten täglich gewaltfreie Demonstrationen, besprühten zivile Revolutionsgruppen die Wände mit politischen Graffiti.

Heute ist das Städtchen weitgehend zerstört, von einst 30.000 Bewohnern sind nur noch 2000 geblieben. Zabadani liegt unter Dauerbeschuss der Regierungstruppen. Auf den Bergkuppen stehen die Panzer und Artilleriestellungen Assads und feuern ununterbrochen in die Stadt. Scharfschützen schießen auf alles, was sich bewegt. Und trotzdem machen zivile Widerstandsgruppen weiter wie zu Beginn. Sie lehnen jede Gewalt weiterhin ab, fühlen sich von den bewaffneten Rebellen und Dschihadisten aber genauso verraten wie vom Assad-Regime. Ein stiller und verzweifelter Kampf für ein freies demokratisches Syrien, dokumentiert von Carsten Stormer, der die kleine Stadt unter Lebensgefahr auf verschlungen Wegen erreichte.

Autor: Carsten Stormer, Bearbeitung: Esther Saoub

KAMBODSCHA: Waisen, die keine sind - Das miese Geschäft mit dem Waisenhaustourismus: Es gibt immer weniger Waisen in Kambodscha, trotzdem steigt die Zahl der Waisenhäuser ständig. Über 500 soll es inzwischen geben, in denen mehr als 10.000 Kinder leben. Das machte BR-Korrespondent Norbert Lübbers stutzig und er begab sich auf Recherchereise. Sie wurde zur Reise durch ein Land, in dem Kinderlachen zu Geld gemacht wird. Waisenhaustourismus könnte man das "Geschäftsmodell" nennen, das bestens zu funktionieren scheint. Landesweit gut organisiert werden ganze Touristengruppen zu Besuchen in die Waisenhäuser geschleppt, dort werden ihnen die Kinder als hilfsbedürftige photogene Attraktion vorgeführt. Spenden werden abkassiert, aber kaum zum Wohle der Kinder verwendet. Was die gutherzigen Touristen nicht wissen: Mindestens Dreiviertel der Kinder in Kambodschas Waisenhäusern sind gar keine Waisen, sondern haben zumindest noch ein Elternteil. So werden alle betrogen: Die Kinder um ihr Zuhause und eine Zukunft, die Touristen um ihr Geld und die freiwilligen Helfer, die aus aller Welt kommen, um im Waisenhaus zu arbeiten, um ihre Ideale.

Autor: Norbert Lübbers / ARD Singapur

BANGLADESCH: „Gefällt mir" - Klicks auf Bestellung - Wie facebook-Bewertungen manipuliert werden: Sie haben nur drei "Gefällt mir" auf den letzten facebook-Eintrag bekommen? In Bangladesch kann man dem nachhelfen. Findige Geschäftsleute in Dhaka haben die "Marktlücke" im Online-Business entdeckt und lassen eifrige Mitarbeiter auf Bestellung "likes" klicken. Eine Firma nach der anderen wird gegründet. Der 29-jährige Computeringenieur Masud Rana betreibt das Geschäft bereits seit fünf Jahren und beschäftigt mittlerweile 20 Angestellte in seiner Firma. In zwei Schichten klicken sie rund um die Uhr "likes". Ihr Verdienst liegt bei etwa 60 Euro im Monat. 2500 Kunden hat Masud Rama mittlerweile, vor allem aus Europa und den USA. Sie lassen sich bei ihm ihre facebook-Firmenseite mit gekauften "likes" aufwerten. Jährlich kommen 500 neue Kunden hinzu. Dem Weltspiegel-Korrespondenten Jürgen Osterhage hat Masud Rama offen erklärt, wie das Geschäft funktioniert. Mehr dazu auch auf der Weltspiegel-Facebook-Seite - mit der Bitte um ein "Gefällt mir" oder "Like".

Autor: Jürgen Osterhage / ARD Neu Delhi

ISRAEL: Eine Misswahl der anderen Art - Gesucht wird die „Miss Holocaust-Überlebende": Aus mehreren Hundert Bewerberinnen haben es 17 Damen in die Endrunde geschafft. Sie sind zwischen 80 und 90 Jahre alt und extra zu dieser Miss-Wahl aus allen Teilen der Welt angereist. Makaber? Nein, meinen die meisten Israelis und fiebern dem Finale, der großen Gala, entgegen, an der auch viele Politiker, Prominente und ausländische Botschafter teilnehmen werden. Unter den rund 5000 Zuschauern in der Hafenstadt Haifa werden auch viele weitere Holocaust-Überlebende erwartet. Die Idee hatte Dr. Grennberg, eine Psychologin aus Haifa, die spezialisiert ist auf Traumata, mit denen Überlebende zu kämpfen haben. Doch was motiviert die Kandidatinnen; an dem Spektakel teilzunehmen? Sie wollen das Leben, das Überleben feiern, sagen einige und auch anderen damit Mut machen. Die Jury wird nicht das Aussehen, sondern die innere Schönheit und die persönliche Lebensgeschichte hören und begutachten - nach welchen Kriterien auch immer. So wird das wohl auch ein Wettbewerb um den anrührendsten Lebenslauf.

Autor: Markus Rosch / ARD Tel Aviv

GROSSBRITANNIEN: Fracking? Nein, danke! - Ein Dorf geht gegen Regierungspläne auf die Barrikaden: Bisher ist es Charles Metcalfe aus Balcombe noch nie eingefallen, auf Demos zu gehen. Doch jetzt geht der prominente Weinkritiker auf die Straße, denn ausgerechnet sein Dorf in West Sussex wurde für Probebohrungen zur Schiefergas-Förderung, dem sogenannten Fracking ausgesucht. Seitdem hat sich das konservativ geprägte Dorf zu einem symbolischen Zentrum des Widerstands gegen die umstrittene Technologie entwickelt, die der konservative Premier Cameron im ganzen Land weitflächig durchsetzen will. Da treffen konservative Stammwähler auf zugereiste Hippieprotestierer und gehen gemeinsam gegen die Regierungspläne auf die Barrikaden. Während die Politiker preiswerte Energie für alle versprechen, fürchten viele Briten eine Verschandelung ihrer Landschaft, verunreinigtes Trinkwasser und die Gefahr von Erderschütterungen. Die Proteste in Balcombe sind erst der Anfang, die Diskussion um das Fracking wird mittlerweile im ganzen Land immer heftiger geführt.

Autor: Frank Jahn / ARD London

0 Bewertungen
Kommentare
Bewerten

Kommentare

Kommentar hinzufügen

Bitte beachten: Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern werden innerhalb von 24 Stunden durch die Redaktion freigeschaltet. Es dürfen keine externen Links, Adressen oder Telefonnummern veröffentlicht werden. Bitte vermeiden Sie aus Datenschutzgründen, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Fragen zu den Inhalten der Sendung, zur Mediathek oder Wiederholungsterminen richten Sie bitte direkt über das Kontaktformular an die ARD-Zuschauerredaktion: https://hilfe.ard.de/kontakt/. Vielen Dank!

*
*

* Pflichtfeld (bitte geben Sie aus Datenschutzgründen hier nicht Ihre Mailadresse oder Ähnliches ein)

Kommentar abschicken

Ihr Kommentar konnte aus technischen Gründen leider nicht entgegengenommen werden

Kommentar erfolgreich abgegeben. Dieser wird so bald wie möglich geprüft und danach veröffentlicht. Es gelten die Nutzungsbedingungen von DasErste.de.

Sendetermin

Mo., 26.08.13 | 04:50 Uhr
Das Erste

Produktion

Bayerischer Rundfunk
für
DasErste