Mo., 18.05.15 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Griechenland: Das schlechte Image der Reeder:
Autorin: Ellen Trapp
„Griechische Reeder sprechen nicht über ihre Geschäfte, schon gar nicht mit Journalisten." Das hat Nicos Vernicos der ARD-Reporterin Ellen Trapp beim ersten Telefonat gesagt. Doch sie lässt sich davon nicht abschrecken, bleibt beharrlich und bekommt, als sie nicht mehr damit gerechnet hat, die Zusage. Und zwar von Nicos und Giorgos Vernicos. Die Brüder sind sehr erfolgreiche Reeder in vierter Generation. Dass ihr Berufsstand ein schlechtes Image hat, davon wollen sie nichts wissen. Aus ihrer Sicht tun sie genug für das Wohl ihres Landes, in dem sie Arbeitsplätze schaffen und ihren Anteil an Steuern zahlen. Sie lassen allerdings keinen Zweifel daran, dass diese nicht erhöht werden dürfen, wenn griechische Reeder international wettbewerbsfähig bleiben sollen. Die Multimillionäre machen keinen Hehl aus ihrem Reichtum. Dass die Krise viele Menschen in die Armut rutschen lässt, sei bitter, aber, so Giorgos Vernicos, „wir versuchen in einer Welt zu überleben, die weder perfekt noch gerecht ist." Überrascht war unsere Autorin, dass die Griechen, mit denen sie über die Rolle der Reeder sprach, das diesen gar nicht übel nehmen. Eindrücke aus einer sonst sehr geschlossenen Welt.
USA: Wie Flüchtlinge einer Stadt zum Erfolg verhelfen: Autorin: Isabel Schayani
Die Stadt Utica liegt mitten im sogenannten Rostgürtel, der ehemals größten Industrieregion der USA. Aber anders als manch anderen Städten im Nordosten ist es Utica gelungen, dem wirtschaftlichen Niedergang zu entgehen und den Bevölkerungsschwund zu stoppen. Dank einer liberalen Flüchtlingspolitik. Zuerst kamen Vietnamesen, dann Bosnier, heute sind es Somalier, Sudanesen, aber auch viele Burmesen. Die meisten haben viele Jahre in Lagern ausgeharrt, bis sie grünes Licht für die Einreise in die USA bekamen. So wie Fatuma. Der Mann der Sudanesin wurde vor ihren Augen ermordet. Sie floh mit ihren sechs Kindern aus ihrer Heimat, lebte zehn Jahre lang in Flüchtlingslagern. Nun ist sie dank der Vereinten Nationen in Utica. Als ARD-Korrespondentin Isabel Schayani sie trifft, hat ihr die Arbeitsberatung gerade erfolgreich einen Job vermittelt. Der Bosnier Ale Libic lebt bereits seit 1999 in der amerikanischen Stadt. Angefangen hat er als Arbeiter im Gewächshaus. Inzwischen leitet er einen erfolgreichen Lebensmittelgroßhandel. Es läuft nicht alles problemlos mit der Integration. Jeder Vierte hier ist Flüchtling. Aber Utica zeigt, dass Flüchtlinge nicht immer als Belastung begriffen werden müssen.
Peru: Gefährlicher Goldrausch: Autor: Michael Stocks
Wer keine Alternative hat, geht auf Goldsuche. Aus dem ganzen Land zieht es arme Leute in den Dschungel rund um den Fluss Madre de Dios. Bauern, Fischer, die kein Auskommen mehr finden. Dass die Suche nach dem Edelmetall an vielen Stellen verboten ist, da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, hält sie nicht ab. Zu groß ist die Hoffnung aufs schnelle Schürfglück. Vor einigen Jahren hat die Regierung dem illegalen Goldabbau den Kampf angesagt. Spezialeinheiten der Polizei sprengten Lager und Maschinen der Glücksritter in die Luft. Doch die Vertriebenen kamen schnell wieder. Das Team des ARD-Studios in Südamerika machte sich im Dschungel auf die Suche nach den illegalen Goldgräbern. Doch da Journalisten und Kamerateams dort nicht gerade erwünscht sind, war das kein einfaches Unterfangen. Die peruanischen Behörden scheinen inzwischen den Kampf aufgegeben zu haben. Denn sie planen, neue Lizenzen zu vergeben, in der Hoffnung, die Abbaubedingungen dann besser kontrollieren zu können. Michael Stocks über einen vergeblichen Kampf gegen die Zerstörung des Regenwaldes.
Indonesien: Walfang mit Speer und Stoßgebet: Autor: Philipp Abresch
Südostasien-Korrespondent Philipp Abresch war sich bewusst, dass dies kein einfaches Thema werden würde. Auf der Insel Lembata beginnt Anfang Mai die Walfangsaison. Dort ist die Jagd auf die großen Meeressäuger für viele überlebenswichtig. Kein industrieller Walfang; alles sehr traditionell, mit Holzbooten und Harpunen. Doch für die westliche Welt, in der Wale geschützt sind und jede Nachricht einer blutigen Waljagd für Entsetzen sorgt, kann das, was auf Lembata Tradition ist, schwer zu verstehen sein. Auch wenn die Internationale Walfangkommission traditionellen Walfang, wie in Lamalera, ausdrücklich erlaubt. Seit rund 500 Jahren jagen die Menschen dort Wale. Nur so viele, wie sie zum Überleben brauchen. Sie verwerten alles und tauschen es dann gegen andere Lebensmittel. Bevor sie zur Jagd aufbrechen, bitten sie Gott um sein Einverständnis. Nur wer ein reines Herz hat, davon sind die Inselbewohner überzeugt, muss bei der riskanten Jagd nichts befürchten.
Finnland: Ungewöhnliche Musiker im Rampenlicht: Autor: Clas Oliver Richter
„Wir sind anders, und anders zu sein, ist immer gut." Das sagt Sami Helle, der Bassist der Punkband „Pertti Kurikan Nimipäivät". Finnland schickt in diesem Jahr eine ungewöhnliche Band zum Eurovision Song Contest nach Wien. Die vier Musiker sind geistig behindert. In ihrer Heimat sind sie seit langem Stars. Den Vorentscheid für den internationalen Wettbewerb gewannen sie haushoch. Warum sie ausgerechnet Punk machen? „Wir können unheimlich viel von unserer Wut loswerden, wenn die Dinge für uns mal schlecht laufen," erklärt Sänger Kari Aalto seine Leidenschaft für den rauen Sound. Ihren Auftritt in Österreich wollen die vier auch dafür nutzen, mehr Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung zu bekommen. Und natürlich wollen sie gewinnen. Skandinavien-Korrespondent Clas Oliver Richter hat die Band vor ihrer Abreise nach Wien getroffen.
Schnappschuss: Afghanistan - Wie liefern Postboten Briefe aus, in einem Land, in dem es keine Adressen gibt?: Autor: Gabor Halasz
Postboten in Afghanistan stehen Tag für Tag vor einer ganz besonderen Herausforderung. Denn in dem kriegsgeplagten Land gibt es keine richtigen Adressen. In Kabul finden sich kaum Straßennamen, nur hin und wieder Hausnummern. Wie also Briefe zustellen? Gabor Halasz war mit einem Postboten unterwegs. Für den Korrespondenten ist er mehr Detektiv als Briefzusteller.
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