SENDETERMIN So., 26.11.23 | 18:30 Uhr

Westjordanland / Ost-Jerusalem: Palästinenser hoffen auf Freilassung

Menschen und MIlitär auf einer Straße im Westjordanland.
Die Stimmung vor dem Ofer-Gefängnis ist angespannt.  | Bild: NDR

Westjordanland – nur wenige Kilometer von der Mauer zu Israel entfernt. Die Stimmung ist angespannt. Wir stehen vor dem Ofer-Gefängnis. In wenigen Minute sollen hier palästinensische Gefangene freigelassen werden, als Teil des Abkommens zur Freilassung israelischer Geiseln in Gaza. Die Menschen hier sind viele Angehörige der palästinensischen Gefangenen. Israelische Grenzpolizisten drängen sie immer weiter zurück. Rufen – "sonst schießen wir mit Tränengas".

Ost-Jerusalem: Freilassung von Gefangenen anders als im Westjordanland

Jenseits der Mauer in Ostjerusalem, auch von Israel besetztes Gebiet. Allerdings zusätzlich annektiert. Heißt: Die Palästinenser hier haben speziellen rechtlichen Status, sind aber keine israelischen Staatsbürger. Hier wartet eine Familie auf ihren Sohn. Die Mutter backt seine Lieblingskekse. "Seit heute Morgen warten wir darauf, dass er hoffentlich freigelassen wird. Ich will meinen Sohn so sehr umarmen. Ich habe ihn seit Monaten nicht mehr gesehen", sagt Vater Yassir Darwish. 
Hier läuft die Freilassung von Gefangenen anders als im Westjordanland ab. Die Gefangenen werden in einer israelischen Polizeistelle freigelassen. Da will der Vater gleich hingehen: "Das sind Bilder von Hassan. Hier schläft er. Er hat viele von seinen Kindheitserinnerungen hier in diesem Zimmer. Und seine Schwester Gehna wartet schon ganz ungeduldig auf seine Freilassung heute."  Hassan ist 17 Jahre alt. Im September kam die Polizei, verhaftete ihn hier. Ein Verfahren läuft. Die Vorwürfe unter anderem: das Angreifen von Polizisten, Waffenbesitz und Sachbeschädigung.  

Zurück im Westjordanland: Jetzt schießt die Grenzpolizei mit Tränengas, sie will die Ansammlung auflösen. Auch unser Kamerateam zieht sich zurück. Die Menschen wollen ihre Angehörigen empfangen. Doch die israelische Besatzung bestimmt, wann und wo sich Palästinenser aufhalten dürfen. Dagegen wehren können sie sich kaum. Der Frust entlädt sich. Jungs werfen Steine. So eskalieren Situationen hier oft. Plötzlich schießt die Grenzpolizei mit Gummigeschossen, eines davon verletzt unseren Kameramann. Rettungssanitäter untersuchen die Wunde am Bein.  

Rund 8.000 Palästinenser in israelischen Gefängnissen

Eine Familie sitzt vor dem Fernseher.
In Ost-Jerusalem hofft Familie Darwish auf gute Nachrichten für ihre Sohn. | Bild: NDR

In Ost-Jerusalem hofft Familie Darwish auf gute Nachrichten für Hassan. Auch ihr jüngerer Sohn Muhammad war schon im Gefängnis. "Mir wurde vorgeworfen, dass ich Steine zerkleinert habe für die Steinewerfer. Aber das stimmt nicht", sagt er. Überprüfen können wir das nicht. Laut Menschenrechtsorganisationen sind insgesamt rund 8.000 Palästinenser in israelischen Gefängnissen. Etwa 350 von ihnen sind minderjährig. Besonders umstritten: Mehrere Tausend sollen ohne Anklage im Gefängnis sitzen, ohne dass Anwälten Beweise vorgelegt werden. Israelische Behörden begründen das mit der Gefahr für die Sicherheit. "Ich wünsche mir, dass meine Kinder ein Leben in Frieden führen können. Wir wollen so nicht leben. Ich war zu Besuch im Gefängnis und habe gesehen, wie demütigend und schwer das Leben dort ist", sagt Mutter Nancy Darwish. Vater Yassar macht sich auf den Weg zur Polizeistation. Auch in Ostjerusalem ist die Stimmung angespannt. Es gibt viele Polizeikontrollen.  

Unser Kameramann im Westjordanland ist zum Glück ist nur leicht verletzt. Viele Familien haben sich nun an einem palästinensischen Gemeindezentrum in der Nähe versammelt. Hier warten auch die Eltern von Rawan Abu Zaid. "Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich warte so sehr auf den Moment, wenn sie kommt und ich sie endlich wiedersehen kann", sagt Mutter Naima Abu Zaid.  Ihre Tochter wurde verurteilt wegen es eines Messerangriffs auf einen israelischen Soldaten – zu neuen Jahren Haft, fast achteinhalb hat sie schon verbüßt. "Seitdem sie ins Gefängnis kam, habe ich sie nicht mehr gesehen. Also seit mehr als acht Jahren", sagt Nafaz Abu Zaid.

Kurz vor 21 Uhr abends kommt Rawan an.  Im Westjordanland Jubel über die Freilassung der Gefangenen. Zum Teil wird das auch als Erfolg der Hamas gesehen. In Jerusalem kommt Vater Yassir aus der Polizeistation heraus. Allein. "Mein Sohn wurde leider nicht freigelassen, hat die Polizei gesagt. Alles was wir heute vorbereitet haben war umsonst. Es macht mich traurig, dass er noch im Gefängnis ist", sagt Vater Yassir Darwish. Er und seine Familie hoffen weiter.  

Autorinnen: Hanna Resch und Sophie von der Tann       

Stand: 26.11.2023 18:54 Uhr

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