Mo., 21.01.19 | 04:50 Uhr
Das Erste
Australien: Coober Pedy - Leben im Untergrund
Eine Geisterstadt mitten im Nirgendwo, so scheint es. Doch hier findet das Leben einfach unter der Erde statt. Rund 60 Prozent aller Einwohner haben Höhlenhäuser: Aber wie lebt es sich eigentlich unter der Erde?
Das ist die Höhle von Paul und Erica. Seit mehr als zehn Jahren wohnen sie nun schon unterirdisch und gut gekühlt. Das spart jede Menge Energie, aber vor allem lieben sie die himmlische Ruhe in ihrem Puppenstuben-Haus. Erica ist immer noch begeistert: "Ich wache immer noch auf und denke: Wow, ich schlafe in einem Felsen, unter einem Felsen steht mein Bett. Uber uns waren irgendwo mal Straßen. Ich finde das großartig."
Und noch mehr Vorteile hat so eine Grotte, erklärt mir Paul. Die Einbauten - alle Maßarbeit: "Du brauchst Platz in der Wand? Dann gräbst du und fräst du einfach, schiebst alles rein, fertig."
Draußen vor der Stadt graben Opalsucher die Erde um. Mit der Jagd nach Edelsteinen ist Coober Pedy vor 100 Jahren berühmt geworden. Weil es so praktisch war, haben die Glücksritter dann einfach in den Löchern gewohnt, die sie vorher gegraben hatten. Auch John Dunstan schürft hier seit mehr als 50 Jahren nach Opalen und dem Traum vom großen Glück: "Hier bei uns gibt es ganz sicher viele verrückte Leute, die das konventionelle Stadtleben satt haben. Hier ist alles einzigartig. Es ist ein Lifestyle. Ich würde nicht für 100 Millionen Dollar tauschen wollen."
Zurück in der Stadt: "Hau ab!" warnen Schilder hier. Ganz klar: Elektriker und Swampy ist eine ganz eigene Persönlichkeit. So viel Wohnraum wie hier könne er sich überirdisch gar nicht leisten, sagt er und alles sei so praktisch: "Mein Weinregal: der Korken bleibt feucht und hier herrschen immer gleiche Temperaturen. Perfekt!"
Swampy baut gerade an. Nicht mehr als fünf Meter breit darf das Zimmer sein, aus Sicherheitsgründen. Aber ansonsten keine Bauabnahme, keine spießigen Nachbarn. Hier hat Mann noch grenzenlose Freiheit: "Der gesunde Menschenverstand sagt dir doch: Warum sollte man hier über der Erde aus dem Fenster schauen wollen? Es gibt da draußen ja eh nur Dreckslöcher. Da lebe ich doch lieber in meiner Höhle."
Selbst die vier Kirchen sind in dem 3500-Seelen-Ort unter der Erde. Unter Platzangst sollte man hier in den engen Höhlengängen lieber nicht leiden. Coober Pedy heißt in der Sprache der Aborigines übrigens: Weißer Mann im Loch. Treffender kann man es wohl nicht sagen.
Autorin: Sandra Ratzow, ARD Singapur
Stand: 12.09.2019 22:51 Uhr
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