SENDETERMIN So., 26.11.23 | 18:30 Uhr

Thailand: Bangen im Geiselfreilassung in Gaza

Eine Frau spricht in die Kamera
Suntaree Saelaos Mann wurde von der Hamas als Geisel genommen. | Bild: NDR

Die Berge von Chiangkong, ganz oben im Norden Thailands, reich und grün. Die Ringelblumen stehen in voller Blüte. Aber Suntalee und ihre Mama sind mit den Gedanken ganz woanders. Suntalee Saelao vermisst ihren Mann Gong. Genau weiß sie es nicht, aber die Hamas hat ihn wohl als Geisel genommen. "Als ich in den Nachrichten gehört habe, dass Geiseln frei kommen, hatte ich Hoffnung. Aber dann war ich natürlich enttäuscht, dass mein Mann nicht dabei ist. Ich hoffe, es klappt beim nächsten Mal.

Schon seit einem Jahr muss Suntalee das Leben hier alleine meistern. Seitdem ihr Mann Gong nach Israel gegangen ist, als Erntehelfer auf einer Avocadofarm. Das letzte, was er ihr zeigen kann: ein Livestream, von ihm selbst gefilmt: Am Morgenhimmel der Schweif von Raketen. Explosionen. Aus der Ferne Schüsse, ganze Salven. Es ist der Morgen des 7.Oktober. Der Angriff der Hamas. "Seitdem habe ich von meinem Mann nichts gehört. Drei oder vier Tage später habe ich ein Foto gesehen, dass zeigt, dass er festgehalten wird und weggebracht wurde. Da wusste ich, dass er wohl eine Geisel ist", sagt Suntaree Saelao.    

Vermisst in Gaza

Eine Frau halt ein BIld ihrer Tochter auf dem Handy in die Kamera.
Die Tochter von Bunyarin Srijan aus Khon Khaen wurde freigelassen. | Bild: NDR

Das Foto, das alle hier so bestürzt, hat ein Kollege gemacht: Gong in den Händen der Terroristen. Alle im Dorf bewegt seitdem nur diese Frage: Wann kommt er frei? Die Hmong sind ein Bergvolk, vor Jahrhunderten aus China nach Thailand eingewandert. Die Menschen hier leben schon immer von der Landwirtschaft. Aber viele gehen zum Geldverdienen ins Ausland, auch nach Israel. Allein aus diesem Dorf haben sich 26 Männer nach Nahost aufgemacht. "Was die Maänner in Israel verdienen, hilft den Familien im Alltag, es hilft, dass die Kinder zur Schule gehen können. Es hilft, ein Haus zu bauen. Es hilft den Menschen im ganzen Dorf, dass die Männer in Israel Geld verdienen", sagt Bürgermeister Vinai Mukdasawan.

Aber jetzt ist einer von hier vermisst – in Gaza. Banges Warten und die Freude der Erleichterung – sie sind in diesen Tagen nah beinander. Bunyarin Srijan aus Khon Khaen kann ihr Glück kaum fassen: "Guck, meine Tochter, mein Schwiegersohn." Die beiden gehören zu den ersten freigelassenen Geiseln. "Ich kann meine Gefühle gar nicht in Worte fassen. Ich bin rausgerannt und habe mit meiner Enkelin vor dem Haus getanzt. Es ist wirklich schwer, zu beschreiben, wie es sich anfühlt. Einfach die reine Freude, eine riesige Erleichterung", sagt Bunyarin Srijan. Tochter Nathawalee war die einzige weibliche thailändische Geisel. Nach dem Angriff der Hamas hatte die Mama plötzlich jeden Kontakt zu ihrer Tochter verloren. Es war eine schwierige Zeit, beängstigend und bedrückend. Jetzt hält die Mutter das ganze Glück in ihren Händen. So fest, dass es nicht nochmal entschwinden mag.

Ein Moment, den sie hier im Bergdorf der Mong noch erwarten. Sehnlichst erwarten. Die Hmong sing gläubige Christen. Heute, wie jeden Sonntag seit fast zwei Monaten, beten sie fuür die Opfer des Krieges in Nahost, für die Freilassung der Geiseln und dass auch Suntalees Ehemann bald wieder kommt. Suntalee ist gar nicht erst mitgegangen heute in die Kirche. Sie ist zu Hause geblieben und mit ihren Gedanken ganz bei ihrem Mann: "Dass er da rauskommt und zu mir zurückkommt. Das ist meine einzige Hoffung."'
Die Lautsprecher im Dorf sind noch still. Sie sollen die gute Nachricht bald verbereiten. Alle hoffen, das sie auch kommt.  

Autoren: Philipp Abresch und Pattama Chutimant

Stand: 26.11.2023 19:07 Uhr

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