Mo., 20.10.14 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Libanon/Türkei: Kunstraub für Kalaschnikoffs - Wie mit syrischen Antiken der Terror finanziert wird (Autorin: Esther Saoub):
Die USA bombardieren, unterstützt von einer internationalen Allianz, täglich Stellungen der Terrororganisation „Islamischer Staat" in Syrien. Doch den Kämpfern scheint der militärische Nachschub nicht auszugehen. Denn an Geld fehlt es den Milizen nicht. Öl, Entführungen und antike Kunstschätze sind nicht versiegende Geldquellen. Der Erlös aus dem Kunstraub ist zwar nicht der größte Teil, aber trotzdem ein beachtlicher. Auf verborgenen Wegen gelangen die antiken Fundstücke aus Syrien in renommierte Auktionshäuser von New York über London bis München. Zig Millionen Dollar, so schätzen Experten, verdienen die Milizen damit. Syrien, für viele die Wiege der Menschheit, verliert unermessliche Kunstschätze. Das wollen nicht alle hinnehmen. Unter Lebensgefahr stemmen sich einige junge Syrer gegen diesen Ausverkauf ihres Kulturerbes. Esther Saoub hat sie getroffen, in den Grenzgebieten zu Syrien, in der Türkei und im Libanon. Eine Recherche auf alten Schmugglerrouten, in Antiquitätengeschäften, auf Polizeistationen, in Museen.
Indien: Polizisten foltern Verdächtige (Autor: Gábor Halász, ARD-Studio Neu Delhi):
Soni Suri wurde verdächtigt, mit maoistischen Rebellen zu sympathisieren. Polizisten verhaften die Frau, vergewaltigen sie, foltern sie mit Elektroschocks. Sie wollen ein schnelles Geständnis. Der Fall wird dokumentiert, da die Frau anschließend im Krankenhaus behandelt wird. Erschütternde Bilder, aber Soni Suri ist kein Einzelfall. Menschenrechtsanwälte sagen, es gebe tausende Fälle. Als Gabor Halasz und sein Team mit der Recherche beginnen, ahnen sie nicht, was ihnen alles begegnen wird. Im Punjab erfahren sie von zwei jungen Männern, die Ende August verhaftet werden, weil sie gestohlen haben sollen. Auch diese beiden werden gefoltert. Irgendwann dürfen sie gehen. Der eine taucht unter, verschwindet. Der andere nimmt sich das Leben, aus Angst vor weiteren Folterungen. Ein Polizist, der den Dienst quittiert hat und vor dem Obersten Gericht gegen seine ehemaligen Kollegen kämpft, bestätigt, dass Folter in Polizeistationen gängige Praxis ist. Um ihn zum Schweigen zu bringen, wird sein Vater verhaftet und so lange gefoltert, bis er stirbt. Egal wie gut die Fälle dokumentiert sind, die Polizisten werden in der Regel nicht bestraft. Und das zuständige Ministerium? Gábor Halász hat dort angefragt und wartet auf Antwort.
Nordirland: Mit Fototapeten zum Erfolg (Autorin: Annette Dittert, ARD-Studio London):
Bushmills ist ein typisches Durchgangsstraßendorf in einem ärmlichen Landstrich in Nordirland. In drei Sekunden, sagen die Bewohner, entscheidet sich, ob jemand anhält oder weiterfährt. Bis vor kurzem sind die Reisenden weitergefahren bis zur nahegelegenen Whiskybrennerei. Das Dorf hat davon nicht profitiert. Doch das hat sich geändert. Und Roy Bolton, der heimliche Bürgermeister des Ortes, hatte die Idee. Die leerstehenden Geschäfte sollten nicht mehr so trist und unbelebt aussehen. Er wollte den Häusern neues Leben einhauchen. Und zwar mit Fotos von denen, die in Bushmills leben. Potemkinsches Dorf mit echten Protagonisten. Inzwischen haben sich die Fototapeten von zwei Künstlerinnen zu einer echten Touristenattraktion entwickelt. Sie sind so erfolgreich, dass die ersten Geschäfte die Tapeten abnehmen und wieder öffnen. Annette Dittert ist Menschen begegnet, die wieder Hoffnung schöpfen, dass ihr Dorf den Abwärtstrend hinter sich lassen kann.
Taiwan: Verschmähte Schoßhunde - letzte Station Todesspritze (Autor: Philipp Abresch, ARD-Studio Tokio):
Die beliebteste und teuerste Rasse ist die französische Bulldogge, ein echter Mode-Hund. Wenn er ca. vier Monate alt ist, kostet er auf den Hundestraßen von Taipeh und anderen asiatischen Metropolen rund 2.000 Euro. Aber auch Chihuaha, Pomeranian, Dackel und Pudel sind heiß begehrt. Je kleiner und niedlicher, desto besser. Denn dann passt das Tier als Spielzeug und Statussymbol auch in die Handtasche. Ein Lebewesen verkommt so zum Accessoire. Bei Nicht-mehr-Gefallen wird es ausgesetzt oder kostenlos ins Tierheim abgeschoben - Wegwerfhunde. Gesetze, die das Wohlergehen der Tiere regeln, gibt es kaum. Woher all die Vierbeiner kommen, unter welchen Umständen sie gezüchtet, gehalten und verkauft werden, das interessiert viele Hundebesitzer im aufstrebenden Asien nicht. Der Weltspiegel hat Behörden bei zwei Razzien auf Zuchtfarmen begleitet, die Eindrücke und Aufnahmen sind erschreckend: verwahrloste, abgemagerte Hunde - mit Knochenbrüchen oder genetischem Defekt, weil so hochgezüchtet. Manche Tiere können deshalb nicht mehr laufen. Tierschützer sagen: Etwa 50 Prozent schaffen es erst gar nicht bis ins Geschäft, sie verhungern auf den Farmen oder werden getötet, weil sie unverkäuflich sind. Wer noch in die Auslage kommt, muss binnen sechs Monaten an Frauchen oder Herrchen gebracht sein. Wenn nicht, dann landen die Tiere als Ladenhüter im Tierheim. Das Todesurteil. Ein Schicksal, das allein in Taiwan jährlich 100.000 herrenlose Hunde trifft.
China: Mit dem Rad an Tibets Grenzen (Autorin: Ariane Reimers, ARD-Studio Peking):
„So aufgeschlossen habe ich Chinesen Fremden gegenüber noch nie erlebt." China-Korrespondentin Ariane Reimers ist ganz begeistert von all dem, was sie auf der Reportagereise zu Rad erlebt hat. Nur begleitet von einem Kameramann kam sie den Menschen näher als bei anderen Drehreisen. Das Team war unterwegs in der Grenzregion zu Tibet, in der Provinz Ganzu, immer unter strenger Beobachtung der Behörden. Auf engstem Raum erlebte Ariane Reimers eine unglaubliche Vielfalt an Kulturen: die muslimischen Chinesen, mit denen sie das islamische Opferfest feiern konnte, und die Gläubigen im tibetischen Kloster Labrang, einem der wichtigsten Tempel des chinesischen Buddhismus. Beide Welten für die Besucher gleichermaßen faszinierend, aber sie stehen sich sehr misstrauisch gegenüber, in dem Riesenreich China.
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