Mo., 08.09.14 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Syrien: Pakt mit dem Teufel?:
Nach drei Jahren verheerendem Bürgerkrieg ist Syrien durch den Vormarsch und das brutale Wüten der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) jetzt wieder in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt. Vor einem Jahr drohte US-Präsident Obama dem syrischen Diktator Assad mit Luftschlägen als Strafe für dessen Einsatz von Giftgas.
Passiert ist bekanntlich nichts. Nach dem Vormarsch der Dschihadisten und der brutalen Ermordung amerikanischer Journalisten werden auch in den USA die Stimmen lauter, die ein militärisches Vorgehen gegen den IS auch in Syrien fordern.
Ein fürchterliches Dilemma: Um die Mörder des IS zu stoppen, müssten die USA in irgendeiner Form mit Assad kooperieren, dem Mann, der für den Westen bis jetzt das Böse schlechthin verkörperte und dem man durch die Bekämpfung der Islamisten vielleicht noch die Macht sicherte. Wer kämpft derzeit gegen wen in dem vom Bürgerkrieg verwüsteten Land, dessen Bevölkerung zur Hälfte auf der Flucht ist?
Viele syrische Bürger, die sich ins Ausland retten konnten, sagen: Syrien ist erledigt, dahin kann man nicht mehr zurück. Sie wollen nach Europa. Wenn es nicht anders geht, auch illegal.
Autor: Volker Schwenk, ARD-Kairo
Oman: Traumziel für arabische Regentouristen: Nieselregen, Nebel, dunkle Wolken: die Touristen aus den arabischen Staaten sind begeistert. „So ein schönes Wetter, das haben wir noch nirgendwo erlebt", schwärmt eine Besucherin aus Saudi-Arabien unter ihrem Regenschirm. Ein Tiefdruckgebiet sorgt für Hochgefühle bei den Wüstensöhnen und -töchtern aus den Emiraten, Kuwait, Bahrain und Katar, die genau wegen des für uns schlechten Wetters zwischen Juni und September in Scharen anreisen. Dann streifen die Ausläufer des asiatischen Südwestmonsuns die Provinz Dhofar und es regnet mehr als auf dem Rest der arabischen Halbinsel über Jahre. Drei Monate lang ein herrliches Spitzen-Sauwetter, während die Daheimgebliebenen gerade unter glutheißen 47, 48 Grad stöhnen. Die arabischen Oman-Touristen lassen sich das schöne schlechte Wetter auch gerne etwas kosten. Die Hotels sind in der Regenperiode ausgebucht und die Preise steigen. Egal, Hauptsache Abkühlung.
Autor: Thomas Aders, ARD-Kairo
Kanada: Ölhafen im Tierparadies?: An der Hudson Bay hoch oben im Norden Kanadas liegt das kleine Städtchen Churchill, selbsternannte Welthauptstadt der Belugawale und Eisbären. Man lebt hier vom Tourismus. In Churchill liegt aber auch der einzige arktische Hafen Kanadas. Seitdem der Klimawandel dafür sorgt, dass die Hudson Bay immer länger eisfrei bleibt, weckt das neue Begehrlichkeiten: Die Route Churchill-Antwerpen wäre der schnellste und billigste Weg, um kanadisches Erdöl nach Europa zu verschiffen. Genau das plant die US-amerikanische Firma Omnitrax. Sie hat den Hafen und die Eisenbahnlinie für einen symbolischen Dollar von der Regierung gekauft. Die große Mehrheit der Bewohner von Churchill ist gegen den Ausbau des Hafens aus Angst vor einem Öl-Unfall. Dann wäre das Tierparadies zerstört und die Touristen blieben aus. Die Bedenken sind begründet. Auf der maroden Bahnlinie hat es bereits Unfälle gegeben, die unter den Tisch gekehrt wurden. Maria und Ryan kämpfen gegen den geplanten Ölexport, um die Tierwelt zu schützen: David gegen Goliath. Ihrem Engagement stehen die Verhandlungen über eine transatlantische Freihandelszone entgegen, die das Ölgeschäft mit den Europäern erst so richtig lukrativ machen würde.
Autor: Markus Schmidt, ARD-New York
Schweden: Rechtsextreme auf dem Vormarsch: Kaum ein Wochenende vergeht ohne diese Bilder: 50, vielleicht 100 Neonazis marschieren mit Fahnen und dumpfen Trommeln durch die Innenstadt. Mal in Malmö, mal in Stockholm. Die Polizei hat weiträumig abgesperrt, damit tausende Gegendemonstranten nicht in die Nähe des gespenstischen Zuges gelangen. Barrikaden brennen, die Polizei setzt Tränengas ein - verstörende bürgerkriegsartige Szenen in der vermeintlich liberalen und sozialen Schwedenidylle. Gut eine Woche vor der Parlamentswahl kocht die Stimmung hoch, weil Neonazis die Innenstädte erobern und eine rechtsextreme Partei möglicherweise mehr als zehn Prozent der Stimmen erhalten wird - die sogenannten Schwedendemokraten. Deren Politiker, die früher Rassenhass und Ausländerfeindlichkeit predigten, versuchen mit neuer Rhetorik auch beim bürgerlichen Publikum salonfähig zu werden. Und sie stoßen auf offene Ohren, wenn Schulen schließen, immer mehr Hotels zu Asylbewerberheimen umgewidmet werden und die Jugendarbeitslosigkeit bei 25 Prozent liegt. Die Angst vor dem Rechtsruck und einer Atmosphäre, in der im offenen Schweden immer mehr Menschen den Rechtsextremen folgen, ist groß.
Autor: Björn Staschen, ARD-Stockholm
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