Sa., 21.08.21 | 16:30 Uhr
Das Erste
Weltspiegel-Reportage: Amerikas Kampf ums Wasser
Im Westen der USA gibt es nicht mehr ausreichend Wasser. Dort herrscht die schlimmste Dürre seit 20 Jahren, immer öfter geben Farmerinnen und Farmer einzelne Felder auf. Das Farmland kaufen Hedgefonds – die dazugehörigen Wasserrechte fest im Blick. Auch im eher feuchten Osten der USA gibt es zunehmend häufiger Streit ums Wasser, Bundesstaaten klagen gegeneinander um Wasserrechte und ziehen vor Gericht. Was passiert da gerade in den USA? Und was bedeutet das für Mensch und Umwelt?
Wasser wird im Westen ein immer knapperes Gut
Mas Masumoto ist Bio-Bauer im Central Valley in Kalifornien, dem Obstgarten Amerikas. Auch er musste schon ein erstes Feld brach liegen lassen, um die übrigen bewässern zu können. Dabei hat seine Farm noch vergleichsweise gute Grundwasservorräte. Im Westen der USA dürfen Landbesitzerinnen und -besitzer das Wasser nicht nur nutzen, sondern – unter bestimmten Umständen – damit handeln, sprich: verkaufen.
Weil Wasser im Westen ein immer knapperes Gut wird, rennen Immobilienmaklerinnen und Immobilienmakler Farmern wie Mas die Bude ein. Unter deren Kunden: auch jede Menge Hedgefonds. Mas könnte seine Farm wohl für mehr als drei Millionen Dollar verkaufen – will er aber nicht. Denn die Hedgefonds seien nur an den Wasserrechten interessiert, wollten das Wasser fördern wie Öl und das Land so endgültig allen Lebens berauben.
Nestlé sein gesamtes Wassergeschäft in Nordamerika verkauft
Im Osten der USA ist Wasser Gemeingut. Grundstücksbesitzerinnen und -besitzer, die das Wasser an und unter ihrem Land nutzen dürfen, legen ihre Nutzungsrechte allerdings sehr weit aus. "Mermaid Michi" kämpft gegen die ganz großen Fische. Als Meerjungfrau hat sich die 27-jährige in die glasklaren, türkis leuchtenden Lagunen verliebt. Diese Quellen speisen den Santa Fe River im Norden Floridas. Als Michelle Colson hat sie den Kampf gegen Konzerne aufgenommen, die mit dem Wasser einiger dieser Quellen großes Geld machen.
Mittlerweile verbindet sie beides: Als Meerjungfrau erreicht sie auf TikTok viele Menschen, sorgt so für Aufmerksamkeit für ihren Protest. Der richtet sich gegen eine lokale Familie und gegen den Konzern Nestlé. Die Familie reicht das Wasser seit Jahren an Flaschenabfüller weiter, zuletzt an Nestlé. Nestlé zahlte dabei keinen Cent für das Wasser, sondern nur der Familie eine Gebühr für deren Service. Kostenloses Wasser, das man dann im Supermarkt verkauft? Ein Skandal, findet Michelle. Und der Kampf wird noch schwieriger: Gerade hat Nestlé sein gesamtes Wassergeschäft in Nordamerika verkauft – an zwei Private Equity Firmen.
Während Michelle und Mas sich um die Zukunft sorgen, entzieht der Wassermangel Shannon Hartsfield schon ganz konkret die Lebensgrundlage. Shannon ist Austernfischer in vierter Generation an der Apalachicola Bay im Golf von Mexiko. Doch für fünf Jahre dürfen er und seine Kollegen jetzt keine einzige Auster fischen. Es gibt zu wenig Austern, weil nicht mehr genug Frischwasser über den Fluss in die Bucht kommt und das Wasser dort zu salzig wurde. Florida verklagte Georgia deswegen vor dem US-Supreme Court – und verlor. Ein weiterer Prozess läuft noch. Für Shannon entscheidet der Ausgang darüber, ob er als Austernfischer irgendwann wieder seinen Lebensunterhalt wird verdienen können. Der Kampf ums Wasser ist in Amerika in vollem Gange.
Diese Sendung ist nach der Ausstrahlung zwölf Monate lang in der ARD Mediathek verfügbar.
Stand: 20.08.2021 11:28 Uhr
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