Mo., 23.04.18 | 04:50 Uhr
Das Erste
Südafrika: Vom Aussterben bedrohte afrikanische Wildhunde
Nur noch 130 Wildhunde gibt es im nördlichen Krüger-Nationalpark. In den letzten 20 Jahren sind die Rudel auf ein Drittel geschrumpft – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Der Zoologe Antoine Marchal kämpft für ihr Überleben. Auswilderungsprogramme sollen verhindern, dass die Tiere aussterben.
Es sind nicht die Paviane, die Antoine Marchal interessieren – und auch nicht die großen Tiere, auf die die Touristen so scharf sind. Früh am Morgen muss der Zoologe los um im Krügerpark für das Überleben der seltensten Raubtiere hier zu kämpfen: das der Wildhunde. Und die sind schwer zu finden – selbst für Marchal. Er ist Belgier, aber arbeitet schon viele Jahre hier. "There is a lion here." Löwen sind in der Nähe – gemeinsam mit den Hyänen die größten Feinde der Wildhunde, erklärt Marchal. Die Hunde halten sich dann fern. Im Rudel trägt einer der Wildhunde einen Sender – Marchal hofft, so den Tieren auf die Spur zu kommen. "Die Sonne ist jetzt schon sehr stark. Das wird ein sehr heißer Tag – und wenn es heiß ist, verstecken sich die Hunde im Schatten. Wir müssen sie finden solange sie noch in Bewegung sind."
Probleme bei der Auswilderung
Doch Marchal empfängt kein Signal – drei Stunden sucht er vergeblich – das ist hoffentlich kein schlechtes Zeichen. Marchal zeigt uns das Gehege, in dem er einige Wildhunde hielt, bevor er sie auswilderte – und die Knochen, die sie hinterlassen haben. Auswilderungsprogramme sollen verhindern, dass die Tiere aussterben. Den Moment der Freilassung hat Marchal gefilmt. Das größte Problem war, die Tiere aneinander zu gewöhnen – denn sie kamen aus ganz verschiedenen Teilen des Landes. "Wir haben sie betäubt und dann ihre Körper aneinander gerieben. Als sie wieder wach wurden konnten sie ihren eigenen Geruch an den anderen Tieren riechen. Von da an haben sie sich wie ein gemeinsames Rudel verhalten."
Nur noch 130 Wildhunde gibt es im nördlichen Krügerpark. In 20 Jahren sind die Rudel auf ein Drittel geschrumpft. Marchal führt darüber Buch – aber über die Ursachen rätselt er noch. "Es könnten von Haushunden eingeschleppte Krankheiten sein – wie Tollwut und Hundestaupe. Es könnte daran liegen, dass es zu viele andere Raubtiere im Park gibt – Löwen und Hyänen, die ihnen die Beute streitig machen. Vielleicht aber gibt es auch einfach zu wenige Beutetiere. Und manchmal verlassen die Hunde den Park und geraten dort in Tierfallen."
Im Rudel sind sie stark
Früh am Morgen, zwei Tage später. Von den Wildhunden weiter keine Spur. Antoine Marchal war regelmäßig im Busch unterwegs – aber bisher ohne Erfolg. "Heute früh habe ich ein ziemlich starkes Signal von ihnen. Etwa 500 bis 1000 Meter entfernt von hier." Zum ersten Mal ein Funken Hoffnung. Jetzt sind gute Augen gefragt. Antoine Marchal ist sichtlich angespannt. "Hier! Da ist einer!"
Und dann auch der Rest des Rudels. Die Hunde haben eine Antilope erlegt. Wildhunde jagen im Team – sie töten ihr Opfer nicht sofort, sondern zerreißen es bei lebendigem Leib. "Sie sehen gut aus. Und es ist schön, dass sie fressen. Sie haben einen Impala-Bock gerissen. Auch das schreibe ich auf – denn um sie besser schützen zu können, müssen wir wissen was ihre Vorlieben sind."
Das Erstaunliche aber ist: das Rudel ist hier, obwohl eine Hyäne in der Nähe ist. Auch sie hat es auf das Antilopenfleisch abgesehen. Doch dieses Rudel ist gemeinsam stark genug. Die Hunde halten die Hyäne in Schach, treiben sie in ein Erdloch. Erst als die Wildhunde satt sind und abziehen, wagt sich die Hyäne wieder hervor. Diesmal haben die Hunde gesiegt – im Kampf um Revier, Beute und Überleben.
Thomas Denzel, ARD-Studio Johannesburg
Stand: 03.08.2019 01:05 Uhr
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